Gerichtsurteil Texaner verbreitete Racheporno – nun muss er 1,2 Milliarden Dollar zahlen

gbi

18.8.2023

Die Geschworenen am Gericht in Houston, Texas, sprachen den Mann einstimmig schuldig.
Die Geschworenen am Gericht in Houston, Texas, sprachen den Mann einstimmig schuldig.
Bild: PD

Als seine Beziehung in die Brüche ging, wollte ein Mann aus den USA das Leben seiner Ex-Partnerin zur Hölle machen: Er stellte intime Aufnahmen von ihr ins Netz und teilte sie mit ihrem Umfeld. Nun wurde er verurteilt.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Texas hat einen Mann wegen Verstosses gegen das Gesetz zu Rachepornografie verurteilt.
  • Der Mann muss seiner Ex-Partnerin 1,2 Milliarden Dollar Schadenersatz bezahlen. 
  • Die Frau hatte geklagt, weil ihr Ex-Partner intime Bilder von ihr ins Netz gestellt und an ihre Familie, Freund*innen und Arbeits*kolleginnen geschickt hatte. 

«Du wirst den Rest deines Lebens versuchen, dich aus dem Internet zu löschen, und damit scheitern.»

Diese E-Mail, die ein Mann aus Texas im März 2022 seiner Ex-Partnerin schickte, ist nur die Spitze des Eisbergs. Nachdem die Beziehung in die Brüche gegangen war, hat er auf ganz unterschiedliche Arten versucht, den Ruf seiner Ex zu schädigen. Welchen Aufwand er betrieb, zeigt ein Gerichtsprozess in Harris County, im US-Bundesstaat Texas.

Die Frau hatte sich wegen der anhaltenden Belästigungen für den Gang vor Gericht entschieden und ihren Ex-Freund angezeigt. So viel vorweg: Die Jury sprach den Angeklagten schuldig. Er wurde zu 200 Millionen Dollar Entschädigung für seelische Qualen und einer Strafe von einer Milliarde Dollar verurteilt, wie verschiedene US-Medien diese Woche berichten.

Der Fall zeigt exemplarisch auf, was unter dem Phänomen «Racheporno» (Englisch: Revenge Porn) zu verstehen ist, das auch bei der Überarbeitung des Schweizer Sexualstrafrechts zu reden gab. 

«Langwierige und schwere Trennung»

Das Paar kam 2016 zusammen und lebte zusammen in Chicago, Illinois. Anfang 2020 begann ihre «langwierige und schwierige Trennung», wie die «New York Times» aus Gerichtsunterlagen zitiert. Die Frau zog in Zuge dessen vorübergehend zu ihrer Mutter nach Texas.

Im Oktober 2021 kam die endgültige Trennung. Sie liess ihren Ex-Partner dabei wissen, dass sie wünsche, dass er keinen Zugriff mehr auf «intimes Bildmaterial» von ihr habe, das während ihrer Beziehung entstanden war.  

Er tat das Gegenteil davon. 

Intime Fotos an die Arbeitskolleg*innen geschickt

Der Mann stellte Bilder seiner Ex-Freundin auf mehrere Social-Media-Plattformen, eine Pornowebsite, und hinterlegte sie auch in einem öffentlich zugänglichen Ordner auf Dropbox. Er nannte ihren Namen, ihre Adresse, zeigte ihr Gesicht. Dies alles mit dem Ziel, die Frau blosszustellen, zu belästigen, zu demütigen, zu quälen und öffentlich zu beschämen, heisst es im Gerichtsurteil, aus dem NBC News zitiert

Das gilt in der Schweiz

  • In der Schweiz wurde für Rachepornografie (Revenge Porn) ein neuer Artikel im Sexualstrafrecht geschaffen. Strafbar macht sich künftig, wer unbefugt nicht öffentliche Text-, Ton- und Bildaufnahmen mit sexuellem Inhalt weiterleitet. Darauf haben sich National- und Ständerat im Juni während der noch laufenden Beratung zur Revision des Sexualstrafrechts geeinigt. 

Weiter erstellte der Mann extra Social-Media-Profile und E-Mail-Adressen mit falschem Namen, um die intimen Fotos seiner Ex-Partnerin mit deren Familie, Arbeitskolleg*innen und Freund*innen zu teilen. Ausserdem habe er seine Miete über ihr privates Bankkonto bezahlt, sie mit Textnachrichten und Anrufen mit unterdrückter Nummer belästigt und ihr nachspioniert. 

Eine unmissverständliche Botschaft

Zum Gerichtstermin in Houston erschien er am 16. August nicht, wie die «New York Times» schreibt. Zu der 1,2-Milliarden-Dollar-Strafe wurde er in Abwesenheit verurteilt. Die Jury brauchte laut NBC News nur eine halbe Stunde, um ihr Urteil zu fällen.

Dass der Mann diese Summe vollumfänglich bezahlen kann, glaubt ein Anwalt der Klägerin auch gar nicht. Er hoffe aber, dass dieses hohe Strafmass eine abschreckende Wirkung auf andere habe.

«Die Botschaft der Jury ist eindeutig», sagte der Anwalt zur «New York Times»: «Wenn Sie es sich zur Aufgabe machen, jemanden für den Rest seines Lebens emotional zu ruinieren, dann endet das mit einem Urteil, das Sie selber für den Rest Ihres Lebens finanziell ruiniert.»

Der Ruf seiner Mandantin sei mit diesem Urteil wiederhergestellt, und es gehe ihr damit auch wieder besser.

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