Italien Mindestens 43 Tote bei Bootsunglück mit Migranten

SDA

26.2.2023 - 09:44

Migration: Dutzende Tote nach Schiffbruch vor süditalienischer Küste

Migration: Dutzende Tote nach Schiffbruch vor süditalienischer Küste

STORY: Nach dem Schiffbruch eines Bootes von Migranten sind vor der Küste Süditaliens nach Angaben der Küstenwache 43 Menschen ums Leben gekommen. 80 Überlebende seien gerettet worden, teilte die Küstenwache am Sonntag mit. Es hätten sich etwa 120 Menschen an Bord des Schiffs befunden. Die Feuerwehr hatte zuvor von mindestens 30 Toten gesprochen. Früheren Medienberichten zufolge wurden über zwei Dutzend Leichen an der Küste von Steccato di Cutro, eines Badeorts in der Provinz Crotone, angespült. Weitere Tote seien aus dem Wasser geborgen worden. Eine italienische Nachrichtenagentur meldete, das Boot sei bei rauer See gegen einen Felsen geprallt. An Bord seien Menschen aus dem Iran, aus Pakistan und Afghanistan gewesen.

26.02.2023

Bei einem Bootsunglück mit Migranten an der süditalienischen Küste sind Medienberichten zufolge mindestens 43 Menschen ums Leben gekommen.

Keystone-SDA

Überlebende verharren in Decken gehüllt am Ufer, Rettungskräfte bergen Leichen aus dem Ionischen Meer: Erste Fotos zeigen das Ausmass des Bootsunglücks vor der süditalienischen Küste. Laut italienischer Küstenwache sind dabei mindestens 43 Migranten ums Leben gekommen. Die Leichen seien am Strand Steccato di Cutro in der Provinz Crotone in Kalabrien und im Meer entdeckt worden, meldeten die italienische Nachrichtenagentur Ansa und der Fernsehsender RAI. Die Feuerwehr hatte zunächst 28 geborgene Leichen betätigt. Die Küstenwache bezifferte die Zahl laut Ansa auf 43.

250 Menschen an Board

Die Opferzahl könne noch deutlich steigen, weil viele Leichen noch nicht aus dem Meer geborgen seien, hiess es. Es gebe 80 Überlebende, von denen 21 ins Krankenhaus gebracht worden seien, meldete Ansa. Diese hätten von mindestens 250 Menschen an Bord berichtet.

Laut Ansa waren auch viele Kinder und Frauen unter den Opfern. Ein Teil der Toten trieb auf dem Meer, andere seien am Strand gefunden worden. Steccato di Cutro ist ein Seebad in der Gemeinde Cutro am Zeh des italienischen Stiefels. Dort gib es verschiedene grössere Hotels.

«Dies ist ein böses Erwachen, das die Gemeinschaft aufwecken muss, damit ähnliche Tragödien nicht passieren», schrieb der Präsident des italienischen Roten Kreuzes, Rosario Valastro, auf Twitter. Italiens Innenminister Matteo Piantedosi forderte in einer ersten Reaktion ein schärferes Vorgehen gegen Schleuser. Es müsse verhindert werden, dass die Boote überhaupt in See stechen würden, forderte er.

Nach ersten Informationen waren die Migranten auf einem Fischerkutter unterwegs gewesen. Dieser sei bei schwerem Seegang auseinandergebrochen. Die Menschen seien ertrunken. Zur Nationalität der Opfer und zum Ausgangshafen des Kutters gab es zunächst keine Informationen.

Jedes Jahr versuchen Tausende Migranten auf oft wenig seetauglichen Booten aus Nordafrika nach Italien und damit nach Europa zu gelangen. Viele versuchen auch aus Griechenland über das Ionische Meer Italien zu erreichen. Nach einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Beginn der Erfassungen im Jahr 2014 mehr als 25 000 Menschen beim Versuch, auf der Mittelmeerroute nach Europa zu kommen.

Bei einer der schwersten Flüchtlingskatastrophen kamen im April 2015 vor der libyschen Küste zwischen 800 und 900 Menschen um. Das vollkommen überfüllte Schiff war gesunken, weil die Menschen an Bord in Panik geraten waren, als ein anderes Schiff zur Rettung nahte. Das Wrack wurde vom Meeresgrund geborgen, ein Schlepper Ende 2016 in Catania (Sizilien) zu 18 Jahren Haft verurteilt.

2023 bereits über 13'000 Migranten nach Italien gelangt

Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschliesslich Donnerstag schon 13 067 Migranten auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (5273).

Ein neues Gesetz der rechten Regierung von Giorgia Meloni, das in der vorigen Woche vom Senat verabschiedet wurde, erschwert zudem die Arbeit ziviler Seenotretter. Der Grossteil der Migranten gelangt allerdings mit eigenen Schiffen und Booten nach Italien