RusslandGrosse Annexionswelle droht – Putin mischt UN-Versammlung auf
SDA
20.9.2022 - 19:27
Parallel zum Auftakt der UN-Generalversammlung in New York hat Russland die nächste Eskalation im Krieg mit der Ukraine angekündigt. Die von Moskau besetzten Gebiete wollen in umstrittenen Verfahren noch in dieser Woche über einen Beitritt zur Atommacht Russland abstimmen lassen, wie die Regionen am Dienstag mitteilten. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte die geplanten Abstimmungen umgehend für völkerrechtswidrig. Auch die US-Regierung wies die Pläne scharf zurück und kündigte an, die Scheinreferenden keinesfalls anzuerkennen.
Keystone-SDA
20.09.2022, 19:27
SDA
Die von Moskau anerkannten «Volksrepubliken» Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine sowie das Gebiet Cherson im Süden sowie Militärmachthaber in der Region Saporischschja setzten die «Referenden» für die Zeit vom 23. bis 27. September an. Es handelt sich um Scheinreferenden, weil sie ohne Zustimmung der Ukraine, unter Kriegsrecht und nicht nach demokratischen Prinzipien ablaufen. Auch die Arbeit unabhängiger internationaler Beobachter ist nicht möglich.
Es sei «ganz klar, dass diese Scheinreferenden nicht akzeptiert werden können, dass sie nicht gedeckt sind vom Völkerrecht und von den Verständigungen, die die Weltgemeinschaft gefunden hat», sagte Scholz am Rande der UN-Generalversammlung in New York. Der SPD-Politiker ist dort erstmals als Kanzler dabei.
Russland signalisierte trotz Sanktionen und internationalen Widerstands Bereitschaft, die völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Territorien in sein Staatsgebiet aufzunehmen. Damit stünden sie unter dem Schutz der Atommacht, die seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar für den Fall einer Nato-Einmischung mit dem Einsatz von nuklearen Massenvernichtungswaffen droht.
Die Ukraine reagierte auf die von Russland und den russischen Besatzungsbehörden angekündigten «Referenden» gelassen. «Weder die Pseudoreferenden noch die hybride Mobilmachung werden etwas ändern», schrieb Aussenminister Dmytro Kuleba beim Kurznachrichtendienst Twitter. Die Ukraine werde weiter ihr Gebiet befreien – egal, was in Russland gesagt werde. Der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, sprach von «naiver Erpressung» und «Angstmacherei».
Die US-Regierung wies das Vorgehen der Russen vehement zurück. «Wir werden dieses Gebiet niemals als etwas anderes als einen Teil der Ukraine anerkennen», sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, in Washington.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach den angekündigten Abstimmungen die Legitimität ab und wertete die Referenden auf Twitter als eine «weitere Eskalation von Putins Krieg». Er forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, «diesen eklatanten Verstoss gegen das Völkerrecht» zu verurteilen und die Unterstützung für die Ukraine zu verstärken.
Die UN betonten angesichts der geplanten Abstimmungen die Unabhängigkeit Kiews von Moskau. «Die Vereinten Nationen bekräftigen in all ihren Aktionen kontinuierlich die territoriale Integrität und die Souveränität der Ukraine», sagte Sprecher Farhan Haq.
Die Scheinreferenden gelten als Reaktion auf die aktuelle ukrainische Gegenoffensive im Osten des Landes. Auf ähnliche Weise hatte Russland 2014 die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim annektiert. Der Westen reagierte damals mit Sanktionen, um Russland zu bremsen – jedoch wenig erfolgreich, wie sich nicht zuletzt durch den russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar zeigte.
«Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Sicherheits- und Friedensordnung nicht nur Europas, sondern der ganzen Welt gefährdet», sagte Scholz. «Die Verständigung, dass man nicht mehr mit Gewalt versucht, sich das Territorium seines Nachbarn anzueignen, ist zerbrochen durch den imperialistischen Krieg, den Russland dort führt.» Es sei wichtig, dass die Weltgemeinschaft Kiew unterstütze.
Die 77. Generaldebatte der UN-Vollversammlung findet ohnehin unter Eindruck des Ukraine-Kriegs statt – mit den Vorbereitungen Russlands auf eine grosse Annexion wurde die Krise bei der ersten wieder fast normalen Konferenz seit der Corona-Pandemie nur noch drängender. Mehr als 140 Staats- und Regierungschefs haben sich angekündigt. Putin ist nicht dabei, stattdessen soll der russische Aussenminister Sergej Lawrow dort auftreten, voraussichtlich am Samstag. Für die Ukraine spricht laut UN-Vertretung Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch – allerdings nur per Video.
UN-Generalsekretär António Guterres mahnte mit eindringlichen Worten, die vielen Krisen auf der Welt, auch jenseits des Ukraine-Krieges, seien eine ernste Gefahr für die Zukunft der Menschheit. «Unsere Welt ist in grossen Schwierigkeiten», mahnte er und beklagte zugleich: «Die internationale Gemeinschaft ist nicht bereit oder willens, die grossen dramatischen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.»
Er listete diverse politische Krisen auf, beklagte Hunger und Nahrungsmittelknappheit, explodierende Lebenshaltungskosten und soziale Ungleichheiten. Ausserdem führe die Menschheit einen «selbstmörderischen Krieg gegen die Natur». Die Weltgemeinschaft habe die Pflicht zu handeln. «Doch sind wir in einer kolossalen globalen Dysfunktion festgefahren.» Fortschritte bei diesen Themen würden von geopolitischen Spannungen in Geiselhaft genommen. «Unsere Welt ist in grosser Gefahr – und gelähmt.»
Am Dienstag kamen weitere bedrohliche Nachrichten aus Moskau: Das russische Parlament nahm in Eilverfahren mehrere Gesetzesänderungen vor, die auf eine mögliche Vorbereitung für die Verhängung des Kriegsrechts im Land hindeuten könnten. Putin hatte angesichts des Krieges in der Ukraine bislang gesagt, dass Moskau dort noch nicht einmal richtig angefangen habe.
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ist zu einem neuen Besuch in der Ukraine eingetroffen. Russlands Ziel sei es, die Energieversorgung zu treffen, damit die Menschen in der Kälte in der Dunkelheit sitzen.
«Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen»
12.12.2024
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zur Teilnahme an seiner Amtseinführung am 20. Januar in Washington eingeladen. Das berichtete der US-Sender CBS News am Mittwoch unter Berufung auf mehrere Insider. Xi wurde offenbar schon Anfang November eingeladen, kurz nach den Präsidentschaftswahlen am 5. November. Es sei aber nicht klar, ob Xi die Einladung auch angenommen habe, hiess es weiter.
12.12.2024
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam
Laut Angaben des Pentagons konnte ein Erfolg bei der Entwicklung der US-Verteidigungsfähigkeit gefeiert werden. Wie das Militär am Dienstag mitteilte, war es der Missile Defense Agency bei einem Test vor der im westlichen Pazifik gelegene Insel Guam gelungen, erstmals eine luftgestützte Mittelstreckenrakete abzufangen. Das US-amerikanische Aussengebiet Guam ist ein strategischer und militärischer Aussenposten, der näher an China als an Hawaii liegt. Guam spielt eine wichtige Rolle in der Region, unter anderem auch bei der Abschreckung potenzieller Gegner. Der erfolgreiche Test des US-Militärs unterstreicht das Bemühen des Pentagons, Guams Verteidigung auch gegen eine wachsende Bedrohung durch Raketenbeschuss zu stärken.
12.12.2024
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam