Nach Syrien verschleppt Kinder von Dschihad-Reisender kehren in die Schweiz zurück

sda/tgab

6.12.2021 - 20:55

Ein Flüchtlingslager im Norden Syriens. In solchen Lagern wuchsen die entführten Schweizer Mädchen auf. (Archiv-/Symbolbild)
Ein Flüchtlingslager im Norden Syriens. In solchen Lagern wuchsen die entführten Schweizer Mädchen auf. (Archiv-/Symbolbild)
Bild: Keystone

Vor fünf Jahren verschleppte eine IS-Anhängerin ihre beiden Töchter von Genf nach Syrien. Der Mutter wurde das Schweizer Bürgerrecht entzogen. Die Mädchen sind nun auf dem Weg zurück in ihre Heimat.  

6.12.2021 - 20:55

Die Schweiz holt zwei minderjährige Mädchen aus dem Internierungscamp Roj in Nordsyrien zurück in die Schweiz. Das teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montag auf Twitter mit.

Die Mutter hatte die Kinder vor fünf Jahren ohne das Einverständnis der beiden Väter in den Krieg mitgenommen, als sie sich in Begleitung ihrer Kinder der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) anschloss. In Syrien geriet sie dann aber in Gefangenschaft und lebt seither in einem kurdisch kontrollierten Internierungslager in Nord-Syrien.

Die beiden in Genf wohnhaften Väter hatten bereits 2017 das alleinige Sorgerecht für die Mädchen erhalten. Seither kämpften sie mit Anwälten für diesen Moment, berichtet «20 minuten». 

Die Rückführung erfolgte mit dem Einverständnis der Mutter und ihrer Anwältin, wie das EDA mitteilte. Im Rahmen des Bundesratsbeschlusses vom 8. März 2019 ist nach Prüfung und im Interesse des Kindes die Rückführung von Minderjährigen möglich.

Mutter wird als Sicherheitsrisiko angesehen

Bisher hatte sich die Schweiz mit dem Argument der inneren Sicherheit gegen eine Rückführung sogenannter Dschihad-Reisender gesperrt. Die Väter der beiden Kinder appellierten allerdings im Frühjahr an die Bundesbehörden. Und unterdessen hat die Mutter ihr Einverständnis für die Rückkehr ihrer Kinder in die Schweiz gegeben. Sie selbst wird offenbar weiterhin als Sicherheitsrisiko angesehen und muss in Syrien bleiben.



Allerdings machte die Mutter gegenüber «20 minuten» ihrerseits deutlich, dass sie nicht mehr in die Schweiz zurückkehren wolle: «Ich will nicht in ein Land, in dem ich wie in der Migros in Genf wegen meines Hijabs angespuckt werde.» Sie akzeptiert den Entzug des Bürgerrechts.

Die Genfer Behörden haben sich laut «SRF» seit Monaten auf die Rückkehr der Kinder vorbereitet: Der Staat übernimmt zunächst die Obhut und organisiert eine psychologische Betreuung, bis entschieden ist, ob und wann sie wieder zu ihren Vätern dürfen.

sda/tgab