Brasilien Lula stellt sich den Behörden vorerst nicht

SDA

7.4.2018 - 01:40

Der brasilianische Ex-Präsident Inácio Lula da Silva winkt in Sao Bernardo do Campo Unterstützern zu.
Der brasilianische Ex-Präsident Inácio Lula da Silva winkt in Sao Bernardo do Campo Unterstützern zu.
Source: Keystone/AP/NELSON ANTOINE

Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva will sich offenbar weiter seiner Verhaftung entziehen. Lula werde die Nacht im Gewerkschaftshaus in seiner Heimatstadt São Bernardo do Campo verbringen, sagte der Abgeordnete Zé Gerald von Lulas Arbeiterpartei.

"Es ist beschlossene Sache: Lula wird sich nicht nach Curitiba begeben", sagte der Parteifreund des Ex-Präsidenten am Freitagabend der Nachrichtenagentur AFP.

Der zu zwölf Jahren Haft verurteilte frühere Staatschef hatte Freitagabend (22.00 Uhr MESZ) eine gerichtlich gesetzte Frist verstreichen lassen, sich freiwillig zum Haftantritt der Polizei in Curitiba zu stellen. Lula verschanzte sich stattdessen mit Anhängern im Gewerkschaftshaus in São Bernardo do Campo. Hunderte Anhänger waren vor dem Gebäude versammelt, um ihn vor einer Festnahme zu schützen.

Gericht hält Lula nicht für "Flüchtigen"

Lula werde dennoch nicht als "Flüchtiger" betrachtet, sagte am Freitag eine Sprecherin des Bundesgerichts in Curitiba, das den Haftbefehl gegen den Ex-Präsidenten erlassen hatte. Er habe sich der Justiz nicht widersetzt, er habe lediglich die Chance verstreichen lassen, sich freiwillig zu stellen. "Aber jeder weiss, wo er sich aufhält, er versteckt sich nicht und ist kein Flüchtiger", betonte die Gerichtssprecherin.

Der Ex-Präsident war im vergangenen Jahr wegen Verwicklung in einen weitverzweigten Korruptionsskandal und Geldwäsche verurteilt worden. Er selbst beteuert seine Unschuld und betrachtet das Urteil als politisch motiviert.

Brasiliens Linke sieht die bevorstehende Inhaftierung Lulas als Versuch, die Arbeiterpartei vor der Präsidentschaftswahl im Oktober an einer Rückkehr an die Macht zu hindern. Lula, der Brasilien von 2003 bis 2010 regierte und am Ende seiner Amtszeit zu den beliebtesten Politikern weltweit zählte, galt bislang als aussichtsreichster Kandidat für den Urnengang im Oktober.

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