Löchrige Grenze Länder schlagen Alarm: Neue Balkanroute mit mehr Flüchtlingen

gusi

7.6.2018

Es gibt eine neue Flüchtlingsroute auf dem Balkan. Die Flüchtlingszahlen in den betroffenen Länder sind deutlich angestiegen – Österreich und Bosnien-Herzigowina schlagen Alarm. Sie fordern die zuständigen Behörden auf, Massnahmen zu ergreifen. Als problematisch gilt das durchlässige albanisch-montenegrinische Grenzgebiet. 

Sie ist 170 Kilometer lang und gilt als der Knotenpunkt auf der neuen Balkan-Flüchtlingsroute: Die albanisch-montenegrinische Grenze. Über diesen Weg versuchen derzeit die meisten Flüchtlinge nach Österreich, Italien, die Schweiz oder Deutschland zu gelangen. Die meisten von ihnen kommen aus Griechenland und der Türkei, viele sind Flüchtlinge aus Syrien. 

Als erste haben die Politiker und Behörden in Bosnien-Herzegowina auf das Problem aufmerksam gemacht. Allein in diesem Jahr sind dort 5000 Flüchtlinge illegal ins Land eingereist, gegenüber lediglich 755 im letzten Jahr. Man werde sich gegen diese «Invasion verteidigen», erklärte der Präsident der bosnischen Teilrepublik Srpska, Milorad Dodik.

Kanzler Kurz fordert die Schliessung der Grenzen

Dass die Flüchtlingsströme tatsächlich wieder deutlich zugenommen haben, zeigen die Statistiken aller Westbalkanländer. Noch sind sie nicht mit den Zahlen von 2015 zu vergleichen, doch die Sorge ist da. So warnte auch schon der österreichische Kanzler Sebastian Kurz vor der neuen Albanienroute und forderte vom albanischen Ministerpräsident Edi Rama und dem kosovarischen Staatspräsidenten Hashim Thaci, ihre Grenzen dichtzumachen. 

Reagiert hat auch Ungarn. Das Land hatte 2015 seine Grenze mit einem Stacheldrahtzaun gesichert. Ministerpräsident Viktor Orban bot seinem montenegrinischen Pendant Milo Djukanovic kürzlich an, ihm 25 Kilometer Stacheldraht zum Aufbau eines Grenzzaunes zu schenken.

Im Fokus der Albanienroute steht vor allem die Stadt Shkodra im Norden des Landes. Von hier aus führen zwei Routen durch unwegsames Gebirgsgelände nach Montenegro, jeweils ein paar Kilometer abseits der offiziellen Grenzübergänge. Hierher fahren Flüchtlinge in kleinen Gruppen offenbar sogar mit Taxis, wie ein lokaler TV-Sender vor Kurzem berichtete. Von hier aus gehe es dann zu Fuss aus weiter über die Grenze. 

Albanien nimmt keine Flüchtlinge zurück

Für Staatspräsident Milo Djukanovic ist der Bau eines Grenzzaunes derzeit nicht nötig. Im Gegenteil: Montenegro versucht, die Situation als nicht dramatisch darzustellen. «Die Zahlen steigen zwar, aber wir haben alles unter Kontrolle», sagt der Chef der montenegrinischen Grenzpolizei Vojislav Dragovic gegenüber «Spiegel». Allerdings bemängelt Dragovic, dass Albanien illegal eingereiste Flüchtlinge nicht mehr zurücknehmen wolle. Hier hätten die Länder aber bereits Verhandlungen aufgenommen, um das Problem zu lösen.

Und sollte sich die Lage weiter zuspitzen, dann will Montenegro definitiv reagieren. Für Dragovic wäre das der Fall, wenn die Nachbarländer Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Serbien ihre Grenzen schliessen. «Dann werden auch wir das tun», meint er.

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