«Ich liebe Hitler» Junge US-Republikaner treten nach Chat-Leak reihenweise zurück

Oliver Kohlmaier

15.10.2025

Eine Gedenkveranstaltung der Jungen Republikaner für den ermordeten rechtsextremen Aktivisten Charlie Kirk im September.
Eine Gedenkveranstaltung der Jungen Republikaner für den ermordeten rechtsextremen Aktivisten Charlie Kirk im September.
Bild: AP Photo/Kena Betancur/Keystone (Archivbild)

Teils ranghohe Mitglieder der Young Republicans haben sich in Telegram-Chats rassistisch, antisemitisch und sexistisch geäussert. Die Gespräche sind verstörend, darunter Witze über Gaskammern und Lob für Hitler.

Redaktion blue News

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Medienbericht enthüllt zehntausende Nachrichten aus einem Telegram-Chat teils ranghoher «Young Republicans», der Jugendorganisation der US-Republikaner.
  • Darunter befinden sich zahllose rassistische, sexistische und antisemitische Nachrichten, Witze über Gaskammern – und Lob für Hitler.
  • Die Organisation verurteilt die Sprache der Chats und fordert die Beteiligten auf, sofort zurückzutreten. 
  • Mehrere Beteiligte wurden bereits entlassen oder traten von ihren Posten zurück.

Die Enthüllungen lassen in einen Abgrund blicken, voller Rassismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit. Die «Young Republicans», Jugendorganisation der US-Republikaner, sind nach einem Medienbericht über private Chats ihrer Mitglieder massiv unter Druck geraten.

Der Austausch ist Teil einer Sammlung von Telegram-Chats, über die «Politico» berichtet. Sie umfassen Nachrichten aus mehr als sieben Monaten zwischen jungen republikanischen Führungskräften in den US-Bundesstaaten New York, Kansas, Arizona und Vermont.

Die Chats bieten einen ungefilterten und verstörenden Einblick, wie eine neue Generation aus vermeintlich konservativen Aktivisten spricht, wenn sie glauben, dass niemand zuhört.

Bei der Sammlung handelt es sich demnach um insgesamt 28'000 Chat-Nachrichten. «Zusammen zeigen die Chats eine Kultur, in der rassistische, antisemitische und gewalttätige Rhetorik frei zirkuliert», schreibt Politico.

Witze über Gaskammern

So bezeichneten die Teilnehmer Schwarze als «Affen» und sinnierten darüber, ihre politischen Gegner in Gaskammern zu stecken. Sie sprachen davon, ihre Feinde zu vergewaltigen und in den Selbstmord zu treiben, und lobten Republikaner, von denen sie annahmen, dass sie die Sklaverei unterstützen.

William Hendrix etwa, der stellvertretende Vorsitzende der Kansas Young Republicans, verwendete in dem Chat mehr als ein Dutzend Mal die Wörter «n--ga» und «n--guh», also rassistische Beleidigungen. Insgesamt tauchten Beleidigungen wie diese 251 Mal in den Chats auf.

Bobby Walker, damals stellvertretender Vorsitzender der New York State Young Republicans, bezeichnete Vergewaltigung als «episch». Peter Giunta, damals Vorsitzender derselben Organisation, schrieb in einer im Juni versendeten Nachricht, dass «jeder, der mit Nein stimmt, in die Gaskammer kommt». Später schrieb er: «Super. Ich liebe Hitler.»

Nach Angaben von Politico sind viele der Chat-Mitglieder bereits in Regierungsbehörden oder Parteipolitik tätig, und einer ist sogar Senator eines Bundesstaates.

Brisant: Mindestens einer der Chat-Teilnehmer arbeitet in der Trump-Regierung. Michael Bartels ist als Senior Adviser im Office of General Counsel der U.S. Small Business Administration tätig. Im Chat äusserte er sich laut Politico kaum. Gleichzeitig widersprach er aber auch nicht den rassistischen, homophoben und frauenfeindlichen Aussagen. Zu den Enthüllungen äusserte er sich nicht.

Zahlreiche Rücktritte

Die Organisation «Young Republicans» geriet nach den Enthüllungen rasch in die Defensive. Auch zahlreiche Republikaner kritisierten die Gespräche scharf.

«Wir sind entsetzt über die abscheuliche und unentschuldbare Sprache, die in dem heute veröffentlichten Artikel von Politico zum Ausdruck kommt», heisst es in einem Posting auf X, vormals Twitter. Ein solches Verhalten sei skandalös und «eines Republikaners unwürdig». Alle Beteiligten sollen sofort von ihren Posten zurücktreten, heisst es weiter.

Mehrere der Chat-Teilnehmenden traten im Zuge des Leaks von ihren Posten zurück oder wurden entlassen. Der Verband der jungen Republikaner in Kansas wurde aufgelöst. 

Ausserdem enschuldigten sich einige Beteiligte öffentlich und traten von ihren Posten zurück. Im Bundesstaat New York entliess der Abgeordnete Mike Reilly seinen Stabschef Peter Giunta, also jenen jungen Mann, der sich im Chat lobend über Adolf Hitler äusserte.

Zugleich gab es Rücktrittsforderungen gegen den republikanischen Senator Samuel Douglass, der ebenso an den Chats beteiligt gewesen sein soll.


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