Sanktionen Moskau berät über Gegenmassnahmen nach Diplomaten-Ausweisung

dpa

27.3.2018

Der Streit zwischen London und Moskau nimmt weiter an Schärfe zu. Nachdem zahlreiche EU-Länder russische Diplomaten ausweisen, will Russland zurückschlagen. Wie wird die Reaktion des Kremls aussehen?

Nach der Ausweisung russischer Diplomaten aus mehreren EU-Ländern und den USA sowie einer Reihe anderer Staaten will Moskau über Gegenmassnahmen beraten. Das Aussenministerium und andere Behörden bereiteten bereits Schritte vor, kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow an. Wann diese beschlossen werden, war zunächst nicht bekannt. Die endgültige Entscheidung werde Präsident Wladimir Putin treffen, hiess es. Es werde Massnahmen gegen jedes einzelne Land geben, das russische Diplomaten ausweisen will, sagte Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa am Montagabend im russischen Fernsehen.

Die endgültige Entscheidung werde Präsident Wladimir Putin treffen, hiess es. Es werde Massnahmen gegen jedes einzelne Land geben, das russische Diplomaten ausweisen will, sagte Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa am Montagabend im russischen Fernsehen.

Experten gehen davon aus, dass Russland mindestens ebenso viele Diplomaten ausweisen wird. «Die russische Seite ist gut vorbereitet, die Antwort wird sehr schnell kommen», sagte der Politologe Wladislaw Below der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Gleichzeitig könne Moskau auch andere Strategien wählen.

Zahlreiche Länder weisen russische Diplomaten aus

Grossbritannien, die USA, Deutschland sowie zahlreiche weitere Länder verwiesen in einer bislang beispiellosen Gemeinschafsaktion russische Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter des Landes. Russische Medien listeten bis Montagabend 23 Länder auf, aus denen 137 Landsleute ausgewiesen wurden. Die Europäische Union ist in der Frage allerdings gespalten. Nachdem Grossbritannien 23 russische Diplomaten aufgefordert hatte, das Land zu verlassen, kündigten bis Montagabend 16 weitere EU-Länder Ausweisungen an.

Auch die Nicht-EU-Länder USA, Norwegen, Kanada, die Ukraine sowie auch Mazedonien und Albanien verwiesen Moskauer Diplomaten des Landes. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja warf den USA wegen der Ausweisung von zwölf russischen UN-Diplomaten Missbrauch des Gastgeber-Rechts vor.

Am Dienstag schloss sich Australien als 24. Land an, das russische Diplomaten des Landes verwies. Premier Malcolm Turnbull teilte mit, dass zwei russische Botschaftsangehörige, die der geheimdienstlichen Tätigkeit verdächtigt werden, das Land innerhalb von sieben Tagen zu verlassen hätten.

Moskau spricht von «russophober» Kampagne

Russlands Aussenamtssprecherin Sacharowa verurteilte das Vorgehen als rein politische Forderung und russophobe Kampagne. Grossbritannien habe den anderen Ländern keine einzige faktenbezogene Information vorgelegt, die eine Schuld Moskaus beweisen würde. Sie warf der EU und den USA zudem eine «durch nichts begründete Aggression vor», und das zu einer Zeit, in der Russland um die Opfer des Brandes in Kemerowo in Sibirien trauere, bei dem 64 Menschen starben.

«In den Minuten, als alle Russen mit den Opfern der Tragödie von Kemerowo mitfühlten, gab es für sie (EU und USA) nichts Wichtigeres, als neue feindselige Handlungen zu verkünden», schrieb sie in der Nacht zum Dienstag auf ihrer Facebook-Seite. «Heute haben wir Worte des Mitgefühls gehört, aber zugleich durch nichts begründete Aggression erlebt.» Dies sei «schwer zu glauben und auch schwer zu vergessen».

Hintergrund ist der Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter. Grossbritannien macht Russland dafür verantwortlich. Die Opfer befinden sich in einem kritischen, aber stabilen Zustand.

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