Bis zu ein Jahr Haft Indonesien verbietet ausserehelichen Sex

dpa/dor

6.12.2022 - 06:08

Aktivisten protestieren am 5. Dezember 2022 vor dem Abgeordnetenhaus in Jakarta gegen den verabschiedeten Gesetzentwurf, der Sex ausserhalb der Ehe verbietet.
Aktivisten protestieren am 5. Dezember 2022 vor dem Abgeordnetenhaus in Jakarta gegen den verabschiedeten Gesetzentwurf, der Sex ausserhalb der Ehe verbietet.
Bild: Keystone/EPA/Mast Irham

Bis zu ein Jahr Haft für Sex unter Unverheirateten, kein Zusammenleben mehr von Paaren vor der Ehe: Ein von Menschenrechtlern scharf kritisiertes Gesetz ist heute in Jakarta verabschiedet worden.

In Indonesien wird Sex ausserhalb der Ehe künftig per Gesetz verboten und mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft. Trotz Protesten und Kritik segnete das Parlament in dem südostasiatischen Inselstaat am Dienstag einen entsprechenden Gesetzentwurf ab.

Menschenrechtler hatten das Abgeordnetenhaus zuvor dringend aufgefordert, die neuen Regeln nicht zu verabschieden, weil sie die Bürgerrechte im grössten islamisch geprägten Land der Erde verletzten. Die neue Gesetzgebung soll 2025 in Kraft treten.

«Indonesien will den Weg der rechtsverletzenden Katastrophe einschlagen, indem es ausserehelichen Sex unter Strafe stellt», hatte Phil Robertson, stellvertretender Asien-Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, vor wenigen Tagen auf Twitter gewarnt.

Kein Zusammenleben für Paare vor Ehe

Gestern waren in mehreren indonesischen Städten Hunderte Menschen auf die Strassen gegangen, um gegen das Vorhaben zu protestieren. Bereits 2019 hatte es einen Gesetzesentwurf zu einem neuen Verhaltenskodex gegeben, der wegen Massenprotesten aber zunächst verschoben wurde.

Nicht nur Sex unter Unverheirateten wird verboten: Auch dürfen Paare dem Gesetz zufolge nicht mehr vor der Ehe zusammenleben. Bei einem Verstoss drohen sechs Monate Haft. Allerdings darf die Polizei nur Ermittlungen aufnehmen, wenn ein Familienmitglied eine Beschwerde einreicht. Dieser Punkt gilt als Kompromiss zwischen Liberalen und Konservativen im Parlament. Touristen etwa auf der Urlaubsinsel Bali dürften somit von dem Gesetz kaum betroffen sein.

Bisher galten ausserehelicher Sex sowie homosexuelle Beziehungen in Indonesien zwar nicht als Straftat, jedoch wurde beides in dem konservativen Land schon lange als Tabu betrachtet. Nur in der Provinz Aceh an der Nordwestspitze der Insel Sumatra wird das islamische Rechtssystem der Scharia umgesetzt. Sex ausserhalb der Ehe wird dort mit bis zu 100 Stockhieben bestraft.

dpa/dor