Bröckelnder Einfluss von «Javanka» «Javanka» im Weissen Haus in Bedrängnis

Von Jonathan Lemire und Catherine Lucey, AP

6.3.2018

Rund ums Weisse Haus wird über die Zukunft von First Schwiegersohn Jared Kushner und dessen Frau Ivanka Trump spekuliert. Ihr Einfluss scheint zu bröckeln.

Ihr erstes Jahr in Washington galten sie als quasi unberührbares Power-Paar im Weissen Haus, mit weitreichenden Aufgaben, Einfluss und freiem Zugang zu Präsident Donald Trump. Doch Jared Kushner und Ivanka Trump sind ins Stolpern geraten, ihre Zukunft im West Wing scheint offen.

Kushner, der Schwiegersohn von Präsident Donald Trump und lange der zweitmächtigste Mann in Washington, ist in Bedrängnis. Er verlor einflussreiche Verbündete in der Machtzentrale, spürt die Schatten der Ermittlungen zur mutmasslichen russischen Einflussnahme im US-Wahlkampf, und die wirtschaftlichen Verflechtungen seines Familienunternehmens stehen unter Beobachtung. Seine Sicherheitsfreigabe fürs Weisse Haus wurde herabgestuft und die Fragen mehren sich, wie er künftig seine ambitionierten Aufgaben verfolgen soll, zu denen auch die Suche nach einer Friedenslösung im Nahen Osten zählt.

Sein mächtigster Beschützer, der Präsident selbst, scheint unschlüssig ob der künftigen Rolle von Schwiegersohn und Tochter. Die Welle der Schlagzeilen über Kushner, dessen Sicherheitsstatus und unternehmerische Verwicklungen sollen ihm bitter aufgestossen sein, wie zwei ihm nahestehende Personen verlauten lassen. Er habe die Frage gestellt, ob es nicht besser für das Paar sei, wieder nach New York zurückzukehren. Zugleich habe Trump betont, dass er viele der Angriffe auf Kushner für unfair halte, und beklagt, dass das Paar solchen Turbulenzen ausgesetzt sei, heisst es weiter von den Vertrauten des Präsidenten.

Probleme häufen sich

Kushners Probleme häuften sich in den vergangenen Wochen. Da ging einmal Stabschef John Kelly die Sicherheitsfreigabe an - im Zuge von Aufräumarbeiten im Weissen Haus, mit der er offenbar auch seine eigene Stellung zu festigen suchte. Seit seiner Amtsübernahme im vergangenen Jahr konzentrierte sich Kelly darauf, klarere Regeln und Formalien in den Entscheidungsstrukturen zu schaffen. Kushner erreichte er mit den Versuchen, dessen Rolle klar zu strukturieren, jedoch nicht.

Zu Kushners weiteren Bedrängnissen zählen die Ermittlungen von Sonderberater Robert Mueller, ob und wie das Wahlkampfteam Trumps mit Russland verbandelt war.

Und dann stehen auch noch die Geschäfte des Immobilienunternehmens von Kushners Familie unter scharfer Beobachtung. Die Kushner Co. muss in rund einem Jahr eine 1,2 Milliarden Dollar (fast eine Milliarde Euro) schwere Hypothek auf einen Wolkenkratzer in Manhattan zurückzahlen, und Kritiker haben aufgeführt, dass das Unternehmen auch in Ländern, in denen Jared Kushner im Präsidentenauftrag unterwegs war, um Finanzspritzen von Investoren geworben hat. Die Frage nach einem Interessenskonflikt liegt für die Skeptiker damit auf der Hand.

Auch Ivanka Trump, die sich unter anderem als Verfechterin der Interessen von Frauen und Familien in den Machtzirkeln positioniert hat, stösst an ihre Grenzen. Nicht zuletzt angesichts öffentlicher despektierlicher Äusserungen ihres Vaters in Bezug auf Frauen gerät sie in die Klemme. Im Weissen Haus wird nun immer mehr darüber spekuliert, wie viele Dämpfer Jared Kushner und Ivanka Trump noch einzustecken bereit sind.

Auch wenn die jüngsten Entwicklungen noch keine spürbaren Folgen haben, so zeigen sie doch, dass der Einfluss von «Javanka» im West Wing lange nicht mehr das ist, was er einmal war. Eine Antwort von Kushner und Frau steht aus. Nach Aussagen von Mitarbeitern innerhalb des Weissen Hauses und Beratern von ausserhalb sieht das Paar die Offensive Kellys bei der Sicherheitsfreigabe als direkten Angriff auf sich.

«Ich bin niemand, der das Rampenlicht sucht»

Ein Mitarbeiter widerspricht dem hingegen und deutet vielmehr an, dass Kushner Kellys Strukturumbauten begrüsse, weil er sich so besser auf seine politischen Aufgaben konzentrieren könne. «Ich bin niemand, der das Rampenlicht sucht», erklärte Kushner selbst im Juli vor Ermittlern aus dem Kongress. «Erst in meinem Unternehmen und nun im Dienst der Öffentlichkeit habe ich auf Ziele hingearbeitet und es anderen überlassen, sich um Medien und Öffentlichkeitswirkung zu kümmern.»

Was er bisher in der Politik erreicht hat, ist aber schwer greifbar. Weder im Nahost-Prozess noch im Verhältnis zu Mexiko lassen sich Erfolge feiern.

Als Schwiegersohn habe es Kushner bisher geschafft, seine Position zu halten, meint Jennifer Palmieri, ehemalige Kommunikationschefin von Trumps Vorgänger Barack Obama. Aber: «Kushner ist angreifbar und fällt zunehmend in Ungnade. Auch wenn sein Weggang Trump noch isolierter hinterlassen würde, so könnte doch die Entscheidung fallen, dass sein Bleiben es nicht wert ist.»

Aus dem Umfeld des Ehepaares Kushner heisst es, die beiden hätten nicht vor, Washington zu verlassen. Sollten sie sich aber doch dazu entscheiden, zeichnet sich offenbar die Möglichkeit zu einer weichen Landung ab: eine Rolle im nächsten Wahlkampfteam. Aus Kreisen von Regierungsbeobachtern verlautet unterdessen, dass Präsident Trump möglicherweise in absehbarer Zeit auch die Position von Schwiegersohn und Tochter wieder stärken könnte.

Beim jährlichen Gridiron-Galadinner am Wochenende witzelte Trump lediglich über die bedrängte Lage Kushners. Er wolle sich fürs Zuspätkommen entschuldigen, sagte der Präsident. «Wissen Sie, wir haben uns heute Abend verspätet, weil Jared nicht durch die Sicherheitskontrolle kam.»

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