Amerika verstehenKim und Struppi – das Liebesdrama aus Hanoi aus Sicht der Profi-Lästerer
Philipp Dahm
1.3.2019
Cohen bezeichnet Trump als «Betrüger»
Der frühere Trump-Anwalt Michael Cohen schwört vor seiner Anhörung vor dem Repräsentantenhaus. Anschliessend fällte er ein vernichtendes Urteil über Trumps Charakter.
Bild: KEYSTONE/EPA/SHAWN THEW
Michael Cohen, der frühere Anwalt von US-Präsident Donald Trump, nach dem Verlesen seines Eröffnungsstatements.
Bild: KEYSTONE/AP/J. SCOTT APPLEWHITE
Dezidiert und deutlich: Michael Cohen, der frühere Anwalt des heutigen US-Präsidenten Donald Trump, während seiner Aussagen vor dem US-Kongress.
Bild: KEYSTONE/AP/ALEX BRANDON
Die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit: Michael Cohen, der frühere Anwalt des heutigen US-Präsidenten Donald Trump, schwört vor dem US-Kongress vor der Anhörung.
Bild: KEYSTONE/EPA/SHAWN THEW
Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez war nur eine von zahlreichen Zuhörenden bei der Anhörung von Michael Cohen vor dem Kongress.
Bild: KEYSTONE/EPA/SHAWN THEW
Auch an der New Yorker Börse wird die Anhörung von Michael Cohen mit Interesse verfolgt.
Bild: KEYSTONE/EPA/JUSTIN LANE
Cohen bezeichnet Trump als «Betrüger»
Der frühere Trump-Anwalt Michael Cohen schwört vor seiner Anhörung vor dem Repräsentantenhaus. Anschliessend fällte er ein vernichtendes Urteil über Trumps Charakter.
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Michael Cohen, der frühere Anwalt von US-Präsident Donald Trump, nach dem Verlesen seines Eröffnungsstatements.
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Dezidiert und deutlich: Michael Cohen, der frühere Anwalt des heutigen US-Präsidenten Donald Trump, während seiner Aussagen vor dem US-Kongress.
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Die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit: Michael Cohen, der frühere Anwalt des heutigen US-Präsidenten Donald Trump, schwört vor dem US-Kongress vor der Anhörung.
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Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez war nur eine von zahlreichen Zuhörenden bei der Anhörung von Michael Cohen vor dem Kongress.
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Auch an der New Yorker Börse wird die Anhörung von Michael Cohen mit Interesse verfolgt.
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Er kam mit Friedenswünschen und ging mit leeren Händen: Was sagen die Late-Night-Stars über Kim Jong-uns Hanoi-Abschuss von Donald Trump? Obacht, Spoiler: Überrascht ist von denen keiner.
«Late Night with Seth Meyers»
Es sei mal wieder eine ereignisreiche Woche in der Trump-Administration gewesen, beginnt Seth Meyers seine «Late Night»-Show. Natürlich spielt er auf den gescheiterten Gipfel in Hanoi an.
«Schauen Sie sich genau an, wie Trump die Hand schüttelt. Er fängt an, als wolle er einen Karateschlag machen, bevor er sich daran erinnert, dass es bloss ein Handschlag werden sollte. Trump schüttelt so die Hände, wie es sich ein Siebenjähriger von einem grossen, wichtigen Geschäftsmann vorstellt.»
Aber nicht nur Trump hat eine Schwäche – wir meinen den Handschlag –, sondern auch sein Gesprächspartner Kim Jong-un, der beim Rauchen gefilmt wurde. Natürlich bekommt auch der vom Moderator sein Fett weg: «Er sieht aus wie ein K-Mart-Angestellter am Black Friday, der über den Parkplatz geistert und sich Mut macht, den Job endlich hinzuwerfen.»
