Öldesaster im Naturparadies Mauritius ruft Umweltnotstand aus

dpa/tpfi

8.8.2020

Der Frachter «Wakashio» vor der Ostküste von Mauritius im Indischen Ozean.
Der Frachter «Wakashio» vor der Ostküste von Mauritius im Indischen Ozean.
Bild: Georges De La Tremoille/MU press/AP/dpa

Ein massives Ölleck vor Mauritius alarmiert die Regierung, die nun internationale Hilfe anfordert. Schlechtes Wetter verschärft die Lage.

Ein Schiffsunglück vor der Küste von Mauritius droht eine Ölkatastrophe im Urlaubsparadies anzurichten. Weil aus einem auf Grund gelaufenen Frachter tonnenweise Treibstoff ausläuft, rief Ministerpräsident Pravind Jugnauth am späten Freitagabend den Umweltnotstand aus. Satellitenbilder zeigten, wie sich ein schwarzer Ölteppich in den türkisfarbenen Gewässern nahe Gebieten ausbreitete, die die Regierung als ökologisch «sehr empfindlich» eingestuft hat. Frankreich reagierte auf einen Hilferuf aus Mauritius und sagte Unterstützung zu. Der Eigentümer des Frachters gab sich zerknirscht.

Laut Behördenangaben in den vergangenen Tagen lief die «Wakashio» bereits am 25. Juli vor Mauritius auf Grund. Ein Notruf ging bei der nationalen Küstenwache aber nicht ein. Laut der mauritischen Führung hatte das Schiff fast 4’000 Tonnen Treibstoff geladen. Es gebe nun Risse am Rumpf.

Als Schiffseigentümer firmieren die japanischen Unternehmen Okiyo Maritime Corporation und Nagashiki Shipping. Letzteres bestätigte, dass als Folge von schlechtem Wetter und anhaltendem Starkregen in den vergangenen Tagen ein Tank auf der Steuerbordseite des Frachters aufgerissen und eine Menge Treibstofföl ins Meer entwichen sei. Man unternehme gemeinsam mit Partneragenturen und Auftragnehmern alles, um die Meeresumwelt zu schützen und weitere Verschmutzungen zu verhindern, teilte Nagashiki Shipping mit.

Gefahr für rund 1,3 Millionen Einwohnern

Offenbar ist schon einiger Schaden angerichtet. Im Netz kursierten Videos mit Bildern von öligem Wasser, das ans Ufer geschwemmt wird. Zu sehen ist, wie ein Mann einen Stock an die Wasseroberfläche hält und ihn aufhebt. Eine schwarze, schmierige Masse tropft herab.

Ministerpräsident Jugnauth warnte, das Leck stelle eine Gefahr für sein Land mit rund 1,3 Millionen Einwohnern dar. Es sei massiv auf den Tourismus angewiesen und schon von den Folgen der Corona-Krise stark gebeutelt. «Unser Land hat nicht die Fähigkeiten und die Expertise, um gestrandete Schiffe wieder flottzumachen», sagte Jugnauth. Schlechtes Wetter habe ein Handeln unmöglich gemacht. Ihn treibe die Sorge um, was am Sonntag passieren könnte, wenn sich die Wetterlage verschärfe. Um den Ernst der Situation zu unterstreichen, teilte Jugnauth auch ein Foto, das die «Wakashio» in bedrohlicher Schieflage zeigt.

400 Ölsperren gegen Verschmutzung

Mauritius' Umweltminister Kavy Ramano hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass ein Team zwar zu einem Einsatz am Schiff entsandt, jedoch wieder abgezogen worden sei, nachdem Risse am Rumpf entdeckt wurden. Es seien aber 400 Ölsperren errichtet worden, um die Verschmutzungen zu unterbinden.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron kündigte am Samstag via Twitter Hilfe an. «Wenn Biodiversität in Gefahr ist, ist Handeln dringend geboten», schrieb er. «Frankreich ist da. An der Seite des Volkes von Mauritius. Sie können auf unsere Unterstützung zählen, lieber Jugnauth.»

Die zu Frankreich gehörende Insel La Réunion – am nächsten gelegener Nachbar von Mauritius – will aktiv werden. Ein Transportflugzeug des Militärs werde Ausrüstung für die Eindämmung von Umweltverschmutzung herüberbringen, teilten die Behörden von La Réunion mit. Auf die Nachbarinsel solle zudem ein Marineschiff mit zusätzlichen Gütern Kurs nehmen.

Auf Mauritius laufen unterdessen Polizeiermittlungen zu möglicher Fahrlässigkeit an Bord der «Wakashio». Der Frachter war von China nach Brasilien unterwegs.

Die Umweltschutzgruppe Greenpeace warnte vor massiven Schäden für das Naturparadies im Indischen Ozean. Tausende Spezies in den unberührten Lagunen von Blue Bay, Pointe d'Esny und Mahébourg liefen Gefahr, in einem Meer aus Verschmutzung zu ertrinken, erklärte der für Klima und Energie in Afrika zuständige Beauftragte der Organisation, Happy Khambule. Dies hätte düstere Folgen für die Wirtschaft, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf Mauritius.

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