Österreich weiter ohne Regierung ÖVP, SPÖ und Neos finden nicht zusammen – Neuwahlen möglich

dpa

3.1.2025 - 11:55

ABD0013_20250103 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.) NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, Nikolaus Scherak, Markus Hofer und Douglas Hoyos am Freitag, 3. Jänner 2025, anlässlich eines Pressestatements zu den Koalitionsverhandlungen in Wien. - FOTO: APA/MAX SLOVENCIK
ABD0013_20250103 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.) NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, Nikolaus Scherak, Markus Hofer und Douglas Hoyos am Freitag, 3. Jänner 2025, anlässlich eines Pressestatements zu den Koalitionsverhandlungen in Wien. - FOTO: APA/MAX SLOVENCIK
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Die Gespräche über die Bildung einer neuen Drei-Parteien-Regierung in Österreich sind am Freitag gescheitert. Die liberalen Neos ziehen sich aus den Koaltionsgesprächen mit der ÖVP und der SPÖ zurück. 

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  • Die Verhandlungen über eine mögliche Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos sind mit dem Ausstieg der Letzgenannten gescheitert.
  • Ziel der liberal-konservativ-sozialdemokratischen Koalition wäre gewesen, die rechtskonservative FPÖ, die am meisten Stimmen erhalten hatte, von der Regierung Österreichs fernzuhalten. 
  • ÖVP und SPÖ kommen zusammen auf eine Parlamentsmehrheit von einer einzigen Stimme. Auch Neuwahlen sind eine Option. Diese könnte die FPÖ laut Prognosen noch deutlicher gewinnen, als die vergangene.

Es sei gerade in den vergangenen Tagen zu spüren gewesen, dass trotz vieler Anstösse durch die Liberalen nicht der dringend notwendige Reformwille aufkomme, sagte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Statt einer grossen gemeinsamen Vision für das Land sei eher ein Denken nur bis zum nächsten Wahltermin aufgekommen.

Seit Mitte November hatten ÖVP, SPÖ und die Neos über ein Regierungsbündnis verhandelt. Eine solche Koalition aus drei Parteien wäre eine Premiere in Österreich gewesen.

Die Gespräche waren auch ein Versuch, den klaren Wahlsieger, die rechte FPÖ, von der Macht fernzuhalten. Zwar hätten auch ÖVP und SPÖ eine Mehrheit, aber nur von einer Stimme.

Ende September hatte die rechte FPÖ die Parlamentswahl gewonnen. Da jedoch niemand mit der Partei zusammenarbeiten wollte, wurde über eine sogenannte «Zuckerl-Koalition» verhandelt. Diese Bonbon-Bezeichnung stammt von den Parteifarben türkis (ÖVP), rot (SPÖ) und pink (Neos).

ÖVP gibt SPÖ die Schuld am Scheitern

Knackpunkt der Verhandlungen war stets die Planung eines neuen Haushalts. Österreich steckt in einer Wirtschaftskrise und muss gleichzeitig streng sparen, um die EU-Kriterien für finanzielle Stabilität zu erfüllen. Die Balance zwischen einem Sparkurs und Massnahmen, die die Wirtschaft ankurbeln, gilt als Hauptaufgabe einer neuen Regierung.

Aus Sicht der ÖVP hat die SPÖ die Hauptverantwortung für die Entwicklung. «Das Verhalten von Teilen der SPÖ hat zur aktuellen Situation geführt. Während sich Teile der Sozialdemokratie konstruktiv eingebracht haben, haben in den letzten Tagen die rückwärtsgewandten Kräfte in der SPÖ überhandgenommen», schrieb ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker.

Wie es nun weitergeht, ist unklar. ÖVP und SPÖ könnten auf ihre Mehrheit von nur einer Stimme setzen – oder es kommt zu einer Neuwahl. Dabei könnten die Rechtspopulisten auf einen fulminanten Sieg hoffen. Letzte Umfragen signalisierten ein weiteres grosses Stimmen-Plus im Vergleich zur Nationalratswahl. Danach könnte die FPÖ mit bis zu 40 Prozent rechnen.