Deutschland Inlandgeheimdienst: Mehr Risiko-Islamisten und Rechtsextremisten

sda/dpa

24.7.2018

Antisemitische und Nazi-Parolen auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Leipzig, Deutschland. 
Antisemitische und Nazi-Parolen auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Leipzig, Deutschland. 
Bild: Wolfgang Kluge/dpa

Zwar wurden in Deutschland Rechtsextremisten 2017 seltener gewalttätig als im Vorjahr. Insgesamt gibt es aber keinen Grund zur Entwarnung in Sachen Extremismus, wie der am Dienstag in Berlin vorgestellte Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz, des deutschen Inlandgeheimdienstes, zeigt.

Links, rechts oder islamistisch: Immer mehr Menschen in Deutschland fühlen sich von extremistischen Ideologien angezogen. Im vergangenen Jahr stieg ihre Zahl laut Verfassungsschutz um neun Prozent auf 126'000 Extremisten.

"Das ist aus meiner Sicht eine sehr hohe Zahl", sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maassen. Innenminister Horst Seehofer forderte, bei der Abschiebung islamistischer Gefährder müsste man "noch besser werden".

Die deutschen Behörden rechneten Ende Mai rund 1900 Salafisten dem "islamistisch-terroristischen Personenpotenzial" zu. Die Gesamtzahl der Salafisten, zu denen auch radikale Frömmler ohne terroristische Bestrebungen zählen, stieg innerhalb eines Jahres von 9700 auf 10'800 Menschen an. Was dagegen stagniert, ist die Zahl der Salafisten, die in von Terroristen kontrollierte Gebieten ausreisten.

Rückgang rechtsextremer Gewalttaten

Die Zahl der rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund ging 2017 um 35 Prozent zurück. Das hängt auch damit zusammen, dass es heute weniger Sammelunterkünfte für Asylbewerber gibt. Diese waren in den Vorjahren häufig Ziel von Angriffen der Rechtsextremisten gewesen.

Die Behörden zählten Ende 2017 deutschlandweit rund 24'000 Rechtsextremisten. Ein Jahr zuvor hatten sie diesem Spektrum rund 23'100 Menschen zugeordnet. Die Zahl der Neonazis stieg um 200 auf etwa 6000.

Im vergangenen Jahr gehörten 16'500 Menschen zur Szene der so genannten Reichsbürger und Selbstverwalter. Diese erkennen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland und ihres Rechtssystems nicht an. Nach jüngeren Zahlen von Ende März geht der Verfassungsschutz inzwischen von 18'000 Reichsbürgern aus, davon 950 Rechtsextremisten. Knapp drei Viertel der "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" sind Männer und älter als 40 Jahre.

Dass die Zahl der Linksextremisten im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 29'500 Menschen zugenommen hat, hängt nach Ansicht der Experten auch mit dem Erstarken der rechtsnationalistischen AfD (Alternative für Deutschland) zu tun. Sie gilt vielen Extremisten des linken Spektrums als Feindbild.

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