Politik Missbrauchsskandal in Frankreichs Kirche: Weiterer Bischof gesteht

SDA

16.11.2022 - 18:59

ARCHIV - Nach Kardinal Jean-Pierre Ricard gesteht nun auch ein weiterer Geistlicher sich unangemessen gegenüber einer jungen Frau verhalten zu haben. Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa
ARCHIV - Nach Kardinal Jean-Pierre Ricard gesteht nun auch ein weiterer Geistlicher sich unangemessen gegenüber einer jungen Frau verhalten zu haben. Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa
Keystone

Im Missbrauchsskandal in Frankreichs katholischer Kirche hat ein weiterer ehemaliger hoher Geistlicher ein Geständnis abgelegt. Der ehemalige Erzbischof von Strassburg, Jean-Pierre Grallet (81), habe «unangemessene Gesten» einer erwachsenen jungen Frau gegenüber eingeräumt, zu denen es Ende der 1980er Jahre gekommen sei, teilte die französische Bischofskonferenz am Mittwoch mit, wie der Sender France Info berichtete. «Eine kirchenrechtliche Untersuchung ist derzeit im Gange und es wurde eine Meldung an die Ziviljustiz gemacht», erklärte die Bischofskonferenz demnach. Es werde Aufgabe der Ermittler sein, die genaue Art der Tat festzustellen.

Vor zehn Tagen erst hatte ein ähnliches Geständnis von Kardinal Jean-Pierre Ricard, einem der höchsten katholischen Geistlichen in Frankreich, Schockwellen ausgelöst. Er habe sich in den 1980er Jahren einem 14-Jährigen Mädchen gegenüber «auf verwerfliche Weise verhalten», hatte der 78-Jährige eingeräumt. Insgesamt seien in Frankreich zehn zumeist ehemalige Bischöfe in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen ins Visier der Justiz oder innerkirchlicher Ermittlungen geraten, erklärte die Bischofskonferenz.

Die Kirche in Frankreich hat eine Missbrauchsproblematik grossen Umfangs aufzuarbeiten. Eine vergangenes Jahr vorgelegte Studie kam zu dem Schluss, dass in der katholischen Kirche in dem Land seit den 1950er Jahren hochgerechnet 216 000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind. Unter Einbeziehung der von der Kirche betriebenen Einrichtungen wird von 330 000 Opfern ausgegangen. Nur wenige Betroffene gaben sich aber der Kirche oder Behörden gegenüber als Opfer zu erkennen.