Myanmar Militärregierung lässt erstmals seit 1990 Todesurteile vollstrecken

DPA, smi

25.7.2022 - 06:34

Medien – Myanmar lässt vier Demokratie-Aktivisten hinrichten

Medien – Myanmar lässt vier Demokratie-Aktivisten hinrichten

Myanmars Militärjunta hat gemäss Medienberichten vier Demokratieaktivisten wegen Beihilfe zu Terrorakten hingerichtet. Zu den Exekutierten zählen demnach der Demokratieverfechter Kyaw Min Yu und der ehemalige Parlamentarier und Rapper Phyo Zeya Thaw.

25.07.2022

Die Generäle in Myanmar haben erstmals seit 1990 vier Menschen hinrichten lassen – offenbar ohne Vorwarnung für die Familien. Zwei der Männer waren im Land sehr prominent und kämpften seit Jahrzehnten für mehr Demokratie. Menschenrechtler sind schockiert.

DPA, smi

Die Generäle in Myanmar haben trotz internationaler Proteste vier Menschen hinrichten lassen – offenbar ohne Vorwarnung. Zwei der Männer kämpften seit Jahrzehnten für mehr Demokratie. Menschenrechtler sind schockiert.

Vier im Januar verurteilte Dissidenten seien hingerichtet worden, darunter der frühere Parlamentsabgeordnete und Hip-Hop-Künstler Phyo Zeya Thaw (41) und der prominente Demokratieaktivist Kyaw Min Yu (53), auch bekannt unter dem Namen Jimmy. Dies berichtete die staatliche Zeitung «Global New Light of Myanmar» am Montag. Sie seien für schuldig befunden worden, bei der Durchführung «unmenschlicher Terrorakte» geholfen zu haben.

Familien erfuhren durch Medien vom Tod ihrer Angehörigen

Es handelt sich um die ersten vollzogenen Todesstrafen in dem südostasiatischen Krisenstaat seit 1990. «Die schockierende Geschwindigkeit, mit der die Todesurteile vollstreckt wurden, und die Gefühllosigkeit, mit der sie durchgeführt wurden, werden noch dadurch verschlimmert, dass die Familien – genau wie wir alle – im Nachhinein und nur durch die Medien vom Tod ihrer Angehörigen erfuhren», sagte Manny Maung von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch der Deutschen Presse-Agentur. Er forderte die Internationale Gemeinschaft auf, dringend Massnahmen gegen die Militärregierung zu ergreifen.

Bereits im Juni, nachdem die Verurteilten ihre Berufungsverfahren verloren hatten, warnten UN-Experten: «Diese Todesurteile, die von einem illegitimen Gericht einer illegitimen Junta verhängt wurden, sind ein abscheulicher Versuch, den Menschen in Myanmar Angst einzujagen.» Eine den Familien nahestehende Quelle sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Männer seien am Sonntagmorgen gehängt worden.

Es herrschen Chaos und Gewalt

Die Generäle hatten im Februar 2021 geputscht und die De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi (77) entmachtet. Seither versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt.

Phyo Zeya Thaw und Kyaw Min Yu durften ihre Familien vor wenigen Tagen noch einmal per Zoom-Schalte sehen, berichteten lokale Medien und den Familien nahe stehende Quellen. «Wir haben gehofft, die Urteile würden nicht vollstreckt, es ist einfach schrecklich», sagte eine Frau aus dem Umkreis der Familie von Kyaw Min Yu. «Die Familien dachten, sie seien noch eine Weile sicher.»

Der Aktivist hatte seit 1988 für mehr Demokratierechte gekämpft und bereits in der Vergangenheit mehr als 20 Jahre im Gefängnis gesessen. Der zunächst als Hip-Hop-Sänger bekannte Phyo Zeya Thaw war später in die Politik gegangen und zu einem engen Verbündeten Suu Kyis geworden. Gegen die Friedensnobelpreisträgerin laufen zahlreiche Verfahren wegen angeblicher Vergehen. Vor einem Monat wurde sie vom Hausarrest ins Gefängnis verlegt.