Wer sich fragt, wie Trump selbst das Treffen einordnet, wird ab Minute 2:35 aufgeklärt: «Wir haben uns vom Vorsitzenden Kim nach einer, wie ich finde, sehr produktiven Zeit getrennt», erzählt der US-Präsident auf der abschliessenden Pressekonferenz. «Wir haben so ziemlich den ganzen Tag mit Kim… Jong… un… verbracht, der ein toller Typ und ein echtes Unikat ist.» «Ein echtes Unikat», greift Meyers auf. «Er ist einer der brutalsten Diktatoren der Welt und [Trump] redet über ihn als wäre er Dwight aus ‹The Office›.»
Doch der Präsident sei womöglich (ab 3:15) von den Neuigkeiten über seinen früheren Ausputzer Michael Cohen abgelenkt worden: Nach dessen Anhörung im Senat wird spekuliert, dass auch die Verwandten des 72-Jährigen in Washington zur Aussage gezwungen werden könnten. «Das ist jetzt eine grosse Sache», findet Meyers. «Jeder – von Jared Kushner über Ivanka Trump bis hin zu Trump Jr. – könnte eingeladen werden, um auszusagen.»
Auch Trump will umgekehrt, dass gegen Cohens Familie ermittelt wird, erinnert Seth Meyers und zeigt ab 4:45 einen Ausschnitt, in dem der Republikaner eine Untersuchung von Cohens Schwiegervater fordert. «Denn das ist einer, den sich Leute genauer vorknüpfen würden. Denn wo ist jenes Geld? Dort kommt das Geld der Familie her. Aber ich denke, er wollte nicht über seinen Vater sprechen, sondern wollte einfach bloss sein Strafmass reduzieren.»
Weil das äusserst wirr ist, fragt sogar die «Fox»-Moderatorin nochmal nach, wie denn der Schwiegervater heisse. Die Antwort: «Ich weiss es nicht, aber wenn sie nachforschen, finden sie es raus.» Meyers stellt sich vor, wie ein mafiöses Navigationsgerät mit Trumps Stimmer klingen würde: «Vielleicht fährst du erstmal ein kleines Stück hier lang und biegst dann in die eine oder andere Richtung ab. Du kommst dann irgendwo an, oder auch nicht, kapisch?»
Ab 5:28 erinnert der Gastgeber sein Publikum daran, dass Cohen jahrelang für den Präsidenten gearbeitet und dessen Drecksarbeit erledigt habe. Er habe für seinen Boss Leute unter Druck gesetzt, erklärt Cohen selbst bei seiner Aussage. «Wie oft hat Mr. Trump sie aufgefordert, Leute in seinem Namen zu bedrohen?», fragt die Demokratin Jackie Speier. «Ziemlich oft», antwortet Cohen. «50 Mal?» Cohen: «Öfter.» «100 Mal?» Cohen: Cohen: «Öfter.» «200 Mal?» Cohen: «Öfter.» «500 Mal?» Cohen: «Womöglich.» Meyers witzelt: «Guter Gott, beim nächsten Mal gelten ‹Der Preis ist heiss›-Regeln.»
Für alle, die es vergessen haben, hier «Der Preis ist heiss» samt Regeln. Naja, es gibt eihentlich bloss eine: «Aber nicht überbieten!»
Noch bis September 2017 hat Cohen Trump die Treue gehalten, wie der Anwalt selbst «Vanity Fair» verriet. «Ich bin der Typ, der die Löcher stopft. Ich bin der Typ, der den Präsidenten und seine Familie beschützt», hat Cohen zu Protokoll gegeben. Ich hätte mein Leben für [ihn] gegeben.» Umgekehrt hätte das nicht funktioniert, glaubt Meyers: «Wenn du mit Trump zusammen bist und er spürt eine Gefahr, würde er dich umhauen und aus dem Raum fliehen wie George Constanza [aus ‹Seinfeld›].»
