Politik Hisbollah rechnet mit möglichem «harten Angriff» Israels

SDA

27.7.2024 - 23:47

Israelische Polizisten und Feuerwehrleute arbeiten am Ort eines Raketenangriffs auf den Golanhöhen. Foto: Gil Eliyahu/AP/dpa
Israelische Polizisten und Feuerwehrleute arbeiten am Ort eines Raketenangriffs auf den Golanhöhen. Foto: Gil Eliyahu/AP/dpa
Keystone

Nach dem tödlichen Raketenangriff auf den von Israel besetzten Golanhöhen wartet die libanesische Hisbollah auf einen möglicherweise schweren Angriff Israels. «Wir sind seit Monaten in Bereitschaft und halten Ausschau nach jeglichem Angriff des Feindes», erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Hisbollah. «Dies ist nichts Neues, wir sind in ständiger Bereitschaft.» Jetzt erwarte man einen möglicherweise «harten Angriff», hiess es den Kreisen zufolge.

Libanesische Medien berichteten, die Miliz habe in Erwartung eines möglichen israelischen Angriffs rund 100 ihrer Posten in Vororten südlich der Hauptstadt Beirut geräumt. In diesen Gegenden ist die Hisbollah besonders aktiv. Hier könnte Israels Armee auch angreifen, sollte sie einen besonders schweren und erschütternden Gegenangriff landen wollen.

Neben dem fast täglichen Beschuss im Grenzgebiet und tiefer im Landesinneren hat Israels Armee in den vergangenen Monaten auch mehrfach gezielt Hisbollah-Kommandeure getötet. In einem südlichen Stadtteil Beiruts wurde bei einem mutmasslich israelischen Drohnenangriff im Januar zudem der zweithöchste Anführer der islamistischen Hamas im Ausland, Saleh al-Aruri, getötet.

Schwere Kämpfe bereits in den vergangenen Monaten

Schon in vergangenen Monaten lieferten sich die Hisbollah und Israels Armee die schwersten Kämpfe seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. Eine weitere Ausweitung der Kämpfe zu einem umfassenden Krieg hätte unabsehbare Folgen für die Region, bei der auch die proiranischen Milizen im Irak, in Syrien und im Jemen ihre Angriffe auf Israel und dessen wichtigsten Verbündeten USA ausweiten dürften.

Die Hisbollah verfügt über ein Arsenal von rund 150.000 Raketen und Drohnen und gilt als noch schlagkräftiger als die Hamas, gegen die Israel im Gazastreifen kämpft. Im Kriegsfall könnte die Hisbollah täglich Tausende Raketen in Richtung Israel abfeuern. Eine Art Raketenhagel könnte Israels Raketenabwehr überfordern. Einigen Schätzungen zufolge soll die Hisbollah über 40.000 bis 50.000 Kämpfer stark sein. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat ihre Zahl dagegen mit 100.000 angegeben.

Bei dem Einschlag einer Rakete in dem Dorf Madschd al-Schams auf den Golanhöhen wurden nach israelischen Militärangaben mindestens elf Menschen im Alter zwischen 10 und 20 Jahren getötet. Die israelischen Streitkräfte machten die Hisbollah für den Angriff auf das Dorf verantwortlich, das von Mitgliedern der Religionsgemeinschaft der Drusen bewohnt wird. Die Schiiten-Miliz hingegen wies die Vorwürfe, das Dorf angegriffen zu haben, kategorisch zurück.