Folgen wären katastrophal Kann der Iran wirklich die Strasse von Hormus blockieren?

Andreas Fischer

16.6.2025

Die Strasse von Hormus ist das Nadelöhr am Ein- und Ausgang des Persischen Golfes. (Archivbild)
Die Strasse von Hormus ist das Nadelöhr am Ein- und Ausgang des Persischen Golfes. (Archivbild)
The Visible Earth/NASA/dpa

Ein iranischer General drohte mit der Sperrung der wichtigen Meerenge von Hormus am Persischen Golf. Für die Weltwirtschaft wäre das eine Katastrophe. Doch kann der Iran damit überhaupt durchkommen?

Andreas Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Iran bedroht eine globale Ölader und will die Strasse von Hormus blockieren.
  • Die Folgen für die Weltwirtschaft wären «schlimmer als Corona und Putin» zusammen, sagt ein Experte.
  • Allerdings hätten die Mullahs mächtige Gegenspieler und können nur verlieren.

Es ist eine alte Drohung mit aktuellem Anlass. Ein iranischer General hat nach dem Beginn der israelischen Angriffe mit der Schliessung der Strasse von Hormus gedroht. Wenn diese strategisch wichtige Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman dicht wäre, hätte die Weltwirtschaft ein ernstes Problem. In einer ersten Reaktion auf die Eskalation Ende vergangener Woche steigt der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent bis auf 78,50 Dollar. Das war zum Vortag ein Plus von 13 Prozent. Im weiteren Handelsverlauf ging der Preis wieder etwas zurück auf 74,04 Dollar.

Mehr als 20 Prozent des weltweiten Rohöl-Bedarfs werden durch die Meerenge am Persischen Golf verschifft, rund ein Viertel des Flüssiggashandels (LNG) läuft ebenfalls über diese Route. Es nimmt also kein Wunder, dass Experten vor einem Desaster warnen, sollte der Iran seinen markigen Worten Taten folgen lassen.

«Die Schliessung der Strasse von Hormus wird derzeit geprüft, und Iran wird mit voller Entschlossenheit die angemessene Entscheidung treffen», drohte der Abgeordnete und Brigadegeneral Ismail Kosari offen in der Zeitung «Entekhab».

Blockade hätte katastrophale Folgen

Laut Handelsexperte Gerrit Heinemann von der deutschen Hochschule Niederrhein wären die Folgen einer Hormus-Blockade katastrophal: «Schlimmer als Corona und Putin zusammen», wird er von Bild zitiert.

Mit den Öllieferungen wäre auch ein Grossteil der globalen Lieferketten betroffen. Eine Blockade würde nicht nur die Energieversorgung treffen, sondern auch die Warenströme. In der Folge würde die Inflation in vielen Volkswirtschaften steigen. Russland auf der anderen Seite würde profitieren, da es sein Öl besser verkaufen könnte.

Wirklich realistisch scheint dieses Worst-Case-Szenario allerdings nicht zu sein, auch wenn es derzeit Meldungen der britischen Marine (UKMTO) gibt, dass mehrere Schiffe im Persischen Golf und in der Strasse von Hormus von elektrischen Störungen betroffen sind. Iranische Politiker und Militärs hatten in der Vergangenheit schön häufiger mit einer Hormus-Blockade gedroht. Allein umgesetzt wurden diese Drohungen nie.

Iran kann sich die Blockade gar nicht leisten

Das hat mehrere Gründe. Zum einen fehlen dem Mullah-Regime schlichtweg die militärischen Mittel, um die Seeblockade durchzusetzen. Sie könnten punktuell Schiffe aus der Luft attackieren oder die Fahrrinnen teilweise verminen. Der Tankerkrieg zwischen Iran und Irak in den 1980er-Jahren hat jedoch gezeigt, dass die Auswirkungen einer gross angelegten Verminung, damals im gesamten Persischen Golf, marginal sind. Selbst in den heissesten Phasen dieser Auseinandersetzung waren weniger als zwei Prozent der Öl-Tanker betroffen. 

Falls der Iran dennoch eine militärische Blockade versuchen sollte, würde das wahrscheinlich sofort die US-Marine auf den Plan rufen, die in der Region stark präsent ist und insgesamt über mehr Flugzeugträger verfügt, als der Iran über grosse Kampfschiffe. Einem Angriff der übermächtigen USA würde das iranische Militär schlichtweg nicht standhalten.

Nicht zu vergessen ist China. Das Reich der Mitte ist einer der wichtigsten Abnehmer für iranisches Öl. Es scheint schwer vorstellbar, dass Teheran einen seiner letzten Verbündeten verärgern wollen würde. Zumal Peking mit ziemlicher Sicherheit enormen Druck auf die Mullahs ausüben würde, um seine Interessen zu wahren und dabei sein ganzes wirtschaftliches Gewicht einsetzen würde.

Ausserdem ist insbesondere der Iran besonders auf die Strasse von Hormus angewiesen, während andere Öl-Exporteure zumindest teilweise auf Pipelines zum Roten Meer zurückgreifen können.

Und ironischerweise würde ausgerechnet Israel gar nicht betroffen sein. Die Ölimporte der Israelis laufen exklusiv über das Mittelmeer.

Mit Agenturmaterial.

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