PflegeberufeJede fünfte Pflegeperson in Alters- und Pflegeheimen möchte weg
iw, sda
12.10.2021 - 10:10
Nur etwa die Hälfte des Pflege- und Betreuungspersonals in Alters- und Pflegeheimen ist mit dem Lohn zufrieden. Ein Viertel erwägt, den Beruf zu wechseln. Das zeigen Zahlen aus dem Jahr 2018. Mittlerweile dürfte der Befund noch alarmierender sein.
iw, sda
12.10.2021, 10:10
SDA
Dabei wären 84 Prozent der damals befragten Pflegenden an sich mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden, wie eine neu veröffentlichte Erhebung zeigt. Dieser Anteil sei vergleichbar mit dem Zufriedenheitsgrad in anderen Berufsfeldern, heisst es in einem am Dienstag vom Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) veröffentlichten Bericht.
22 Prozent des Personals ist aber unzufrieden mit den Arbeitszeiten, und 24 Prozent sehen sich ausserstande, die notwendige Pflege bieten zu können. 24 Prozent klagen über Erschöpfung, 22 Prozent haben starke Rückenschmerzen. Und 22 bis 40 Prozent des Personals sieht sein Privatleben mehr oder weniger stark durch die Arbeitsbelastung beeinträchtigt.
Je besser die Fachausbildung und je grösser die Verantwortung, umso stärker werden die Beeinträchtigungen empfunden: Während 24 bis 26 Prozent des Pflegepersonals der Tertiärstufe oder mit Fähigkeitszeugnis erwägen, den Bereich zu wechseln, tun das nur 15 Prozent des ungelernten Hilfspersonals.
Heime haben Mühe, Personal zu finden
Das wirkt sich auf die Rekrutierung aus: Fast alle Heimleitungen (94 Prozent) bekunden Mühe, Personen mit einem Abschluss einer Fachhochschule (FH) oder höheren Fachschule (HF) zu finden. Stellen für nicht qualifizierte Hilfskräfte lassen sich viel leichter besetzen, nur 12 Prozent der Verantwortlichen berichten von Problemen.
Die Zahlen aus dem Jahr 2018 zeigen, dass das Pflege- und Betreuungspersonal in Alters- und Pflegeheimen bereits vor der Covid-19-Pandemie stark unter Druck stand und häufig Fluchtreflexe entwickelte. Die Pandemie hatte gemäss Obsan-Bericht «zweifellos einen negativen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in den Alters- und Pflegeheimen».
Mehr Geld und besseres Image nötig
Die Schlussfolgerung lautet: «Deshalb müssen Faktoren, welche die Arbeitszufriedenheit des Personals positiv beeinflussen und dieses zum Verbleib im Alters- und Pflegeheim motivieren, gefördert werden». Neben der Anpassung der Entlöhnung könnte auch die Aufpolierung des Berufsimages helfen, genug Personal zu finden.
Es herrsche immer noch die veraltete Ansicht vor, Ausbildung und Arbeit in der Langzeitpflege seien weniger anspruchsvoll als in der Akutpflege, schreibt Daniel Höchli, der Direktor des Branchenverbands Curaviva, im Vorwort zum Bericht.
Deshalb habe der Bund Curaviva Schweiz, Spitex Schweiz und die OdA-Santé beauftragt, im Rahmen der Kampagne «Karriere machen als Mensch» die Chancen und Attraktivität der Berufe in der Langzeitpflege bekannter zu machen.
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