Hagia SophiaErstes Freitagsgebet wird von Trauer und Kritik begleitet
SDA/dpa/KNA/uri
24.7.2020
Die Kritik reisst auch am Tag des ersten Freitagsgebets nicht ab: In Istanbul haben die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung der Hagia Sophia als Moschee begonnen. Mit Präsident Erdogan wollen rund 2'000 Menschen das islamische Freitagsgebet vollziehen.
In Istanbul haben die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung der Hagia Sophia als Moschee begonnen. Zahlreiche Gläubige versammelten sich am Morgen vor dem ehemaligen Museum, in dem am Mittag das erste muslimische Freitagsgebet seit der Umwandlung beginnen sollte.
Auch im Inneren der Moschee waren Gläubige versammelt, wie Fernsehbilder zeigten. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wollte daran teilnehmen.
Einige hatten in Zelten vor der Moschee übernachtet. Behörden forderten die Gläubigen auf, Masken zu tragen und auf den Mindestabstand zu achten. Journalisten berichteten am Vormittag von riesigen Menschentrauben, die dicht an dicht stünden. Viele Strassen wurden bereits am Vorabend für den Verkehr gesperrt. Insgesamt sollen mehr als 20'000 Polizisten im Einsatz sein.
Vor zwei Wochen hatte das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei den Status der Hagia Sophia als Museum annulliert. Erdogan ordnete daraufhin die Nutzung als Moschee an. Die Umwandlung stiess international auf scharfe Kritik.
Die griechisch-orthodoxen Kirchen in Griechenland und den USA haben mit Trauer auf die Umwandlung des Museums der Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee reagiert. An diesem Freitag wird dort erstmals wieder ein muslimisches Freitagsgebet stattfinden.
In zahlreichen Kirchen Griechenlands sollen die Glocken zur Trauer läuten. Am Abend will der Erzbischof der griechischen orthodoxen Kirche Hieronymos II. in der Kathedrale von Athen eine Sondermesse abhalten. Auch der Erzbischof der Orthodoxen in den USA Elidoforos ordnete nach Berichten der halbamtlichen griechischen Nachrichtenagentur ANA, dass die Fahnen auf halbmast gesetzt werden und die Kirchenglocken zur Trauer läuten sollen. Die Regierung in Athen hat wiederholt die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee als einen «historischen Fehler» bezeichnet.
Kritik von Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk
Der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk erklärte, die Umwidmung der Hagia Sophia widerspreche den Absichten von Mustafa Kemal Atatürk. Sein Ziel sei eine säkulare und zugleich muslimisch geprägte Türkei gewesen, erklärte Pamuk im Interview der Deutschen Welle: «Die Türkei als Teil der grossen europäischen Kultur und Zivilisation.» Allerdings positioniere sich die Opposition nicht deutlich genug gegen die Entscheidung Erdogans, und Kritiker hätten es schwer, Gehör zu finden.
«Politische Demonstration»
Der muslimische Intellektuelle und Oppositionspolitiker Cihangir Islam warf der türkischen Regierung Heuchelei vor. «Das wird kein Gebet, das wird eine politische Demonstration», sagte er der «Welt». Die Regierung wolle ihre Macht aufrechterhalten: «Nur deshalb bedient sie sich manchmal einer religiösen Rhetorik.»
Der türkische Abgeordnete wandte sich zudem gegen das Bild einer «Islamisierung» seines Heimatlandes. «Die Türkei wird nicht islamisiert, sie wird von einem autoritären Regime geführt», betonte Islam. Als muslimischer Bürger sehne er sich nach einer Türkei, in der Menschenrechte, Rechtsstaat und Demokratie herrschten.
Erst Kirche, dann Moschee und seit 1934 Museum
Die Hagia Sophia war fast 1'000 Jahre lang die grösste Kirche des Christentums. Sie war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches. Ab dem 7. Jahrhundert wurden dort die Kaiser gekrönt. Wie der Petersdom für die Katholiken, so sei die Hagia Sophia für alle orthodoxen Christen auf der Welt ein wichtiges Symbol.
Sultan Mehmet II., genannt Fatih – der Eroberer, wandelte die Hagia Sophia nach der Eroberung Konstantinopels (heute: Istanbul) 1453 von einer Kirche in eine Moschee um. Die Eroberung markierte den Untergang des Byzantinischen und den Aufstieg des Osmanischen Reiches als Grossmacht. Die Umwandlung der Hagia Sophia war das Symbol dieses Sieges.
Der Gründer der türkischen Republik, Mustafa Kemal «Atatürk», erklärte das Bauwerk 1934 zum Museum. Ihre erneute Umwandlung in eine Moschee durch die Regierung Erdogan löste international scharfe Proteste aus, insbesondere von den orthodoxen Kirchen, aber auch vonseiten Russlands und der EU. Der Schritt wurde vielfach als eine Belastung für den Dialog zwischen den Kulturen kritisiert und als Beleg dafür, dass sich die Türkei weiter von Europa entferne.
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