Satellitenbilder belegen Kriegsverbrechen Massengräber vergiften Wasser, Bomben zerstören Getreidesilo

phi

23.5.2022

Überleben in Mariupol: «Wir haben keine Zukunft»

Überleben in Mariupol: «Wir haben keine Zukunft»

Überleben in Mariupol: «Wir haben keine Zukunft»

22.05.2022

Angehörige bangen um die Zukunft der Asowstal-Kämpfer, nachdem sich diese ergeben haben. Derweil entdecken Satelliten neue Massengräber in Mariupol: Regen dürfte nun zur Gefahr fürs Grundwasser werden.

phi

Mariupol ist gefallen: Die russischen Angreifer haben die Schwarzmeer-Stadt endgültig unter ihre Kontrolle gebracht. Und obwohl derzeit kaum neutrale Beobachter Einblick nehmen können, zeichnet sich ab, dass dort Tausende Zivilisten getötet wurden.

Das suggerieren aktuelle Satellitenbilder der US-Firma Planet, die von Melissa Hanham von der Stanford University bei CNN analysiert worden sind. Demnach seien vor der Stadt drei Massengräber aufgespürt worden, die mit Bulldozern angelegt worden sind und die Raum für 5000 oder mehr Tote geben könnten.

Expertin Melissa Hanham zeigt auf die weissen Punkte mit dem Grün, wobei es sich um alte Gräber handelt. Darunter sieht man die Gräben, die von Bulldozern ausgehoben worden sind.
Expertin Melissa Hanham zeigt auf die weissen Punkte mit dem Grün, wobei es sich um alte Gräber handelt. Darunter sieht man die Gräben, die von Bulldozern ausgehoben worden sind.
Screenshot: YouTube/CNN

Die Eroberung von Mariupol – einer Stadt mit einst fast 500'000 Einwohnern – bedeutet für Russlands Präsidenten Wladimir Putin den bislang grössten Erfolg. Im dortigen Stahlwerk gaben die letzten von mehr als 2400 ukrainischen Kämpfern am Freitagabend nach vielen Wochen auf. Laut russischen Angaben waren darunter auch 78 Frauen und einige Ausländer.

Als Kriegsgefangene stehen sie eigentlich unter Schutz. Der russische Aussenpolitiker Leonid Sluzki brachte auch einen Austausch gegen den prorussischen Politiker Viktor Medwedtschuk ins Spiel. Später erklärte er, die Kämpfer müssten vor Gericht gestellt werden. Sorgen bereiten Berichte, nach denen Staatsmedien und Politiker fordern, sie als Neonazis und Kriminelle zu behandeln.

Was wird aus den Asowstal-Kämpfern?

Das würde ihnen den Schutz der Haager Landkriegsordnung entziehen: Die Soldaten würden dann wie gewöhnliche Straftäter behandelt. Auch Aussagen wie jener von Denis Puschilin machen Angehörigen wenig Hoffnung. Der Führer der Separatisten in Donezk fordert, die «Gerechtigkeit» müsse «wiederhergestellt» werden.

Doch auch wenn die Kämpfe in Mariupol eingestellt sind, ist das Sterben noch lange nicht vorbei. Die Versorgungslage in der Stadt, in der rund 100'000 Menschen ausgeharrt haben sollen, ist katastrophal. Die Versorgung mit Wasser, Strom und Nahrungsmitteln ist zusammengebrochen.

Spätestens wenn Regen Schadstoffe und Leichenwasser ins Grundwasser spült, ist mit dem Ausbruch infektiöser Krankheiten zu rechnen. Bürgermeister Wadym Bojtschenko forderte Moskau auf, den Zivilisten zu erlauben, die Stadt zu verlassen. In Mariupol sind bereits im April mutmassliche Massengräber mit Satelliten entdeckt worden.

Das Getreidesilo einer ukrainischen Farm vor ...
Das Getreidesilo einer ukrainischen Farm vor ...
Screenshot: YouTube/CNN

Zum schlechten Schuss noch ein Bildbeweis von Planet, der offenbart, wie Russland auch gezielt versucht, die ukrainische Nahrungsmittelproduktion zu zerstören. Das Satellitenfoto zeigt ein grosses Getreidesilo in dem Gebiet, das per Flugzeug mit einer Bombe belegt und ausradiert worden ist. Das passt zu Nachrichten, nach denen Moskaus Truppen im grossen Stil Getreide stehlen, landwirtschaftliches Gerät zerstören und fruchtbare Felder verminen.

... und nach einem russischen Angriff. Die Bombe ist dort gefallen, wo der konzentrische Kreis ist. Die Detonation hat alle Gebäude einstürzen lassen, das Getreide aus den Speichen ist gut in gelb zu sehen.
... und nach einem russischen Angriff. Die Bombe ist dort gefallen, wo der konzentrische Kreis ist. Die Detonation hat alle Gebäude einstürzen lassen, das Getreide aus den Speichen ist gut in gelb zu sehen.
Screenshot: YouTube/CNN

Mit Material von dpa.