Toronto Mordanschuldigungen gegen mutmasslichen Todesfahrer von Toronto

AP

24.4.2018

Weshalb rast ein Mann mit einem Van in eine Gruppe Menschen hinein? Wie nach der Amokfahrt in Münster vor nicht einmal drei Wochen stellt sich auch in Toronto die Frage nach dem Warum. Premier Trudeau macht klar: Eine Gefahr für die nationale Sicherheit bestehe nicht.

Nach der Todesfahrt in der kanadischen Metropole Toronto sind Mordanschuldigungen gegen den mutmasslichen Täter erhoben worden. Dem 25-jährigen Alek Minassian werde zehnfacher Mord und 13-facher versuchter Mord vorgeworfen, teilte das zuständige Gericht mit. Die kanadischen Behörden und die Bewohner der Stadt suchten am Dienstag weiter nach Antworten zu den Hintergründen der Tat.

Der junge Mann soll einen Lieferwagen am Montag in Menschen auf einem Gehweg hineingesteuert haben. Zehn Personen wurden dabei getötet, 15 weitere verletzt. Der mutmassliche Angriff, einer der opferreichsten der jüngeren kanadischen Geschichte, ereignete sich zeitgleich mit einem Treffen der Aussenminister der G7-Staaten in der Stadt, an dem auch Bundesaussenminister Heiko Maas teilnahm.

Minassian trug bei der Anhörung eine weisse Häftlingsuniform und Handschellen. Er äusserte sich nicht zu den gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen und zeigte kaum Emotionen. Am 10. Mai soll er wieder vor Gericht erscheinen.

Die Polizei war am Dienstag weiter dabei, Beweismittel zusammenzutragen. Rund 20 Beamte schritten den Weg ab, den der Van über den Bürgersteig der Yonge Street genommen hatte. Ganz in der Nähe errichteten Trauernde eine provisorische Gedenkstätte für die Opfer.

«Es war, als hätte er ein Videospiel gespielt und versucht, so viele Menschen wie möglich zu töten», sagte Panna Patel, als sie an der Gedenkstätte anhielt. Sie hatte sich am Montag am mutmasslichen Tatort befunden, um Geld abzuheben. «Er hat den Leuten direkt ins Auge geschaut, Augenkontakt hergestellt, es war so gruselig.» Reue habe der Fahrer keine gezeigt.

Premierminister Justin Trudeau sagte, die kanadischen Behörden hielten die nationale Sicherheit nach der Todesfahrt nicht für bedroht. Durch den Vorfall habe sich das allgemeine Bedrohungsniveau in Kanada nicht verändert.

Sein Land werde tun, was möglich sei, um seine Bürger zu schützen, und gleichzeitig seinen Werten treu bleiben, sagte Trudeau auf einer Pressekonferenz. «Wir können uns als Kanadier nicht dazu entschliessen, jeden einzelnen Tag in Angst zu leben, während wir unseren täglichen Geschäften nachgehen.»

Das Motiv und die Hintergründe der Tat bleiben damit weiter unklar. Polizeichef Mark Saunders sagte allerdings in der Nacht, dass der Fahrer auf jeden Fall vorsätzlich gehandelt habe. Minassian sei der Polizei zuvor nicht bekannt gewesen. Laut einem Profil in einem sozialen Netzwerk ist er ein College-Student.

Auf Videoaufnahmen war die Festnahme des Fahrers zu sehen: Mehrere Beamte umzingelten den dunkel gekleideten Mann und den gemieteten Lieferwagen mehrere Blocks vom Schauplatz entfernt. Er schien mit einem Gegenstand zu hantieren, ehe ihn die Polizisten aufforderten, sich auf den Boden zu legen. Dann wurde er abgeführt.

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