Posten des Surgeon General Kennedy nominiert umstrittene Ärztin zur obersten Medizinerin 

Lea Oetiker

4.11.2025

Casey Means (links) neben der Journalistin Megan Kelly (rechts).
Casey Means (links) neben der Journalistin Megan Kelly (rechts).
KEYSTONE

Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. will die Ärztin und Unternehmerin Casey Means zur neuen Surgeon General ernennen. Die 38-Jährige polarisiert mit ihren Angriffen auf Schulmedizin und Pharmaindustrie.

Redaktion blue News

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  • Casey Means, Ärztin und Unternehmerin, ist von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. als neue Surgeon General der Vereinigten Staaten vorgeschlagen worden.
  • Die 38-Jährige gilt mit ihren kritischen Ansichten zur Schulmedizin und ihrem Engagement für alternative Gesundheitsansätze als umstrittene Kandidatin.
  • Ihre mögliche Ernennung steht für den politischen Kurswechsel der Trump-Regierung im US-Gesundheitswesen.

Casey Means soll neue Surgeon General der Vereinigten Staaten werden – also die medizinische Spitzenberaterin der Regierung. Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat sie für das Amt vorgeschlagen. Der Senat muss die Ernennung noch bestätigen.

Die Position gehört zu den sichtbarsten des US-Gesundheitssystems. Frühere Amtsinhaber wie Vivek Murthy prägten öffentliche Debatten über Tabakkonsum oder den Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche.

Das Amt hat symbolische, aber auch beratende Autorität und wird in der Regel erfahrenen Medizinerinnen und Medizinern anvertraut. Laut dem «Tages-Anzeiger» fällt Means aus diesem Rahmen heraus.

Depressionen durch Ernährung heilen

Die 38-Jährige gilt als Reizfigur zwischen Medizin und Aktivismus. Nach ihrem mit Bestnoten abgeschlossenen Medizinstudium in Stanford beendete sie kurz vor Abschluss ihre Facharztausbildung und legte ihre Zulassung später ruhen. Auf ihrer Website führte sie aus, der Klinikalltag habe sie ernüchtert; sie wolle Wege finden, das Gesundheitssystem von aussen zu verändern.

In den vergangenen Jahren trat Means als Unternehmerin und Vertreterin alternativer Gesundheitsmodelle auf. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, bewarb sie in ihrem Newsletter Nahrungsergänzungsmittel und veröffentlichte das Buch «Good Energy», das sie gemeinsam mit ihrem Bruder schrieb.

Darin vertritt sie die These, Krankheiten wie Depressionen oder Unfruchtbarkeit liessen sich durch Ernährung und Bewegung überwinden. Das Buch wurde in den USA ein Bestseller.

Kaum Erfahrung mit Patienten

Means verbreitet ihre Ansichten in populären Podcasts und Medienauftritten, darunter bei Joe Rogan und Tucker Carlson. Ihre Aussagen über Impfungen und über Konzerne wie Bayer oder Monsanto haben teils heftige Kritik ausgelöst.

Wissenschaftliche Fachgesellschaften werfen ihr vor, unbelegte Thesen zu fördern. Trotzdem hat sie sich zu einer zentralen Figur der Bewegung «Make America Healthy Again» entwickelt, die Skepsis gegenüber etablierten medizinischen Institutionen und Produkten vereint. Kennedy, der sie seit seiner Präsidentschaftskampagne kennt, hält sie laut dem «Tages-Anzeiger» für eine glaubwürdige Reformerin.

Manche kritisieren, dass Casey Means kaum Erfahrung in der Patientenbehandlung hat. Andere hoffen dagegen, dass sie Themen wie schlechte Ernährung und chronische Krankheiten stärker ins Gespräch bringt. Ihre Ernennung zeigt jedenfalls, wie sehr die Trump-Regierung das Gesundheitssystem politisch neu ausrichten will.