Macau Hongkongs kleiner Bruder ist Pekings Liebling

dpa

21.12.2019

Macao ist der einzige Ort in ganz China, an dem Glücksspiel erlaubt ist. 
Macao ist der einzige Ort in ganz China, an dem Glücksspiel erlaubt ist. 
Bild: Keystone

In Hongkong toben seit Monaten Proteste gegen den Einfluss von China. Macau liegt gleich daneben, ist ebenfalls eine ehemalige Enklave – aber Peking treu ergeben. Präsident Xi Jinping will die Stadt dafür belohnen.

Ein Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping wäre in Hongkong derzeit kaum denkbar. Seit über einem halben Jahr probt die Stadt den Aufstand gegen die Regierung. Hunderttausende gehen immer wieder auf die Strasse. Xi Jinping dürfte deshalb erleichtert sein, dass an diesem Wochenende kein Jubiläum in Hongkong ansteht – sondern gleich nebenan in Macau.

Gefeiert wird der 20. Jahrestag der Rückgabe der ehemaligen portugiesischen Enklave an China. Xi Jinping war als Ehrengast nach Macau gereist. Grosse Demonstrationen musste das in Hongkong verhasste chinesische Staatsoberhaupt nicht fürchten.

Zwar haben Macau und Hongkong auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten. Während Hongkong einst zu Grossbritannien gehörte und 1997 an China zurückgegeben wurde, folgte Macau zwei Jahre später aus portugiesischer Herrschaft.

Chinas Staatpräsident Xi Jinping am Freitag bei den Feierlichkeiten in Macau. 
Chinas Staatpräsident Xi Jinping am Freitag bei den Feierlichkeiten in Macau. 
Bild: Keystone

Die Städte werden seitdem nach dem berühmten Grundsatz «Ein Land, zwei Systeme» regiert. Beide gehören somit zum Staatsgebiet Chinas, geniessen aber mehr Freiheiten als die Menschen im Rest des Landes. Für 50 Jahre ist dieser Sonderstatus eigentlich per Vertrag garantiert.

«Verschiedene Welten»

Während die Hongkonger schon jetzt gegen den zunehmenden Einfluss Pekings ankämpfen, ist in Macau von Opposition kaum etwas zu spüren. «Einige junge Leute in Macau lassen sich vor der Hongkonger Protestbewegung inspirieren», erzählt Leo, ein Hongkonger Demonstrant, der gelegentlich arbeitsbedingt die Schnellfähre nach Macau nimmt: «Im Grossen und Ganzen sind beide Orte aber verschiedene Welten», gibt sich der 40-Jährige ernüchtert.

Gleicht sieht es auch Larry So. Der pensionierte Professor beschreibt seine Stadt als «schon immer sehr rot». Gemeint ist die Vorliebe der Menschen in Macau für die kommunistische Führung in Peking.

Gemäss Larry So gelang es den portugiesischen Kolonialisten anders als den Engländern in Hongkong nicht, den Menschen eine gemeinsame Identität zu verleihen. «Portugiesen und die überwiegend chinesische Bevölkerung lebten voneinander getrennt.» Die Kommunisten hätten die Stadt so schon lange vor dem Abzug der Portugiesen faktisch kontrolliert.


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Während Grossbritannien erbitterte Rückgabeverhandlungen mit Peking führte, die beinhalteten, dass Hongkong für die Zukunft freie Wahlen in Aussicht gestellt wurden, bemühte sich Portugal kaum, noch etwas für die Bevölkerung in Macau rauszuschlagen.

Eine lukrative Zusage gab es aber aus Peking: Als einziger Ort in China ist in Macau Glücksspiel legal. Die weltbekannten Kasinos sind Lebensader und wichtigste Einnahmequelle der Sonderverwaltungsregion, deren Pro-Kopf-Einkommen eines der höchsten der Welt ist. «Diese wirtschaftliche Stärke ist ganz wesentlich für die Zufriedenheit der Menschen», sagt So.

Verhindern, dass die Stimmung kippt

Dass dieses Fundament auch wackeln kann, zeigte sich vor einigen Jahren. Die von Präsident Xi Jinping landesweit verordnete Anti-Korruptionskampagne führte dazu, dass für einige Zeit viel weniger Kader vom Festland nach Macau fuhren, um ihr Geld in den Spielhallen zu waschen.

Zwar hat sich die Glücksspielindustrie, die gleichzeitig der wichtigste Arbeitgeber der Stadt ist, wieder stabilisiert. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Proteste in Hongkong will Peking jedoch sichergehen, dass die Stimmung in Macau nicht kippt.

So machten kurz vor der geplante Reise des Präsidenten in dieser Woche Berichte von umfangreichen Geschenken die Runde. Demnach will die Zentralregierung in Macau nicht mehr nur die Vergnügungsindustrie fördern, sondern die Stadt zu einem Finanzplatz weiterentwickeln. Klarer könnte die Botschaft an das von Grossbanken dominierte Hongkong kaum sein. «Die guten Jungs bekommen Zückerli», beschreibt Professor Larry So die Motivation Pekings.

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