Afghanistan USA kritisieren Taliban nach öffentlicher Auspeitschung

SDA

24.11.2022 - 13:32

Mitglieder der Taliban hören eine Ansprache des neuen afghanischen Ministers für höhere Bildung am 22. Oktober 2022. 
Mitglieder der Taliban hören eine Ansprache des neuen afghanischen Ministers für höhere Bildung am 22. Oktober 2022. 
KEYSTONE

Die USA haben nach Berichten über eine öffentliche Auspeitschung in Afghanistan die Taliban-Regierung scharf kritisiert. Zugleich protestieren Frauen in Kabul gegen die Einschränkung ihrer Rechte. 

Keystone-SDA

Am Mittwoch haben die Taliban in der Provinz Logar im Osten des Landes nach eigenen Angaben 14 Menschen in einem Fussballstadion öffentlich auspeitschen lassen. Den Beschuldigten sei unter anderem Ehebruch, Diebstahl oder Korruption vorgeworfen worden, hiess es in einer offiziellen Mitteilung.

Die US-Sondergesandte für afghanische Mädchen und Frauen kritisierte den Vorfall scharf. Die öffentliche Auspeitschung sei ein entsetzliches und gefährliches Zeichen dafür, dass die Taliban die Politik der Vergangenheit wieder aufnähmen. «Das hat schon einmal nicht gut geendet und wird das Land erneut auf einen gefährlichen Weg führen», schrieb sie weiter.

Seit der Machtübernahme der Taliban 2021 ist es das erste Mal, dass eine öffentliche Auspeitschung als Strafe bestätigt wurde. Während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 wurden Auspeitschungen, Amputationen oder Steinigungen in der Öffentlichkeit vollzogen.

Am gleichen Tag, wie im Osten Afghanistan Menschen vor Publikum ausgepeitscht wurden, protestierten Frauen in der Hauptstadt Kabul gegen die Beschneidung ihrer Rechte durch die Taliban-Regierung. Im Zentrum der Stadt riefen die Demonstrantinnen Slogans wie «Frau, Leben, Solidarität» oder «Wir kämpfen für unsere Rechte», wie die Tageszeitung «Hascht-e Sobh» berichtete. Es handle sich um den ersten Frauenprotest in der Stadt seit der Verhaftung einiger Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtler vor einigen Wochen.

Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 schränken die Taliban die Rechte von Frauen immer weiter ein. So sind in weiten Teilen des Landes die Mädchenschulen ab der siebten Klasse geschlossen. Erst kürzlich wurde Frauen in Kabul der Zugang zu Parks verboten, weil sich die Parkbesucher nicht an die Geschlechtertrennung gehalten haben sollen. Laut Medienberichten sollen die Taliban in der zentralen Provinz Urusgan Frauen nun ausserdem den Kauf von Sim-Karten verboten haben.