US-Zwischenwahlen Michael Moore sagt Erdrutschsieg der Demokraten voraus

Von Jan-Niklas Jäger

8.11.2022

2016 widersprach er allen Umfragen, als er Donald Trumps Wahlsieg vorhersagte: der Filmemacher Michael Moore. Nun glaubt er fest an einen Sieg der Demokraten bei den Midterms.
2016 widersprach er allen Umfragen, als er Donald Trumps Wahlsieg vorhersagte: der Filmemacher Michael Moore. Nun glaubt er fest an einen Sieg der Demokraten bei den Midterms.
picture alliance / Michael Noble Jr./AP/dpa

Ausser Michael Moore hatte kaum jemand Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 kommen gesehen. Nun ist er sich sicher: Die Demokraten werden die Midterms gewinnen.

Von Jan-Niklas Jäger

«Alles wird gut.» Für diese Message hat der Filmemacher Michael Moore eine eigene Reihe auf seinem Blog eingerichtet. Unter dem Motto «Mike’s Midterm Tsunami Truth» schreibt der 68-Jährige täglich über seinen festen Glauben, dass die Demokraten entgegen aller Erwartungen ihre Mehrheit im US-Kongress bei den Zwischenwahlen nicht verlieren werden.

Im Gegenteil: Moore ist sich sicher, dass Joe Bidens Partei dazugewinnen wird. Damit wiederspricht er den Vorhersagen sämtlicher grosser Medienhäuser in den USA, inklusive der liberalen, also den Demokraten wohlgesinnten Presse.

Deswegen geht er so hart mit den Medien ins Gericht, dass seine Worte teilweise an die «Fake News»-Rhetorik der Trumpisten erinnern: «Es ist alles eine Lüge. Sie haben keine Ahnung, worüber sie da reden», schreibt er. «Wenn etwas nicht in ihr Narrativ passt, kommt es nicht in die Story.»

Grösster Feind der Demokraten sind sie selbst

Er erinnert an die krasse Fehleinschätzung der «New York Times» bei der Präsidentschaftswahl 2016: Das einflussreiche liberale Blatt hatte Hillary Clinton eine 85-prozentige Siegeswahrscheinlichkeit bescheinigt.

Auch die Demokraten selbst sind Ziel von Moores Kritik. «Unser grösster Feind könnte die Demokratische Partei sein», sagt der Filmemacher in einem Interview mit dem «Guardian». «Ihre Berater geben ihnen so dürftige und schwache Statements. Sie springen ihren Gegnern nicht an die Kehle, wie es die Republikaner tun. Das inspiriert die Menschen nicht.»

Doch es ist genau diese Inspiration, die es braucht, um den «blauen Tsunami», von dem Moore spricht, loszutreten. «Ich habe viele eurer Verwandten und Freunde unter den Nummern, die ihr mir zugeschickt habt, angerufen, um sie zu überzeugen, wählen zu gehen», richtet er sich an die Leser*innen des Blogs und bittet sie, seinen Aktivismus zu spiegeln: «Nehmt das als den Extra-Stoss, den ihr braucht, um von der Couch aufzustehen, an Türen zu klopfen und mit euren Nachbarn über das Wählen zu sprechen!»

Wahlverhalten von Frauen entscheidend

Moore hofft vor allem darauf, dass viele Frauen wählen gehen werden, um gegen die Aufhebung des Roe-v.-Wade-Urteils des Obersten Gerichtshofs zu protestieren, welches das bundesweite Recht auf Abtreibungen garantiert hatte. Viele Analysen betrachten die Wut über die Entscheidung inzwischen als abgeflaut und sehen Inflation als einen wichtigeren Faktor, der auch Frauen zur Wahl von republikanischen Kandidaten überzeugen könnte.

Moore findet das absurd. «Als Frau sagt man doch nicht: Ich gebe jetzt meine Körperrechte auf, damit Eier 20 Cents weniger kosten. So denken die Menschen nicht», so der Regisseur aus Michigan in einem Interview mit dem Nachrichtensender MSNBC.

Stattdessen wüssten die meisten Menschen ganz genau, was bei den Wahlen auf dem Spiel stehe. Auch aus einer Harvard-Studie, der zufolge 40 Prozent der jungen Menschen planen zu wählen, schöpft der Regisseur von «Bowling for Columbine» Hoffnung, denn die favorisieren traditionell die Demokraten.

Keine ‹Nation der Idioten›

Was Moore in seiner Ansicht am meisten bestärkt, sind jedoch keine Studien oder Statistiken, sondern sein Glaube an die Integrität der Amerikaner*innen. Von MSNBC-Moderatorin Alex Witt gefragt, wie er zu seinem Optimismus käme, antwortet er: «Ich lebe in keiner Blase. Ich reise durch das Land, wenn ich meine Filme mache, und ich schenke den Leuten Aufmerksamkeit.»

Und «die Leute» seien zu klug, um auf die Maschen der Republikaner hereinzufallen. Diese seien zwar «sehr gut in Propaganda und darin, Dinge umzudeuten», doch die Amerikaner*innen würden das durchschauen: «Ich glaube nicht, dass der Name dieses Landes ‹Nation der Idioten› ist.»