«Brownface»-Foto aufgetaucht Kanadas Premier ist «enttäuscht» von seinem eigenen Verhalten

AP/tjb

19.9.2019

Kanadas Regierungschef Justin Trudeau reagiert auf einen Bestechungsskandal.
Kanadas Regierungschef Justin Trudeau reagiert auf einen Bestechungsskandal.
Bild: Keyysonte/AP/The Canadian Press/Adrian Wyld

Mitten im Wahlkampf wird Kanadas Premier von einem Bild eingeholt, das ihn mit dunkel geschminktem Gesicht zeigt. Justin Trudeau gibt sich zerknirscht und räumt ein, sich rassistisch verhalten zu haben.

Ein Partyfoto aus dem Jahr 2001 hat den kanadischen Premierminister Justin Trudeau mitten im Wahlkampf in Bedrängnis gebracht. Das vom «Time»-Magazin gepostete Bild zeigt ihn im Alter von 29 Jahren mit dunkel geschminktem Gesicht, Gewand und Turban auf einer Kostümparty. In einer Reaktion übte sich der Regierungschef am Mittwoch in Selbstkritik und entschuldigte sich postwendend.

Nicht das einzige Mal

Bei dem Foto habe es sich um einen rassistischen Akt gehandelt, dessen er sich damals nicht bewusst gewesen sei. «Ich bin stocksauer auf mich, ich bin enttäuscht von mir», sagte Trudeau vor Reportern. Von seinen politischen Gegnern hagelte es dennoch Kritik.

Veröffentlicht wurde das Foto laut «Time»-Magazin ursprünglich im Jahrbuch der West Point Grey Academy, einer Privatschule in der Provinz British Columbia, an der Trudeau vor seinem Einstieg in die Politik als Lehrer tätig war. Neben seinem Gesicht sind darauf auch Hände und Hals dunkel geschminkt.

Das Foto sei bei einem jährlichen Dinner entstanden, das in jenem Jahr unter dem Motto «Arabische Nächte» gestanden habe, erklärte Trudeau vor Reportern, die ihn im Wahlkampf begleiteten. Er sei damals als «Aladdin» verkleidet gewesen. Nicht zum ersten Mal habe er sein Gesicht angemalt: Einmal habe er bei einer Talentshow eine Version von Harry Belafontes «Banana Boat Song» zum Besten gegeben und dafür ebenfalls zu dunkler Schminke gegriffen.

Bitte um Vergebung

«Ich hätte es damals besser wissen sollen, aber ich wusste es nicht, und es tut mir zutiefst leid», sagte Trudeau. Er habe sich «dumm» verhalten und übernehme jetzt die Verantwortung. Damals habe er es nicht für rassistisch gehalten. Nun wisse es die Gesellschaft aber besser. Er bitte die Kanadier um Vergebung.

Der Chef der linken Partei New Democrat, Jagmeet Singh, warf Trudeau indes anstössiges Verhalten vor. Einige Menschen würden nun wegen des Regierungschefs erneut den Schmerz früherer rassistischer Erfahrungen durchmachen, kritisierte Singh, ein Anhänger der Sikh-Religion und Turbanträger.

Der Vorsitzende der Konservativen Partei, Andrew Scheer, sprach Trudeau die Eignung als Regierungschef ab. Sogenanntes Brownfacing sei schon 2001 rassistisch gewesen und sei es auch im Jahr 2019, sagte Scheer. Umfragen sehen ihn als aussichtsreichen Herausforderer von Trudeau bei der Wahl am 21. Oktober.

Welche Folgen das Foto für den als Verfechter von Multikulturalismus und Vielfalt bekannten Premier und seine Liberal Party im Wahlkampf haben wird, ist ungewiss. Trudeau geht ohnehin angeschlagen in die Abstimmung: Seine Ex-Justizministerium Jody Wilson-Raybould warf ihm zu Jahresbeginn vor, sie zu einem nachsichtigen Umgang mit einem in Korruptionsvorwürfe verstrickten Baukonzern gedrängt zu haben. Der Skandal erschütterte Trudeaus Regierung und löste etliche Rücktritte aus dessen Kabinett aus. Seine Zustimmungswerte brachen ein.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite