Ansteckungen verschwiegen? In Wuhan wohl zehnmal so viele Corona-Fälle wie gemeldet

SDA/twei

30.12.2020 - 11:29

In China ist die Corona-Pandemie extrem verharmlost worden, wie eine neue Studie vermuten lässt.
In China ist die Corona-Pandemie extrem verharmlost worden, wie eine neue Studie vermuten lässt.
Bild: Keystone

Haben chinesische Behörden in massivem Masse Corona-Fallzahlen verschwiegen? Eine Studie aus Wuhan legt nahe, dass sich in der Metropole zehnmal so viele Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben als bisher kommuniziert.

Die Zahl der Corona-Infektionen beim Ausbruch der Pandemie in Wuhan ist gemäss einer chinesischen Studie möglicherweise zehnmal so hoch gewesen wie bisher angegeben. Bis April hätten rund 4,43 Prozent der elf Millionen Einwohner Wuhans Antikörper gegen das neuartige Coronavirus entwickelt, heisst es in der Studie des Chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle (CDC).

Dies entspricht rund 480'000 Corona-Infektionen in der Millionenmetropole bis April. Das sind fast zehnmal so viel wie die bislang offiziell genannten rund 50'000 Fälle. China hat für seinen Umgang mit der Corona-Pandemie und seine Informationspolitik insbesondere in der Anfangsphase viel Kritik aus dem In- und Ausland geerntet.

Die durch die CDC-Daten offenbarte Diskrepanz zwischen den offiziellen und tatsächlichen Infektionszahlen könne auf eine lückenhafte Meldung von Fällen hinweisen «wegen des Chaos Ende Januar und Anfang Februar, als eine grosse Zahl von Menschen nicht getestet oder nicht exakt auf Covid-19 getestet wurde», sagte der Gesundheitsexperte Huang Yanzhong von der in New York ansässigen Denkfabrik Council on Foreign Relations der Nachrichtenagentur AFP.

Seit Mai kein Corona-Todesopfer mehr?

Wenn die Hauptstadt Wuhan ausgenommen wird, lag der Anteil der Menschen mit Corona-Antikörpern in der Provinz Hubei laut CDC im April bei lediglich 0,44 Prozent. Dies lege nahe, dass die gut zweimonatige Abriegelung von Wuhan im Frühjahr bei der Eindämmung des Virus geholfen habe, schrieben die Studienautoren. Für die Studie waren im April landesweit mehr als 34'000 Menschen untersucht worden.

Bis Mittwoch meldete Chinas Nationale Gesundheitskommission landesweit lediglich 87'027 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus und 4634 Todesfälle. In der Volksrepublik fliessen allerdings asymptomatische Corona-Infektionen, also Ansteckungen ohne spürbare Symptome, die bei SARS-CoV-2 häufig vorkommen, nicht in die offizielle Zählung ein. Der vorerst letzte Corona-Tote in China wurde Mitte Mai registriert.

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