Explosionen in Afghanistan Dutzende Tote und Verletzte bei Anschlag auf Moschee

AP/dpa/uri

15.10.2021 - 15:26

Schon vor einer Woche hatte es in Afghanistan einen Anschlag auf eine schiitische Moschee gegeben.
Schon vor einer Woche hatte es in Afghanistan einen Anschlag auf eine schiitische Moschee gegeben.
dpa

Aus Afghanistan wird erneut ein Angriff auf eine Moschee der schiitischen Minderheit gemeldet. Dabei sollen mindestens 37 Personen gestorben sein. Ähnliche Angriffe in der Vergangenheit gingen auf das Konto der Terrororganisation IS.

15.10.2021 - 15:26

Bei einem Anschlag auf eine schiitische Moschee im Süden Afghanistans sind nach Angaben von Spitalmitarbeitern und Zeugen Dutzende Menschen getötet und verletzt worden.

Vier Selbstmordattentäter hätten die Imam-Barga-Moschee während des Freitagsgebets attackiert, sagte der Augenzeuge Murtasa, der nur einen Namen trägt, der Nachrichtenagentur AP am Telefon. Zwei Angreifer hätten ihre Sprengsätze am Sicherheitstor gezündet, zwei weitere hätten sich unter den Gläubigen in die Luft gesprengt.

Taliban-Sprecher Bilal Karimi bestätigte die Explosion im Süden der Provinz Kandahar und sagte, es werde ermittelt. Ein Spitalmitarbeiter sprach von mindestens 37 Toten und mehr als 70 Verletzten.

Auf Videoaufnahmen des Anschlagsorts waren blutbefleckte Teppiche und Überlebende zu sehen, die benommen umherliefen oder weinten. Murtasa sagte, üblicherweise kämen freitags etwa 500 Menschen der schiitischen Minderheit in die Moschee. 

Erneut ein gezielter Anschlag auf Schiiten?

Erst am vergangenen Freitag wurden bei einem Selbstmordanschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in der Stadt Kundus im Norden Afghanistans mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 140 weitere verletzt.

Die mit den herrschenden Taliban verfeindete sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag damals für sich. Sunnitische Extremisten werfen schiitischen Muslimen vor, sie seien vom rechten Glauben abgefallen.

Mit den ebenfalls sunnitischen Taliban ist der IS trotz grosser ideologischer Nähe verfeindet. Die Taliban haben den IS seit dessen Auftauchen in Afghanistan Anfang 2015 bekämpft.

Der IS hatte bereits in der Vergangenheit schiitische Muslime und deren Einrichtungen in Afghanistan angegriffen. Attacken gab es vor allem in der Hauptstadt Kabul sowie in den östlichen Provinzen Nangarhar und Kunar. Zuletzt reklamierte der IS unter anderem einen verheerenden Anschlag Ende August am Flughafen Kabul während der noch laufenden internationalen militärischen Evakuierungsmission für sich. Damals starben nach Medienberichten fast 200 Menschen.

Taliban stehen zahlreichen Problemen gegenüber

Mitte August haben die Taliban die Macht in Afghanistan militärisch übernommen. Armee und Polizei zerfielen, Vertreter der Regierung flohen. Die Islamisten riefen eine Regierung aus. Diese sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, wie beispielsweise für Sicherheit im Land zu sorgen. Afghanistan steht zudem vor einer massiven humanitären Krise und laut UN vor einem möglichen wirtschaftlichen Kollaps.

Am vergangenen Wochenende hatte es in Doha, der Hauptstadt des Golfemirats Katar, die ersten persönlichen Gespräche zwischen Vertretern der USA und der Taliban seit deren Machtübernahme gegeben. Bei dem zweitägigen Treffen habe sich die US-Delegation unter anderem auf Sicherheits- und Terrorismusfragen konzentriert, teilte das US-Aussenministerium anschliessend mit. Es sei auch um die sichere Ausreise von US-Bürgern, anderen ausländischen Staatsangehörigen und afghanischen Ortskräften gegangen sowie um die Einhaltung der Menschenrechte und um humanitäre Hilfe für die Bevölkerung.

AP/dpa/uri