Eskalation im Nahost-Krieg Israel plant dauerhafte Militärpräsenz in Gaza – die Lage in 5 Punkten erklärt

SDA

19.5.2025 - 12:30

Zerstörte Gebäude im Gazastreifen. Aufgenommen im Süden von Israel in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen.
Zerstörte Gebäude im Gazastreifen. Aufgenommen im Süden von Israel in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen.
KEYSTONE

Israel hat im Gazastreifen grossangelegte Bodenoperationen gestartet. Währenddessen verhandeln die Hamas und Israel in Katar. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Keystone-SDA, Noemi Hüsser

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  • Israel hat eine grossangelegte Bodenoffensive in Gaza gestartet.
  • Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Einnahme des gesamten Gazastreifens angekündigt.
  • Die humanitäre Not in Gaza ist extrem. UN-Generalsekretär António Guterres spricht von einer «unmenschlichen» Lage.
  • In Katar laufen Gespräche über eine Waffenruhe. Israel gab am Sonntagabend bekannt, wieder Lieferung von Hilfsgütern nach Gaza zuzulassen.

Was will die israelische Regierung erreichen?

Erklärtes Ziel der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist es, die im Gazastreifen herrschende Terrororganisation Hamas zu besiegen und den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Israel werde «mit voller Kraft hineingehen», sagte der Regierungschef.

Am Montagmorgen hat Netanjahu die Einnahme des gesamten Gazastreifens angekündigt. «Wir werden die Kontrolle über alle Gebiete des Gazastreifens übernehmen», sagte er in einer auf Telegram veröffentlichten Videoansprache.

Israelische Soldaten sollen künftig in allen eroberten Gebieten in Gaza stationiert bleiben. Es sei nicht länger beabsichtigt, dass Soldaten nur Angriffe ausführen und sich dann dort wieder zurückziehen.

Was bedeutet das für die Bevölkerung im Gazastreifen?

Palästinenser*innen befürchten eine neue Welle der Flucht und Vertreibung aus dem Gazastreifen. Die Notlage der Menschen ist nach Angaben von Hilfsorganisationen äusserst ernst und sie dürfte sich weiter verschärfen. Schon jetzt herrscht im Gazastreifen eine Hungersnot.

Nach palästinensischen Angaben gab es in der Nacht und am Sonntag mindestens 110 Tote. Augenzeugen zufolge fliehen derzeit etliche Menschen vom Norden in den Süden des Küstengebiets. Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mittlerweile alle Spitäler ausser Betrieb. Anwohner*innen berichteten, dass einige Viertel in den Orten Dschabalija und Beit Lahia komplett zerstört worden seien.

Was sind internationale Reaktionen?

Nach Bekanntwerden des Beginns der Grossoffensive mehrten sich Appelle, dass die Gewalt im Gazastreifen ein Ende haben müsse. EU-Ratspräsident António Costa schrieb auf X: «Die Gewalt muss aufhören! Ein ganzes Volk wird mit erdrückender, unverhältnismässiger militärischer Gewalt angegriffen. Internationales Recht wird systematisch verletzt.» UN-Generalsekretär António Guterres sagte, die Lage für die Palästinenser*innen in Gaza sei mehr als unmenschlich.

In Den Haag gingen am Sonntag Zehntausende zumeist in Rot gekleidete Demonstrant*innen auf die Strasse und forderten von der niederländischen Regierung eine härtere Gangart gegenüber Israel. Die Demonstration war eine Initiative verschiedener Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen und propalästinensischer Gruppen, darunter Amnesty International und Ärzte ohne Grenzen. 

Niederländische Medien berichteten von bis zu 70'000 Teilnehmenden.
Niederländische Medien berichteten von bis zu 70'000 Teilnehmenden.
Phil Nijhuis/ANP/dpa

Gibt es Hoffnungen auf eine Waffenruhe?

Israel und die Hamas waren am Sonntag mit Delegationen in Katars Hauptstadt Doha, um mit arabischen Vermittlern über einen neuen Waffenruhe-Deal zu verhandeln. Medienberichten zufolge lag ein Plan für eine zeitweise Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln auf dem Tisch. Bis am Sonntagabend gab es noch keine Einigung. Israel gab aber bekannt, wieder Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen.

Was steckt hinter den neuen Hilfslieferungen?

Seit Anfang März liess Israel keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Am Sonntagabend teilte Israel allerdings mit, künftig wieder Lieferungen in das Gebiet zu erlauben – jedoch mit einem anderen Mechanismus zur Verteilung der Hilfsgüter.

Israel wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren. Berichten zufolge sollen Güter nun nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden. Eine Hungersnot gefährde die Fortsetzung der Offensive, hiess es in der Mitteilung des Ministerpräsidenten-Büros. Laut mehreren Medien erfolgt die Aufhebung der Blockade vor allem auf Druck der USA hin.


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