Afrika und Asien im AufwindMachtkampf im Vatikan? Darum wird die nächste Papstwahl so brisant
Petar Marjanović
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Im Mai wählen die Kardinäle einen neuen Papst – dabei treffen traditionelle europäische Ansichten auf aufstrebende Stimmen aus Afrika und Asien. Experten erwarten deshalb schwierige Diskussionen.
Der Tod von Papst Franziskus hat die katholische Kirche in eine Phase der Ungewissheit geführt. Experten erwarten für das anstehende Konklave im Mai schwierige Diskussionen und mögliche Machtkämpfe. Denn selten zuvor waren die Kardinäle in Herkunft, kulturellem Hintergrund und theologischer Ausrichtung so vielfältig wie heute.
In Zahlen: Die Mitgliederzahlen auf diesem Kontinent steigen stetig – 2022 lebten bereits rund 273 Millionen Katholikinnen und Katholiken in Afrika, jeder fünfte Katholik weltweit kam damit von dort.
Kirchenrechtler Thomas Schüller betont im Gespräch mit blue News: «Die Gläubigen in Afrika und den jungen Kirchen in Ozeanien und Asien treten heute viel selbstbewusster auf.» Diese Entwicklung könnte die kommende Papstwahl massgeblich beeinflussen. Die neuen Kardinäle vertreten eigene Anliegen mit Nachdruck. «Sie akzeptieren nicht länger eine rein europäische Perspektive auf die Kirche», so Schüller weiter.
Nach dem Tod von Papst Franziskus ist unklar, in welche Richtung sich die Kirche entwickeln wird.
Bild:Keystone/AP/Andrew Medichini
Kirche hat mit dem Dienst an den Armen Erfolg
Ein besonderes Anliegen ist dabei die Evangelisierung, also die gezielte Missionierung von Nicht-Christen, verbunden mit einem klaren Bekenntnis zum Dienst an den Armen. Laut Schüller sei dieser «frische Wind» bereits deutlich in Rom spürbar, da Papst Franziskus bewusst zahlreiche Kardinäle aus jungen, aufstrebenden Kirchen ernannt habe. Diese bringen neue Denkweisen und Sichtweisen ein.
«Gläubige in Afrika, Ozeanien und Asien akzeptieren nicht länger eine rein europäische Perspektive auf die Kirche.»
Thomas Schüller
Kirchenrechtler und Theologe
Im Gegensatz dazu denken die europäischen Bischöfe und Kardinäle weiterhin traditionell. Für sie ist die Kirche oft noch immer eine Art «Staat», finanziell abgesichert und geprägt von einer westlich-liberalen Haltung. Schüller erwartet daher ein schwieriges Konklave: «Ich rechne mit längeren Diskussionen darüber, wohin sich die Kirche entwickeln soll.»
Eva-Maria Faber, Theologin aus Chur, sieht darin sowohl Chancen als auch Risiken. «In Europa befürchten viele, dass unsere Anliegen zu kurz kommen könnten», sagt Faber gegenüber blue News.
Gleichzeitig vermutet sie, dass auch ein Papst aus Afrika oder Asien Schweizer Anliegen unterstützen könnte, insbesondere durch eine stärkere Dezentralisierung, von der die lokalen Kirchen profitieren würden. «Es ginge darum, Ortskirchen mehr Raum für die eigene kulturelle Identität zu geben», erklärt sie.
Für Faber ist jedoch klar: Der Zusammenhalt in der Kirche war schon immer eine Herausforderung. Papst Franziskus habe versucht, beiden Seiten gerecht zu werden – sowohl der Einheit der Weltkirche als auch den unterschiedlichen kulturellen Ausprägungen christlichen Lebens. Historisch gesehen sei dies eher ungewöhnlich gewesen, denn meist hätten sich jene Kräfte durchgesetzt, die stärker auf Einheit und Gleichheit drängten.
«Papst Franziskus wollte Anwalt für beide Seiten der Kirche sein.»
Eva-Maria Faber
Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie
Im Klartext: «Papst Franziskus hat zwar vieles angestossen, was wohl nicht mehr rückgängig zu machen ist. Zugleich formierte sich unter ihm eine starke Opposition, die nun versucht, wieder mehr Einfluss zu gewinnen», erklärt Faber.
Kirchenrechtler Schüller glaubt, dass das entscheidende Moment sein wird, ob die Kardinäle bereits im Vorfeld des Konklaves Kompromisse erzielen können. Er erwartet ein längeres Konklave als üblich: «Es könnte dieses Mal mehrere Tage dauern, nicht Wochen, aber deutlich länger als sonst.» Früher gab es klar definierte politische Lager; heute prallen hingegen sehr unterschiedliche Erwartungen und kulturelle Hintergründe aufeinander.
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