Der französische Präsident Emmanuel Macron bei seinem Besuch in der Hafenstadt Calais am Dienstag. (Archiv)
Theresa May und Emmanuel Macron am Donnerstag bei ihrem Treffen in Sandhurst westlich von London.
May und Macron vereinbaren mehr Grenzschutz vor Flüchtlingen
Der französische Präsident Emmanuel Macron bei seinem Besuch in der Hafenstadt Calais am Dienstag. (Archiv)
Theresa May und Emmanuel Macron am Donnerstag bei ihrem Treffen in Sandhurst westlich von London.
Grossbritannien zahlt Frankreich für den Grenzschutz vor illegal eingereisten Flüchtlingen zusätzlich etwa 50 Millionen Euro. Das bestätigten Premierministerin Theresa May und Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag nach ihrem Treffen in Sandhurst westlich von London.
Das Geld soll unter anderem für Videoanlagen oder Zäune in der Hafenstadt Calais und anderen Orten verwendet werden, um die illegale Einwanderung über den Ärmelkanal nach Grossbritannien zu verhindern.
Ausserdem vereinbarten beide Länder eine stärkere Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Forschung und Terrorbekämpfung. Auch die Chefs der Geheimdienste waren zu dem Treffen angereist. Es war Macrons erster offizieller Besuch in Grossbritannien seit Amtsantritt. Kritisch äusserte er sich zum geplanten EU-Austritt Grossbritanniens: Er bedauere dies sehr, aber "respektiere die Entscheidung".
Macron und May unterschrieben einen neuen Einwanderungsvertrag. Er ergänzt die 15 Jahre alten Vereinbarungen von Le Touquet für die Zusammenarbeit im Kampf gegen Schleuser und illegale Einwanderung.
"Zahl der Menschen reduzieren"
"Wir müssen die Zahl der Menschen, die aus Calais kommen, reduzieren", sagte May. Die britische Grenze wird faktisch in Nordfrankreich bewacht: In der Hafenstadt Calais verhindern französische Polizisten, dass Flüchtlinge auf Lastwagen mit Ziel Grossbritannien klettern. Pässe werden im Hafen von Calais von britischen Beamten kontrolliert. Wer nicht ins Land darf, muss in Frankreich bleiben. Umgekehrt kontrollieren Franzosen schon auf englischem Boden, ob Reisende nach Frankreich dürfen.
Nach britischen Angaben gab es 2015 mehr als 80'000 Versuche, illegal von Frankreich aus ins Vereinigte Königreich einzureisen. Im vergangenen Jahr waren es nur noch etwa 30'000. Ein Grund dafür sei auch die Räumung des riesigen Elendslagers "Dschungel von Calais" im Oktober 2016, in dem bis zu etwa 8000 Menschen lebten.
Auch heute noch sammeln sich in der Gegend weiter Migranten. Es halten sich etwa 350 bis 500 Migranten in der Region auf, die vor allem aus Äthiopien, Eritrea und Afghanistan stammen. Hilfsorganisationen sprechen von sehr prekären Lebensbedingungen.
Der französisch-britische Regierungsgipfel findet alle zwei Jahre statt. Zunächst trafen sich May und Macron zu einem Arbeitsessen im Pub "The Royal Oak" in Maidenhead, dem Wahlkreis der Premierministerin. Von dort schickte Macron ein Video per Twitter.
Kampf gegen Terrorismus
Beide Länder wollen in Verteidigungsfragen einen Rat als Forum schaffen. Grossbritannien will Frankreich im Kampf gegen Terrorismus in Afrika unterstützen. Zudem wird die Hilfe für lebensrettende Massnahmen etwa bei Epidemien und Naturkatastrophen aufgestockt. Paris und London vereinbarten auch eine stärkere Zusammenarbeit in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Raumfahrt und Klimawandel.
Ein Thema des Treffens waren zudem die Beziehungen der beiden Länder nach dem Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union Ende März 2019. Nach Schätzungen leben etwa 150'000 Franzosen im Vereinigten Königreich und etwa ebenso viele Briten in Frankreich.
Wandteppich und Pferdeskelett
Bei dem Regierungstreffen in der Königlichen Militärakademie kam auch die Kultur nicht zu kurz: Der weltberühmte Teppich von Bayeux wird ab 2022 von Frankreich an Grossbritannien ausgeliehen. Die fast 70 Meter lange Wollstickerei aus dem 11. Jahrhundert gilt als einzigartig. Der Wandteppich schildert die Einnahme Englands 1066 durch Wilhelm den Eroberer, der Herzog der Normandie war. Das Kunstwerk gehört zum Weltdokumentenerbe der Uno-Kulturorganisation Unesco.
Die britische Presse spekulierte bereits, was im Gegenzug als Leihgabe nach Frankreich gehen könnte. Zu den Favoriten gehört das Skelett von Napoleons Kriegspferd Marengo in einem Londoner Museum.
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