Notruf eines Schleuserboots Hilfsorganisation wirft Italien «systematische Verzögerungen» vor

dpa / tchs

13.3.2023 - 21:17

Die Überfahrt der Migranten nach Italien ist hochgradig gefährlich. (Symbolbild)
Die Überfahrt der Migranten nach Italien ist hochgradig gefährlich. (Symbolbild)
Francisco Seco/AP/dpa

Hätten 30 Menschen gerettet werden können? Es sind schwere Anschuldigungen, die Alarm Phone an die italienischen Behörden und Europa insgesamt richtet. Die Rede ist von systematischen Verzögerungen.

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Die Hilfsorganisation Alarm Phone hat den italienischen Behörden eine schleppende Reaktion auf den Notruf eines Schleuserbootes vorgeworfen. Die Organisation teilte mit, die Verzögerung habe zu einem Unglück geführt, bei dem am Sonntag wahrscheinlich 30 Menschen ums Leben kamen. Die Menschen könnten noch am Leben sein, wenn Europa nicht beschlossen hätte, sie ertrinken zu lassen.

Siebzehn Überlebende wurden am Sonntag in einer teilweise von der italienischen Küstenwache koordinierten Aktion etwa 160 Kilometer vor der libyschen Küste gerettet. Ihr mit etwa 50 Menschen besetztes Holzboot kenterte, während sich ein Handelsschiff näherte. Alarm Phone teilte mit, es habe die italienischen, libyschen und maltesischen Behörden über die Position des Bootes informiert und auch betont, dass es wegen des hohen Wellengangs in Gefahr sei.

Die Migranten seien aufgrund der tödlichen Unterlassung der italienischen Behörden gestorben. Das Boot sei neun Stunden nach einer ersten Meldung entdeckt worden, die von einer anderen Organisation, die Überwachungsflüge durchführt, abgesetzt worden sei.

«Sie wären noch am Leben»

«Diese Verzögerung, eine von vielen systematischen Verzögerungen, die Alarm Phone im Laufe der Jahre dokumentiert hat, hat sich als tödlich erwiesen», erklärte die Organisation am Sonntag. «Sie wären noch am Leben, hätte Europa nicht beschlossen, sie ertrinken zu lassen.»

Italien hat Vorwürfe zurückgewiesen, es reagiere nicht auf in Seenot geratene Migrantenboote. Zum Schiffbruch am Sonntag teilte die italienische Küstenwache mit, sie habe drei Handelsschiffe gebeten, auf den Notfall zu reagieren. Die libyschen Behörden hätten zuvor erklärt, sie seien dazu nicht in der Lage. Ein weiteres Schiff befand sich bereits in dem Gebiet und stand in Kontakt mit Alarm Phone. Als erstes traf die «Froland» am Unglücksort ein und rettete 17 Menschen. Sie brachte zwei von ihnen zur medizinischen Versorgung nach Malta und fuhr mit den anderen 15 weiter nach Italien.

Frachtschiffe setzten die Suche nach den Vermissten am Montag fort. Sie wurden nach Angaben der italienischen Küstenwache unterstützt von Luftüberwachungsflügen der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex.