Für die Todesstrafe Nelson Mandelas Enkelin: Frauen müssen ihren Freiraum erkämpfen

Von Ralf E. Krüger, dpa

14.9.2019

Südafrikanerinnen machen mobil gegen Gewalttaten an Frauen und Kindern. Auch Nelson Mandelas Enkelin unterstützt ihren Kampf – mit zum Teil drastischen Forderungen.

Südafrikas Freiheitsheld Nelson Mandela kämpfte einst für die Abschaffung der Todesstrafe, seine Enkelin Ndileka will sie jetzt wieder einführen. Ob sie eine entsprechende Petition befürwortet, wird sie gefragt? «Ja, ich unterstütze sie», bestätigt sie der Deutschen Presse-Agentur. Die Aktivistin spricht damit hunderttausenden Südafrikanerinnen aus dem Herzen. Innerhalb weniger Stunden haben diese eine Internet-Petition für eine Wiedereinführung der Todesstrafe bei Verbrechen an Frauen unterzeichnet.

Sie stehen unter dem Eindruck eines brutalen Mordes an einer 19-jährigen Studentin der Universität Kapstadt. Uyinene Mrwetyana war zuvor in einem Postamt vergewaltigt worden. Die grassierende Gewalt gegen Frauen im Land an der Südspitze des Kontinents treibt die Südafrikanerinnen immer häufiger auf die Strassen. Auch Frauen, die einst im Kampf gegen das Apartheidsystem eine tragende Rolle spielten, sparen nicht mit drastischen Forderungen: Bei einer Demo vor dem Konferenzgebäude des Weltwirtschaftsforums in Kapstadt skandierten sie einen Slogan, mit dem sie die Ausrufung des Ausnahmezustands forderten.

Zu lasches Justizsystem

Immer wieder sorgen Fälle von Frauenmorden für Empörung. Auch Vergewaltigungen und häusliche Gewalt sind angesichts der verbreiteten patriarchalischen Strukturen weit verbreitet. Sie bleiben zudem oft straffrei oder werden mit geringen Bussen geahndet. Aktivistin Ndileka Mandela fordert daher vor einer Gesetzesänderung zur Einführung der Todesstrafe erst einmal eine Reform des Justizsystem, das sie als viel zu lasch ansieht. «Unser Justizsystem ist so angelegt, dass es die Männer und nicht die Frauen schützt – das muss sich ändern», fordert sie. In rund 80 Prozent aller Fälle komme der Täter unbeschadet aus Prozessen, schätzt sie.

Auch die kenianische UN-Frauenbeauftragte Anne Githuku-Shongwe fordert Grundsätzliches. «Das ist eine nationale Aufgabe, jeder Minister muss sich für einen Sinneswandel verantwortlich fühlen – ähnlich wie einst beim Kampf gegen die Aids-Seuche», fordert sie. Viele Kinder in Südafrika würden ohne Vater als Rollenvorbild aufwachsen – da müsse schon in den Schulen angesetzt werden.

Eine Art «südafrikanischen Frühling»

Ähnlich sieht das Sipho Pityana, der Vorsitzende des Bergbaukonzerns AngloGold Ashanti. Er sitzt im Verwaltungsrat der Universität, deren Studentin Uyinene Mrwetyana so brutal ermordet wurde und fordert dringende Weichenstellungen der Regierung. «Uyinene Mrwetyana war nur das letzte von vielen Opfern brutaler Übergriffe in einer Region, in der etwa 45 Prozent der über 14 Jahre alten Mädchen und Frauen bereits körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren haben», erklärte das Weltwirtschaftsforum (WEF) in einer Erklärung, mit der es alle zuständigen Regierungsstellen zum Handeln aufruft.

Unter dem Motto #enoughisenough – our women and children deserve better (etwa: Genug ist genug – unsere Frauen und Kinder haben Besseres verdient) formiert sich jetzt der Widerstand am Kap. «Ich hoffe, dass die Bewegung zu Veränderungen führt», sagt die Frauenbeauftragte Githuku-Shongwe.

Das Gewaltpotenzial im Lande, das sich auch in ausländerfreindlichen und anderen kriminellen Übergriffen niederschlägt, sieht Mandelas Enkelin als Antwort auf die Misere weiter Teile der Bevölkerung. Jetzt gebe es «eine Art südafrikanischen Frühling – wie beim Arabischen Frühling, als die Menschen gegen den Staat revoltierten», sagt sie. Ob ihr Grossvater die Forderung nach der Todesstrafe verstanden hätte? «Grossvater hasste Gesetzlosigkeit, er verabscheute sie», sagt die

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