«Folge dem Geld»Jetzt will Trump mit der Steuerfahndung gegen Feinde vorgehen
Philipp Dahm
16.10.2025
Wegen Kirk-Post: US-Regierung entzieht Deutschem Visa
Wa«Wenn Faschisten sterben, jammern Demokraten nicht»: Diese Aussage eines Deutschen in einem sozialen Netzwerk kostet ihn sein US-Visum. Das teilt das US-Aussenministerium am Dienstag auf X mit. Neben dem Deutschen entzieht die US-Regierung mehreren ausländischen Staatsangehörigen ihre Visa und begründet das mit deren Äusserungen rund um das tödliche Attentat auf den rechten US-Aktivisten Charlie Kirk.
16.10.2025
Donald Trump nutzt immer mehr staatliche Mittel, um gegen politisch Andersdenkende vorzulegen: Die Steuerbehörde soll Grossspender der Demokraten unter die Lupe nehmen, Ted Cruz fordert Mafia-Ermittlungen gegen Demonstrierende – und Pam Bondi versteht die Antifa nicht.
Die Steuerbehörde IRS erstellt laut ihrem amtierenden Vorsteher Scott Bessent Listen, um gegen Grossspender der Demokraten wie George Soros oder Reid Hoffman vorzugehen.
Ihnen wird vorgeworfen, gewalttätige Proteste zu finanzieren – wie etwa die nächsten «No Kings»-Demonstrationen am 18. Oktober.
Der Republikaner Ted Cruz stösst ins gleiche Horn – und fordert, die RICO-Gesetze zu nutzen, die einst für die Bekämpfung der Mafia ersonnen wurden.
Justizministerin Pam Bondi bezeichnet die Antifa als «kriminelle Organisation», die sie verfolgen will, obwohl es sich bloss um ein Konzept handelt.
Scott Bessent hat früher seine Weggli als Hedgefond-Manager verdient. Dabei war er einst auch Partner von Soros Fond Magament. Heute ist der 63-Jährige nicht nur Donald Trumps Finanzminister, sondern auch der amtierende Chef der Steuerbehörde IRS.
Und diese Behörde will das Weisse Haus nun nutzen, um gegen den politischen Gegner vorzugehen, berichtet das «Wall Street Journal». Im Fokus stehen dabei die Grossspender der demokratischen Partei – darunter auch George Soros, mit dem Bessent früher Geschäfte gemacht hat.
Der Hintergrund: Donald Trump hat via Truth Social zum Angriff auf die Spender der Demokraten geblasen. «George Soros und sein wunderbarer linksradikaler Sohn [Alex] sollten wegen ihrer Unterstützung gewalttätiger Proteste und vielem mehr in den gesamten Vereinigten Staaten von Amerika angeklagt werden», forderte der 79-Jährige auf Truth Social.
Donald Trump just baselessly called for George Soros and Alex Soros to face criminal charges for politically opposing him.
Und weiter: «Wir werden nicht zulassen, dass diese Verrückten Amerika noch weiter auseinanderreissen und [dem Land] nicht einmal die Chance geben, zu ‹atmen› und frei zu sein. Soros und seine Psychopathen-Gruppe haben unserem Land grossen Schaden zugefügt! Das gilt auch für seine verrückten Freunde an der Westküste. Seid vorsichtig, wir beobachten euch!»
Bessent: «Wir haben angefangen, Listen zu erstellen»
Nun soll also Bessent mit der IRS den reichen Linken an den Kragen. Der Finanzminister ist übrigens schon der sechste IRS-Vorsteher seit Trumps Amtsantritt. Er begründet das Vorgehen auch mit den amerikanischen «No Kings»-Protesten, die am 18. Oktober wieder über die Bühne gehen sollen.
Reid Hoffman (rechts) hat mit PayPal und Linked-In Milliarden gemacht und unterstützt die humanistische Sache wie auch die Demokraten. Pam Bondi hatte zuletzt bei einer Anhörung behauptet, Hoffman tauche in den Epstein-Akten auf, ohne Beweise vorzulegen.
IMAGO/PPE
«Viele der Organisationen sind von Gemeinnützigen unterstützt worden, und es wird aufhören», versichert Bessent dem rechten Sender «Real America's Voice». «Wie es immer heisst: ‹Folge dem Geld.›» Man sehe, dass bei den Demonstrierenden «alle Zeichen zutreffen»: Sie hätten dieselben Schilder und würden dieselben Laser gegen Polizisten einsetzen.
