«Gefährliche Eskalation» Iran meldet Drohnenangriff auf Rüstungsbetrieb in Isfahan

dpa

29.1.2023 - 20:59

Der iranische Aussenminister Hussein Amirabdollahian sprach bei einem Besuch in Katar von einem «feigen Angriff». 
Der iranische Aussenminister Hussein Amirabdollahian sprach bei einem Besuch in Katar von einem «feigen Angriff». 
Bild: Vahid Salemi/AP/dpa

Urheber und das genaue Ziel des Angriffs wurden zunächst nicht bekannt. In der Stadt befindet sich ein Luftwaffenstützpunkt und eine Atomanlage. Aussenminister Amirabdollahian äussert sich vage zu möglichen Auswirkungen auf das iranische Atomprogramm.

29.1.2023 - 20:59

Ein Rüstungsbetrieb in der iranischen Stadt Isfahan ist in der Nacht zum Sonntag von drei mit Bomben bestückten Drohnen angegriffen worden. Nach Angaben des iranischen Verteidigungsministeriums wurden zwei abgeschossen, die dritte habe geringen Schaden am Dach des vom Ministerium lediglich als «Werkstatt» bezeichneten Gebäudes angerichtet. Das Ministerium äusserte sich nicht dazu, wen es für den Angriff verantwortlich hält.

In Isfahan gibt es einen grossen Luftwaffenstützpunkt und ein Zentrum für Forschung und Produktion von Atombrennstoff. Anhand eines Mobiltelefonvideos, das von Press TV, der englischsprachigen Abteilung des iranischen Staatsfernsehens veröffentlicht wurde, liess sich der Ort des Angriffs auf eine Strasse im Nordwesten Isfahans bestimmen, an der sich ein Einkaufszentrum befindet. In der TV-Berichterstattung wurde diese Lokalisierung später bestätigt. Iranische Rüstungs- und Atomanlagen finden sich inzwischen durch das Wachstum der Städte oft von Industriegebieten und Wohnvierteln erreicht und umgeben.

Quadrocopter mit Minibomben

Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna beschrieb die Drohnen als mit Minibomben bestückte Quadrocopter. Solche Fluggeräte werden meist aus kurzer Distanz per Fernbedienung gesteuert. Das iranische Fernsehen zeigte Aufnahmen von Trümmerteilen, die kommerziell erhältlichen Quadrocoptern ähnelten.

Der iranische Aussenminister Hussein Amirabdollahian sprach bei einem Besuch in Katar von einem «feigen Angriff». Auf die Frage, ob davon die Nuklearkapazitäten Irans beschädigt worden seien, sagte er: «Solche Schritte haben keine Auswirkung auf den Willen und die Absichten unserer Atomwissenschaftler, friedliche Atomenergie zu erreichen.» Der katarische Aussenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani sagte, er habe Amirabdollahian eine Botschaft der USA bezüglich des iranischen Atomprogramms übergeben.

Expertenteam soll Angriff untersuchen

Der Vorfall löste in der Region Besorgnis über eine Zunahme der ohnehin bestehenden Spannungen aus. Ein ranghoher Diplomat der Vereinigten Arabischen Emirate, Anwar Gargasch, sagte, der Drohnenangriff sei eine weitere «gefährliche Eskalation».

Die iranische Regierung wird ein Expertenteam in die Stadt Isfahan schicken, um die Hintergründe der Angriffe auf eine Militäranlage zu untersuchen. Das gab der Sicherheitsausschuss des iranischen Parlaments am Sonntag im Staatssender IRIB bekannt. Neben Militärexperten sollen demnach auch Abgeordnete des Sicherheitsausschusses an den Untersuchungen teilnehmen und danach mitteilen, welche Entscheidungen die politische Führung treffe.

Israel hat mehrmals iranische Atomanlagen angegriffen, darunter im April 2021 die unterirdische Forschungseinrichtung in Natans. Die israelische Regierung äussert sich in den seltensten Fällen dazu. Das iranische Geheimdienstministerium hat im Juli behauptet, es habe eine Verschwörung aufgedeckt, sensible Stätten in Isfahan anzugreifen. Im Oktober sendete das iranische Fernsehen angebliche Geständnisse inhaftierter Mitglieder der kurdischen Oppositionspartei Komala. Nach diesen angeblichen Geständnissen wurde ein Angriff auf eine Luftfahrteinrichtung geplant, für die die Angreifer vom israelischen Geheimdienst Mossad ausgebildet werden sollten. Die Partei selbst ist nicht mehr im Iran, sie ist ins Exil im Irak gegangen.

dpa