Vater beklagt Folter Inhaftierter Blogger zieht unter Tränen Kritik an Diktator zurück

SDA

4.6.2021 - 09:40

Roman Protassewitsch gab im Gespräch mit dem Sender ONT zu, Proteste gegen Alexander Lukaschenko organisiert zu haben.
Roman Protassewitsch gab im Gespräch mit dem Sender ONT zu, Proteste gegen Alexander Lukaschenko organisiert zu haben.
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In Belarus hat das Staatsfernsehen erstmals ein langes Interview mit dem inhaftierten Regierungskritiker Roman Protassewitsch gezeigt. Dessen Vater sagte, das Video sei durch Folter zustande gekommen.

Keystone-SDA, SDA

In Belarus hat das Staatsfernsehen erstmals ein langes Interview mit dem inhaftierten Regierungskritiker Roman Protassewitsch gezeigt. Der 26 Jahre alte Blogger gab in dem am Donnerstagabend ausgestrahlten Gespräch mit dem Sender ONT zu, Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko organisiert zu haben. Zugleich sagte er, dass er Lukaschenko bewundere. Mit teils zitternder Stimme erhob Protassewitsch Anschuldigungen gegen andere Mitglieder der belarussischen Opposition.

Möglich ist, dass der Regierungskritiker unter Druck gesetzt wurde. Sein Vater sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass es sich um eine durch «Missbrauch, Folter und Drohungen» erzwungene Aussage handle. «Ich kenne meinen Sohn sehr gut und ich glaube, dass er so etwas nie sagen würde.» Es schmerze ihn, das Video zu sehen. «Sie haben ihn gebrochen und ihn gezwungen, das zu sagen, was nötig war.»

Auch der Chef der belarussischen Menschenrechtsorganisation Wjasna, Alex Bjaljazki, sagte vor der Ausstrahlung zu AFP: «Was auch immer er jetzt sagt, es ist reine Propaganda.» Protassewitsch sei stark unter Druck gesetzt worden.

Protassewitschs Eltern hatten bereits die Vermutung geäussert, dass ihr Sohn im Gefängnis misshandelt und zu Aussagen gezwungen werde. Lukaschenko hatte vor knapp zwei Wochen ein Passagierflugzeug in Minsk zur Landung gezwungen und Protassewitsch sowie dessen Freundin verhaften lassen. Der Vorfall hat den Konflikt zwischen der ehemaligen Sowjetrepublik und dem Westen verschärft. Die EU und die USA verhängten neue Sanktionen gegen Belarus.