Just as @USTreasury led the effort after 9/11 to track terrorist financing, it will follow the money behind violent domestic networks. We will expose domestic terrorists and bring them to justice. pic.twitter.com/iitcxdcgnf
— Treasury Secretary Scott Bessent (@SecScottBessent) October 14, 2025
«Das braucht viel Geld [und] Organisation» weiss Bessent. «Wir haben angefangen, Listen zu erstellen.» Ziel sei es, herauszufinden, was das Ausland, aber auch inländische gemeinnützigen Organisationen damit zu tun hätten. Wir werden diejenigen finden, die verantwortlich dafür sind.»
Ted Cruz fordert Mafia-Ermittlungen gegen Soros
Bessent vergleicht die Lage sogar mit der Zeit nach dem 11. September und beruft sich auf den ermordeten Charlie Kirk: «Charlies Tod hat das angestossen, und wir sind nicht nur entschlossen, ihn zu ehren, sondern auch unser Land sicherer zu machen und die Redefreiheit zu garantieren – auf beiden Seiten.»
«Folgt dem Geld» ist offenbar der Talking point der Republikaner, den auch Ted Cruz bei «Fox News» bringt: «Dreht den Geldhahn ab», fordert der Texaner. «Es gibt erhebliche Beweise, dass George Soros und sein Netzwerk hinter der Finanzierung diesen Veranstaltungen stehen, die auch zu Ausschreitungen im ganzen Land führen könnten.»
Cruz: Follow the money. Cut off the money. You look at this No Kings rally—there’s considerable evidence that George Soros and his network is behind funding these rallies which may well turn into riots.
Soros schreibe die Schecks für die Proteste aus, glaubt der Republikaner. Wer zu Aufruhr anstachele, soll nach den RICO-Regeln verfolgt werden, fordert der 54-Jährige: Dieses Bundesgesetz ist 1970 ersonnen worden, um die amerikanische Mafia zu belangen. Nun sollte es genutzt werden, um «das Geld» zu verfolgen, das hinter der «Gewalt» bei den Protesten stehe.
Bondi: «Wir werden die Leute finden und anklagen»
«Ich sage Ihnen: Es gibt mehr als 200 linke Gruppen hinter diesen No-Kings-Veranstaltungen an diesem Wochenende», tönt Cruz. Teil des Konzepts sei, dass diese Organisationen nichts voneinander wüssten, um «Verantwortlichkeit zu vermeiden». RICO solle das ändern: Er habe den Senat, Justizministerin Pam Bondi und FBI-Chef Kash Patel zum Handeln aufgerufen, sagt Cruz.
I’m excited about No Kings on October 18th. Are you going? I hope you are. I am.
Das Justizministerium sollte eigentlich unabhängig von der Regierung agieren, doch Pam Bondi ist bereits auf Kurs. Auch sie redet von Schildern – und der Antifa: «Sie haben gehört, wie Donald Trump mehrfach über Antifa geredet hat», sagt die 59-Jährige bei «Fox News»: «Sie sind organisiert, sie sind eine kriminelle Organisation, und sie sind sehr organisiert.»
«No Kings»-Demonstration am 14. Juni in Portland, Oregon.
KEYSTONE
Und weiter: «Man hat da draussen Leute mit Tausenden von Schildern gesehen, die alle gleich aussahen, zuvor gekauft, zuvor zusammengesetzt. Sie sind organisiert, und irgendjemand finanziert es. Wir werden die Finanzierung von Antifa klären, wir werden an die Wurzeln von Antifa gehen. Wir werden die Leute finden und anklagen, die dieses Chaos finanzieren und verursachen.»
Bondi: Trump «hat absolut das Recht, das zu tun»
Dass die Antifa keine Organisation ist, die von jemandem gegründet worden ist, sondern ein Konzept, das man bis zu den US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg zurückführen kann, interessiert die Trump-Administration offenbar nicht. Auch die angeblich Tausende von Schildern lassen sich auf den Fotos der bisherigen No-Kings-Proteste nicht entdecken.
Bondi ist ganz auf Seite von Donald Trump: Wenn demokratische Gouverneure nicht zulassen, dass die Nationalgarde in ihren Bundesstaaten aufläuft, könnte der Präsident mit dem Insurrection Act die Kontrolle über Polizei und Militär übernehmen. Das Aufstandsgesetz aus dem Jahr 1807 dient eigentlich der Vermeidung eines Bürgerkrieges. «Er hat absolut das Recht, das zu tun», betont die Justizministerin.
Das Fazit: Trumps Administration nutzt alle ihr zur Verfügung stehenden offiziellen Mittel für ihren politischen Kampf. Flughafen-Videos oder Abwesenheitsmeldungen in Behörden, die den Demokraten die Schuld am Shutdown geben, sind nur die Spitze des Eisbergs. Darunter versuchen Ministerien, Nägel mit Köpfen zu machen.
Die kommenden No-Kings-Proteste bieten dazu einen willkommenen Anlass.