Die Massenproteste gegen Algeriens altersschwachen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika und die Führung des Landes gehen weiter. Auch an diesem Freitag zogen nach Schätzungen wieder Zehntausende in der Hauptstadt Algier und an anderen Orten auf die Strasse.
Sie forderten in Sprechchören den Rücktritt des Staatschefs und der führenden Elite sowie ein neues politisches System. Es war der sechste Freitag in Folge mit Massenprotesten.
Die Demonstrationen hatten Ende Februar begonnen und sich zunächst gegen die Kandidatur des 82-jährigen Bouteflikas bei Präsidentenwahl gerichtet. Sie gingen auch weiter, als der Präsident auf seine Kandidatur verzichtete und Reformen zusagte, gleichzeitig aber die Wahl verschob und somit seine Amtszeit auf unbefristete Zeit verlängerte. Eigentlich endet diese am 28. April.
Mittlerweile rückt auch Algeriens politische Elite vom Staatschef ab. Generalstabschef Ahmed Gaid Salah forderte am Dienstag das Verfassungsgericht und das Parlament auf, Artikel 102 der Verfassung zu aktivieren. Damit kann der Präsident aus gesundheitlichen Gründen für amtsunfähig erklärt und de facto abgesetzt werden.
Die Opposition sieht in dem Vorstoss der Armee jedoch einen Putschversuch. Auch zahlreiche Demonstranten lehnten am Freitag eine Absetzung des Präsidenten über Artikel 102 ab. Sie befürchten, dass so die Männer hinter dem Staatschef weiter ihren Einfluss behalten.
Bouteflika ist seit 20 Jahren an der Macht, sitzt aber seit einem Schlaganfall 2013 im Rollstuhl und kann kaum noch sprechen. In der Öffentlichkeit tritt er fast nicht mehr auf.
Der Unmut der Demonstrierenden richtet sich aber auch gegen das Geflecht aus hohen Militärs, Politikern und Wirtschaftsvertretern, die das Land beherrschen. Vor allem die Armee spielt dabei eine zentrale Rolle.
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