Nach Eklat Juncker bereut Aussage über Italien

SDA/AP

1.6.2018 - 02:47

"Mehr Arbeit, weniger Korruption, Ernsthaftigkeit": EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erzürnt mit seiner Forderung die Italiener. (Archivbild)
"Mehr Arbeit, weniger Korruption, Ernsthaftigkeit": EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erzürnt mit seiner Forderung die Italiener. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/AP/OLIVIER MATTHYS

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat mit Äusserungen über Italien Unmut hervorgerufen und sich reumütig gezeigt.

Kommissionssprecherin Mina Andreeva sagte, Juncker bedaure die Äusserungen tief, die in Italien als Erniedrigung des Landes und insbesondere seines Südens aufgefasst worden waren.

Juncker hatte am Donnerstag gesagt: "Die Italiener müssen sich um die armen Regionen Italiens kümmern. Das bedeutet mehr Arbeit, weniger Korruption, Ernsthaftigkeit."

Andreeva sagte, die Worte seien auf eine irreführende Weise interpretiert worden, denn Juncker liebe Italien. Sie führte jüngste Initiativen Junckers zugunsten Italiens auf, darunter seine Unterstützung für den Wiederaufbau der Kathedrale von Norcia in Umbrien nach dem Erdbeben von 2016. "Es gibt Worte und es gibt Fakten und wir ziehen es vor, uns auf die Fakten zu konzentrieren, die in diesem Fall viel lauter sprechen als die Worte", sagte sie.

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat sich zuvor empört über Äusserungen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zu Italien gezeigt. 

"Ich verlange vom Präsidenten der Europäischen Kommission, dass er die ihm zugeschriebenen Äusserungen sofort dementiert, denn - wenn sie wahr sind - sind sie inakzeptabel", schrieb der Italiener Tajani am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Tajani sagte nicht, auf welche Äusserungen von Juncker er sich konkret bezog.

Juncker hatte in Brüssel am Donnerstag aber über Italien gesagt: "Ich liebe Italien, Bella Italia. Aber ich akzeptiere es nicht länger, dass alles, was im Süden Italiens, in Mezzogiorno, schief läuft, damit begründet wird, dass die EU oder die Europäische Kommission nicht genug tue." Die Italiener müssten sich "um die armen Regionen Italiens kümmern, das bedeutet mehr Arbeit, weniger Korruption, Ernsthaftigkeit". Italien müsse aufhören, "dieses Spiel zu spielen", wonach die EU an allem Schuld sei.

Nicht der erste Eklat

Zuvor hatte bereits EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger mit Äusserungen über Italien für Wirbel gesorgt. Oettinger hatte in einem Interview die Hoffnung geäussert, dass die Finanzmarkt-Turbulenzen ein "Signal" seien, in Italien "Populisten von links und rechts nicht in die Regierungsverantwortung zu bringen". Eine zugespitzte Wiedergabe dieser Äusserung in den Medien löste in Italien grosse Empörung aus. Juncker hatte daraufhin Respekt für Italien angemahnt und erklärt, Italiens Schicksal liege nicht in den Händen der Finanzmärkte.

Der Chef der rechtsextremen italienischen Lega, Matteo Salvini, der in Italien nun in eine Regierung mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung eintreten will, warf Juncker am Donnerstag laut italienischen Medien "beschämende und rassistische" Äusserungen vor. Eine EU-Kommissionssprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP, Junckers Äusserungen seien "aus dem Zusammenhang gerissen" worden.

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