Während Begräbnis Iranische Sicherheitskräfte schiessen auf Demonstranten

AP/tpfi

22.11.2022

Trauernde Menschen in der iranischen Stadt Izeh im Südwesten des Iran. In der kurdischen Stadt Dschawanrud im Westen des Landes sollen Sicherheitskräfte am Rande eines Begräbnisses mindestens fünf Menschen erschossen haben.
Trauernde Menschen in der iranischen Stadt Izeh im Südwesten des Iran. In der kurdischen Stadt Dschawanrud im Westen des Landes sollen Sicherheitskräfte am Rande eines Begräbnisses mindestens fünf Menschen erschossen haben.
Bild: isna/AFP via Getty Images

Iranische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Aktivisten in einer kurdischen Stadt im Westen des Landes das Feuer auf Demonstrierende eröffnet. Dabei seien in einer kurdischen Stadt Maschinengewehre zum Einsatz gekommen. Es gab demnach mindestens fünf Tote.

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Mindestens fünf Teilnehmer des Protests gegen die Regierung seien getötet worden. Zu dem Protest in Dschawanrud kam es bei der Beisetzung von zwei Menschen, die am Vortag bei Protesten getötet worden waren.

Auf Online-Videos waren Dutzende Protestierende zu sehen, die in Gassen Schutz suchen, während zahlreiche Schüsse in den Strassen hallen. Auf einigen Videos sind Personen zu sehen, die reglos und blutverschmiert auf der Strasse liegen, anderen zeigen Bewohner, die in einem örtlichen Krankenhaus zur Blutspende anstehen.

Schusswunden in Kopf oder Oberkörper

Im Iran kommt es seit dem Tod einer 22-jährigen Kurdin am 16. September im Gewahrsam der Sittenpolizei immer wieder zu Protesten gegen die Regierung. Sie soll das islamische Kopftuch nicht vorschriftsmässig getragen haben.

Die kurdische Menschenrechtsgruppe Hengaw erklärte, iranische Sicherheitskräfte hätten in Dschwanrud auf Protestierende geschossen. Dabei seien schwere Maschinengewehre eingesetzt worden, erklärte die Gruppe unter Berufung auf Augenzeugen. Laut Hengaw wurden am Montag sieben Menschen getötet. Das Menschenrechtsnetzwerk Kurdistan sprach von fünf Toten. Viele der Verletzten seien in Privathäusern behandelt worden, da befürchtet werde, dass sie in Krankenhäusern festgenommen würden, erklärte das Netzwerk. Mehrere hätten Schusswunden in Kopf oder Oberkörper.

Die iranischen Behörden haben die Berichterstattung über die Proteste stark einschränkt, auch der Zugang zum Internet ist oft nicht möglich. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist daher schwierig.

Welle der Gewalt

Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Fars berichtete über Proteste in Dschawanrud am Sonntagabend. Auf Sicherheitskräfte sei mit scharfer Munition geschossen worden, hiess es. Zwei Menschen seien getötet, weitere vier verletzt worden. Über die Gewalt am Montag berichteten staatliche Medien zunächst nicht.

Seit Beginn der jüngsten Proteste wurden nach Angaben der Gruppe Menschenrechtsaktivisten in Iran mindestens 426 Menschen getötet und mehr als 17’400 festgenommen. Mindestens 55 Mitglieder der Sicherheitskräfte seien getötet worden.

Der Abgeordnete Dschalal Mahmudsadeh aus der kurdischen Stadt Mahabad sagte der Tageszeitung «Etemad», seit Ende Oktober seien dort bei Protesten elf Menschen getötet worden, viele von ihnen in den vergangenen Tagen. Manche Sicherheitskräfte hätten am Samstag auf Wohnhäuser und Geschäfte geschossen.