Drei Jahre nach ProtestenIran mobilisiert 80'000 neue Sittenwächter für Kopftuch-Kontrollen
SDA
17.10.2025 - 22:20
Eine Frau steht während einer Demonstration in Teheran vor einem brennenden Autoreifen und zeigt das Victory-Zeichen.
Uncredited/AP/dpa/Keystone (Archivbild)
Der Iran will die Einhaltung der islamischen Kleiderordnung wieder strenger kontrollieren. Allein in Teheran sollen dafür 80'000 neue Sittenwächter rekrutiert werden.
Drei Jahren nach den Protesten im Iran nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini rüstet der Iran im Kampf gegen Verstösse gegen die islamische Kleiderordnung wieder auf.
80'000 neue Sittenwächter sind allein schon für die Hauptstadt Teheran vorgesehen.
Die Regierung will wieder vermehrt gegen säkularistische Tendenzen in der Gesellschaft vorgehen.
Der Iran will allein in der Hauptstadt Teheran 80'000 neue Sittenwächter mobilisieren. Sie sollen die Einhaltung der islamischen Kleiderordnung und Kopftuchpflicht bei Frauen konsequenter durchzusetzen.
«Die neuen Kräfte sollen soziale Gleichgültigkeit und jede Tendenz zum Säkularismus bekämpfen», erklärte Ruhollah Momen-Nassab, Leiter der Behörde zur Förderung ethischer Normen. Mit dieser Initiative soll eine «tiefgreifende gesellschaftliche Transformation» in Teheran erreicht werden, so Momen-Nassab laut dem Nachrichtenportal «Fararu».
Kopftuchgesetz im Parlament
Die Kopftuchpflicht gilt als einer der ideologischen Grundpfeiler des iranischen Staates. Islamischen Vorschriften zufolge müssen Frauen im Iran eine lange Jacke und ein Kopftuch tragen, um Körperkonturen und Haare zu bedecken. Besonders seit den landesweiten Protesten im Jahr 2022 und dem Aufschwung der Frauenbewegung missachten immer mehr Iranerinnen die Vorschriften.
Islamische Hardliner wollten der zunehmenden Missachtung religiöser Vorschriften mit härteren Strafen begegnen und haben im Parlament ein neues Kopftuchgesetz beschlossen. Dieses sah bei Verstössen unter anderem hohe Geldstrafen, den Ausschluss von öffentlichen Dienstleistungen und bei Wiederholung sogar Haftstrafen für Frauen vor.
«Frau, Leben, Freiheit»: Im Schatten der Frauenbewegung
Aber sowohl die Regierung von Präsident Massoud Peseschkian als auch der einflussreiche Sicherheitsrat stoppten die Umsetzung des umstrittenen Kopftuchgesetzes. Beide befürchteten neue Proteste wie im Jahr 2022. Peseschkian warnte sogar, dass eine gewaltsame Durchsetzung der Vorschriften die Bevölkerung vom Islam selbst entfremden könnte.
Die Frauenbewegung unter dem Motto «Frau, Leben, Freiheit» formierte sich nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie war wegen eines angeblichen Verstosses gegen die Kopftuchpflicht festgenommen worden und starb wenige Tage später in Polizeigewahrsam. Ihr Tod löste landesweite und internationale Proteste aus – und stürzte das islamische System im Iran in die schwerste Krise seiner Geschichte.