Und dabei gebe es noch so viel, was Cohen weiss, aber wir nicht: Der Moderator ruft in Erinnerung, dass bei der Durchsuchung von Cohens Büro aus über 100 Aufnahmen sichergestellt worden sind. Von diesen Tapes hat auch Trump Kenntnis, weil dessen Anwalt Rudy Giuliani sie sich angehört hat – wie dieser versehentlich selbst einem Reporter gesteckt hat. Diese Geschichte kennen Conaisseure unserer kleinen, aber feinen Rubrik «Late Night USA» aber natürlich schon länger.
Das segment «A Closer Look» in «Late Night with Seth Meyers».
«Daily Show with Trevor Noah»
«Nordkorea – als Präsident Obama das Amt abgegeben hat, warnte er Donald Trump, dass Kim Jong-uns nukleare Bedrohung seine grösste Herausforderung wird. Naja, das und das Lesen lernen. Aber vor allem die nukleare Herausforderung.» Der Gipfel in Vietnam – auch ein Thema in der «Daily Show with Trevor Noah».
Nach Ausschnitten über den Abbruch des Gipfels sagt der Südafrikaner: «Wow! Du weisst, dass etwas schiefgelaufen ist, wenn diese Zwei ein Essen absagen.» Und das, obwohl Kim und Struppi, pardon, die beiden Staatsoberhäupter ja so einen guten Draht zueinander haben – was mit entsprechenden Aussagen des US-Präsidenten untermauert wird.
Das Segment ab Minute 1:25 lohnt sich nicht nur wegen Trumps Sätzen «Wir haben uns verliebt» und «Er schrieb mir wunderschöne Briefe» sehenswert. Tatsächlich falle der Nordkoreaner ins Beuteschema des Nordamerikaners, so Noah: «Die besten Beziehungen hat Donald Trump zu Leuten, die halb so alt sind wie er und kein Englisch können.» Derweil wird ein Bild von Melania Trump eingeblendet.
Und auch wenn die Staatenlenker wirklich ein Liebes-Bild abgegeben haben, trennten sie sich vorzeitig. Ab 3:45 malt sich der Moderator sehr bildlich und sehr lustig aus, wie dieses Beziehungsdrama abgegangen ist: Es kann eigentlich nichts anders gewesen sein. Und wenn wir in dem Bild bleiben wollen: Einer der beiden hat nicht geschnallt, dass es vorbei ist. Anders ist der Ausschnitt ab 5:05 nicht zu erklären, in dem Trump sagt: «Ich will die Beziehung aufrechterhalten.»
Voilà: Trevor Noahs Bewegtbilder.
«Jimmy Kimmel Live»
Trump habe mehr bei seinem Treffen mit Kim Kardashian erreicht, lästert der Gastgeber über das Hanaoi-Desaster und erwähnt auch das «rechtes Unikat»-Zitat. «Was für ein Unikat: Er hat seinen Bruder vergiftet und seinen Onkel vors Erschiessungskommando führen lassen.»
Doch die Politiker haben sich im Guten getrennt, sagt Trump (ab 2:56): «[Die Atmosphäre am Ende des Gipfels] war sehr gut, sehr freundlich. Das war kein Auseinandergehen, als würde man aufstehen und weggehen. Nein, das war sehr freundlich. Wir haben uns die Hand gegeben. Ich denke, die Beziehung war sehr warm, als wir auseinandergingen. Es war ein sehr freundlicher Gang.»
Komisch, meint Kimmel: Hat Trump nicht immer gesagt, er sei der Dealmaker??? Ein Zusammenschnitt von Trump mit entsprechenden Zitaten ab 3:45 gibt dem TV-Mann Recht: Wenn einer «grossartige Deals» macht, dann der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Auch Jimmy Kimmel hat etwas zu sagen.
Late Night USA – Amerika verstehen
50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten die wohl beste Navigationshilfe: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ist zu einem neuen Besuch in der Ukraine eingetroffen. Russlands Ziel sei es, die Energieversorgung zu treffen, damit die Menschen in der Kälte in der Dunkelheit sitzen.
«Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen»
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