Bericht von Menschenrechtsorganisation Hunderte Migranten von saudischen Grenzbeamten getötet

SDA

21.8.2023 - 17:06

Äthiopische Migranten im Jemen: Hunderte sollen an der saudisch-jemenitischen Grenze getötet worden sein (Archivbild).
Äthiopische Migranten im Jemen: Hunderte sollen an der saudisch-jemenitischen Grenze getötet worden sein (Archivbild).
Bild: AP Photo/Nariman El-Mofty

In Saudi-Arabien sollen Grenzbeamte Hunderte äthiopische Geflüchtete getötet haben, darunter auch Kinder. Saudische Behörden widersprachen einem entsprechenden Bericht der Organisation Human Rights Watch.

Keystone-SDA

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  • Saudische Grenzbeamte sollen Hunderte Migrantinnen und Migranten getötet haben. 
  • Das schreibt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
  • Die Migrant*innen seien demnach an der Grenze zwischen Saudi Arabien und Jemen aus nächster Nähe erschossen worden.

Saudische Grenzschutzbeamte haben Human Rights Watch zufolge Hunderte äthiopische Migranten und Asylsuchende getötet, die versucht haben, die saudisch-jemenitische Grenze zu überqueren.

Menschen sollen aus nächster Nähe erschossen worden sein, darunter auch Kinder, hiess es in dem am Montag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation (HRW). Demnach wurden ausserdem Sprengwaffen gegen Migranten eingesetzt. In dem Bericht wurde der Zeitraum zwischen März 2022 und Juni 2023 untersucht. Aktuelle Untersuchungen von HRW deuteten aber darauf hin, dass die Tötungen weiterhin stattfinden.

Augenzeugen berichteten den Menschenrechtlern von Leichenbergen entlang der Migrationsroute. «Wenn die saudischen Sicherheitsbeamten eine Gruppe (Migranten) sehen, schiessen sie ununterbrochen», sagte eine der Überlebenden den Helfern.

Einschätzungen der Menschenrechtsorganisation zufolge hätten die saudischen Beamten Hunderte – «möglicherweise Tausende» – Migranten in dem Grenzgebiet getötet. Asylsuchende und Migranten sagten, die Migrationsroute zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien sei «voll von Missbrauch» und unter der Kontrolle von Menschenhändlern.

Tote und verletzte Migranten am Wegesrand

Die Organisation befragte nach eigenen Angaben 38 Migranten und vier Verwandte von Menschen, die zwischen März 2022 und Juni dieses Jahres versucht hatten, die Grenze zu überqueren. Ausserdem wertete sie mehr als 350 Videos und Fotos aus, die von März 2021 bis Juli 2023 im Internet und anderen Medien verbreitet wurden. Dazu kamen Satellitenbilder.

Die Aufnahmen zeigten tote und verletzte Migranten am Wegesrand, in Lagern und medizinischen Einrichtungen, hiess es in dem Bericht. Zu erkennen sei auch, dass die Zahl der Gräber in der Nähe von Migrantenlagern zunähmen. Zugleich baue Saudi-Arabien seine Grenzbefestigungen aus.

Trotz des Bürgerkriegs kommen noch immer Migranten in den Jemen mit dem Ziel, ins benachbarte Saudi-Arabien zu gelangen. Schätzungen zufolge kommen weit mehr als 90 Prozent der Migranten auf der «gefährlichen Ostroute» – vom Horn von Afrika über den Golf von Aden durch den Jemen nach Saudi-Arabien – aus Äthiopien. Die Route wird HRW zufolge auch von Migranten aus Somalia, Eritrea und gelegentlich aus anderen ostafrikanischen Ländern genutzt. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Frauen und Mädchen, die auf der Ostroute migrieren, gestiegen.

Saudi-Arabien widerspricht Berichten

Derweil widerspricht Saudi-Arabien dem Bericht der Menschenrechtsorganisation. Der Bericht sei unbegründet und fusse nicht auf verlässlichen Quellen, sagte ein Regierungsvertreter, der nicht genannt werden wollte, am Montag. Beweise führte er nicht an.

Im Jemen herrscht seit Ende 2014 ein verheerender Konflikt zwischen der Regierung, den Huthi-Rebellen und deren Verbündeten. Saudi-Arabien kämpft im Jemen gegen die vom Iran unterstützten Huthis, die das Land 2014 überrannten und die weite Teile im Norden beherrschen. Die Vereinten Nationen betrachten den Konflikt im Jemen als eine humanitäre Katastrophe, die das Land an den Rand einer Hungersnot gebracht hat.

EDA hat noch keine Stellung genommen

Während das Deutsche Ausswärtige Amt sich besorgt über die Vorwürfe aus dem Bericht zeigt, hat das Eidgenössische Amt für Ausswärtige Angelegenheiten (EDA) bis Redaktionsschluss sich offiziell dazu noch nicht geäussert.

tmxh / SDA / dpa