Getötete Al-Jazeera-Reporterin Israel verweigert dem FBI Hilfe bei Ermittlungen

Jan-Niklas Jäger

15.11.2022

Die Journalistin Schireen Abu Akleh kam im Mai während einer Reportage über Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern im Westjordanland ums Leben.
Die Journalistin Schireen Abu Akleh kam im Mai während einer Reportage über Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern im Westjordanland ums Leben.
Uncredited/Al Jazeera/AP/dpa

Shireen Abu Akleh starb während Kämpfen im Westjordanland: Sechs Monatespäter stellt das FBI eigene Ermittlungen an. Einer Kooperation mit den US-Behörden hat Israel nun eine Absage erteilt.

Jan-Niklas Jäger

Israel hat eine Anfrage des FBI nach Kooperation bei der Untersuchung des Todes der amerikanisch-palästinensischen Journalistin Shireen Abu Akleh abgelehnt. Wie der britische «Guardian» berichtet, kritisierte der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz die Ermittlungen als «Einmischung in Israels innere Angelegenheiten».

Shireen Abu Akleh war im Mai erschossen worden, während sie über eine Militäroperation Israels in der westjordanischen Stadt Dschenin berichtete. Abu Akleh war eine der prominentesten Journalistinnen der arabischen Welt. Sie war die Palästina-Korrespondentin des Nachrichtensenders Al Jazeera.

Keine Strafverfolgung vorhergesehen

Der damalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hatte nach dem Vorfall nahegelegt, Abu Akleh sei vermutlich von ungezieltem Feuer der palästinensischen Kräfte getroffen worden.

Nachdem eine Untersuchung der Vereinten Nationen zu dem Schluss gekommen war, dass die Journalistin höchstwahrscheinlich von israelischen Kugeln getroffen wurde, gab Israel zu, dass vermutlich ein Soldat der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte den tödlichen Schuss abgegeben habe. Dabei seien allerdings keine Gesetze gebrochen worden, weswegen der Vorfall keine Strafverfolgung nach sich ziehen würde.

Das amerikanische Aussenministerium sah den Fall damit ursprünglich ebenfalls als abgeschlossen an. Mitglieder des US-Kongresses kritisierten diese Entscheidung jedoch und schlossen sich Forderungen der Familie Abu Aklehs nach unabhängigen Ermittlungen durch amerikanische Behörden an.

Innerparteiliche Kritik an Joe Biden

Der US-Senator Patrick Leahy kritisierte die Biden-Administration deutlich, weil sie diesen Forderungen nicht nachgekommen war. Eine eigene Untersuchung sei «nach einer Tragödie wie dieser, in der eine prominente Amerikanerin unter fragwürdigen Umständen im Ausland umgekommen ist, üblich und angemessen».

Zuletzt hatte Leahy, selbst ein Mitglied von Joe Bidens Demokraten, die Bereitstellung amerikanischer Militärhilfe an Israel infrage gestellt, sollte das Land weiterhin kein Interesse an der Aufklärung des Vorfalls zeigen.

Versehen oder Vorsatz?

Fast die Hälfte der demokratischen Senatoren unterzeichneten einen Brief, in dem Israels Behauptung, Abu Akleh sei aus Versehen getroffen worden, angezweifelt wird. In Wirklichkeit wäre Abu Akleh aufgrund ihrer journalistischen Arbeit bewusst ins Visier genommen worden.

Den Beginn der FBI-Ermittlungen werten die Senator*innen als Erfolg. Senator Chris Van Hollen bezeichnete die Ermittlungen auf Twitter als «überfälligen, aber notwendigen und wichtigen Schritt im Streben nach Gerechtigkeit und Verantwortung nach der Erschiessung der amerikanischen Bürgerin und Journalistin Shireen Abu Akleh».