Ohne drastische Schritte wird 1,5 Grad-Ziel verfehlt
Ohne drastische Minderungen der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen noch in diesem Jahrzehnt wird das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung in den 2030er Jahren überschritten. Das macht der Weltklimarat in seinem Synthesebericht vom Montag so deutlich wie nie zuvor.
20.03.2023
Eine am Montag veröffentlichte Studie zeigt: Rund ein Drittel der Weltbevölkerung dürfte bis Ende des Jahrhunderts in Regionen mit unmenschlichen Temperaturen leben – bei unveränderter Klimapolitik.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Bis Ende des Jahrhunderts soll rund ein Drittel der Weltbevölkerung ausserhalb einer sogenannten menschlichen Klimanische leben.
- Das haben Forscher der Universität von Exeter (Grossbritannien) herausgefunden.
- Die menschliche Klimanische liegt gemäss der am Montag publizierten Studie bei einer Jahresmitteltemperatur von 11 bis 15 Grad Celsius.
- Dabei untersuchten die Forschenden die Auwirkungen eines globalen durchschnittlichen Temperaturanstiegs von 2,7 Grad – ein realistisches Szenario bei der aktuellen Klimapolitik.
- Von den unmenschlichen Temperaturen wären Länder wie Indien, Nigeria oder Indonesien betroffen.
Ein Drittel aller Menschen könnte Ende des Jahrhunderts in Regionen mit unmenschlichen Temperaturen leben. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam in einer Studie im renommierten Fachblatt «Nature Sustainability».
Die Forschenden untersuchten dabei die Auswirkungen eines Anstiegs der global durchschnittlichen Temperatur um 2,7 Grad – so wie es bei der aktuellen Klimapolitik erwartbar ist.
Das Forschungsteam um Timothy Lenton von der University of Exeter (Grossbritannien) hat für «menschliche Klimanische» jenen Temperaturbereich definiert, in dem Menschen in der Vergangenheit mehrheitlich lebten. Dort können zum Beispiel Nutztiere gehalten werden und Nutzpflanzen spriessen.
Das Leben ausserhalb dieser menschlichen Klimanische würde vermehrt Krankheiten und eine erhöhte Sterblichkeit bedeuten, erklären sie. Die optimale Jahresmitteltemperatur dieser Nische liegt bei etwa 11 bis 15 Grad Celsius. Aktuell leben bereits über 600 Millionen Menschen und damit über neun Prozent der Weltbevölkerung ausserhalb derartiger Gebiete.
Forscher: Fast die Hälfte aller Gletscher wohl verloren
Fast 50 Prozent der Gletscher auf der Erde dürften auch im günstigsten Fall bis Ende des Jahrhunderts wegen der Klimaerwärmung verschwunden sein. Das schreibt ein internationales Team im Fachjournal «Science» mit Blick auf einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
06.01.2023
Indien, Nigeria und Indonesien besonders betroffen
Besonders viele Menschen wären laut der Studie in Indien, Nigeria und Indonesien von unmenschlichen Temperaturen betroffen. Die Länder Burkina Faso, Mali und Katar würden nahezu komplett ausserhalb der Klimanische liegen.
Wird zusätzlich noch die demografische Entwicklung einbezogen, steigt der globale Anteil an Menschen, die ausserhalb der menschlichen Klimanische wohnen, auf 40 Prozent – da das stärkste Bevölkerungswachstum vor allem in Regionen stattfinden wird, die höhere Temperaturen aufweisen.
Die Forschenden weisen zudem darauf hin, dass je 0,3 Grad vermiedenem Temperaturanstieg 350 Millionen Menschen weniger betroffen sein würden. Würde die Erwärmung auf 1,5 Grad beschränkt, wären 14 Prozent aller Menschen von den unmenschlichen Temperaturen betroffen.