Die USA verlegen schon BomberDiese Anzeichen sprechen dafür, dass Israel den Iran bald angreift
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12.6.2025 - 20:30
Mögliches Angriffsziel Israels: die iranische Atomanreicherungsanlage in Natanz (Archivbild von 2005). Der Iran ist nahe daran, hunderte Kilogramm waffenfähiges Uran zu besitzen.
Bild: KEYSTONE
Die Anzeichen mehren sich, dass Israel einen Angriff auf den Iran plant. Die USA ziehen vorsorglich diplomatisches Personal aus dem Irak ab, britische Beobachter warnen Reedereien vor militärischen Aktivitäten in der Region.
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Stefan Michel, Andreas Fischer
12.06.2025, 20:30
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Ein Angriff Israels auf den Iran und dessen Atomprogramm wird wahrscheinlicher.
Die USA ziehen diplomatisches Personal aus der Region ab, Schifffahrtsgesellschaften werden vor militärischen Aktivitäten im Persischen Golf und der Strasse von Hormus gewarnt.
Die Regierung Trump strebt weiterhin einen Deal mit dem Iran an, um dessen Regierung davon abzubringen, Atomwaffen zu entwickeln.
Die israelische Regierung scheint überzeugt, der Moment sei günstig, um den nach ihrer Ansicht geschwächten Iran empfindlich zu treffen.
Eigentlich will Präsident Trump mit dem Iran einen Deal machen, um das Mullah-Regime zur Aufgabe seines Atomwaffen-Programms zu bringen. Noch vor zwei Wochen soll er den israelischen Premier Netanjahu davor gewarnt haben, den Iran anzugreifen, während die US-Regierung mit dessen Führung verhandelt, schreibt die «New York Times».
Doch vor Kurzem meinte er im Gespräch mit der «New York Post», er sei nicht mehr so zuversichtlich, dass der Atom-Deal mit der Regierung in Teheran zustande komme.
Der Iran hat laut einem Bericht der Internationalen Atomenergie Agentur IAEA die Menge von auf 60 Prozent angereicherten Urans stark erhöht. Dieser Anreicherungsgrad liegt laut Expert*innen deutlich über jenem, der für die zivile Nutzung der Kernenergie nötig ist. Aber noch unter den 80 bis 90 Prozent, die in Waffen eingesetzt werden.
Israel will möglicherweise nicht weiter zuwarten und den Iran und dessen Atomanlagen angreifen, bevor der historische Gegner kernwaffenfähiges Material besitzt.
USA bereiten sich auf baldigen Angriff vor
Am Sonntag soll sich der US-Präsident in Camp David mit seinem Sicherheitsstab getroffen haben. Am Montag hat er mit Premier Netanjahu telefoniert. Über den Inhalt des Gesprächs haben die beiden Regierungen kaum Details verlauten lassen.
Trump soll seinen Partner aufgefordert haben, den Krieg in Gaza zu beenden und einen US-Deal mit dem Iran nicht zu gefährden. Netanjahu soll hingegen seit Monaten versuchen, die US-Regierung zu überzeugen, dass die Gelegenheit für einen Angriff günstig sei, weil Iran geschwächt sei.
Die USA bereiten sich nun offenbar auf eine mögliche Attacke vor und ziehen ihr diplomatisches Personal aus Irans Nachbarstaat Irak ab. Die US-Botschaft in Jerusalem hat gleichzeitig die Bewegungsfreiheit ihres Personals eingeschränkt. In Israel stationierte US-Regierungsangestellte und ihre Familienangehörigen dürfen nicht ausserhalb der Grossräume Tel Aviv, Jerusalem und Beer Scheva reisen, teilte die Botschaft am Donnerstag mit.
Medienberichten zufolge wurde US-Personal auch aus Kuwait und Bahrain abgezogen. Zudem werden sie Familienangehörigen von Militärs im ganzen Nahen Osten die freiwillige Ausreise genehmigen.
Präsident Donald Trump sagte dazu am Mittwoch (Ortszeit) in Washington: «Sie werden abgezogen, weil es ein gefährlicher Ort sein könnte. Wir werden sehen, was passiert.» Der Iran «kann keine Atomwaffen haben, das werden wir nicht erlauben», sagte er.
Auf die Frage von Medienschaffenden, was der Abzug des Personals bedeute, meinte Trump, dass müssten die Journalist*innen selber herausfinden.
USA verlegen Bomber, Israel probt Einsätze
Die angeordneten Evakuierungsmassnahmen werden normalerweise nur bei unmittelbarer Bedrohung ergriffen. Auch dass die Anzahl der Kampfflugzeuge auf dem US-Militärstützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean offenbar stark aufgestockt wird, ist ein Zeichen für eine bevorstehende Eskalation.
Wie «Newsweek» berichtet, zeigen Satellitenbilder zusätzliche B-52-Bomber und F-15-Kampfjets, um die Streitkräfte in Reichweite des Irans und seiner Stellvertreter zu stärken und auf mögliche militärische Massnahmen vorbereitet zu sein, falls die Abschreckung versagt. Sollten als Reaktion auf eine israelische Attacke auch US-Einrichtungen angegriffen werden, wären die USA bereit.
Gleichzeitig habe das israelische Militär nach eigenen Angaben Notfallpläne für einen Präzisionsschlag gegen die iranischen Atomanlagen fertiggestellt. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) erhöhen ihre Luft- und Raketenabwehrbereitschaft, unter anderem mit Betankungsübungen in der Luft und simulierten Langstreckeneinsätzen von F-15- und F-35-Kampfjets.
IAEA: Angriff könnte nach hinten losgehen
Auch Grossbritannien nimmt die steigende Gefahr eines bewaffneten Konflikts wahr. Dies, nachdem eine Agentur für Seehandel Schifffahrtsgesellschaften gewarnt hatte, es könnten in nächster Zeit militärische Aktivitäten erfolgen, die Seeleute im Persischen Golf, im Golf von Oman und in der Strasse von Hormus gefährden würden.
Es sei unsicher, ob Trump Netanjahu ein weiteres Mal von einem Angriff abbringt, wie er es schon vor Monaten einmal getan haben soll, schreibt die «New York Times».
Raffaele Grossi, Chef der IAEA, warnte vor zwei Tagen laut der ARD-Nachrichtensendung «Tagesschau», dass es eine äusserst zerstörerische Kraft brauchen würde, um die gut geschützten iranischen Atomanlagen zu beschädigen. Ein israelischer Angriff würde die iranische Führung in ihrer Entschlossenheit bestärken, Atomwaffen zu bauen, statt sie davon abzubringen.
Gelingt es Israel nicht, Irans Atomprogramm zu eliminieren, verleihen sie diesem mit der militärischen Intervention möglicherweise den entscheidenden Schub.