Indische Truppen seien dem zuvorgekommen und hätten Massnahmen ergriffen, um ihre Positionen zu verteidigen und die chinesischen Absichten zu durchkreuzen, hiess es in Neu Delhi weiter. Dagegen warf ein Militärsprecher in Peking den indischen Truppen vor, die Grenze «illegal überquert» und «unverhohlen neue Spannungen provoziert und erzeugt zu haben». «Chinas Militär wird notwendige Gegenmassnahmen ergreifen und die Entwicklung aufmerksam beobachten.»
Die Beziehung der beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt ist angespannt. Mitte Juni waren bei einem militärischen Zusammenstoss mindestens 20 indische Soldaten getötet worden. Es war der schlimmste Grenzzwischenfall zwischen den beiden Atommächten seit Jahrzehnten. Anschliessend gab es Deeskalationsgespräche von Militärvertretern.
Der Streit der asiatischen Rivalen um die gemeinsame Grenze dauert schon lange. In den 60er Jahren hatten beide Staaten einen kurzen Krieg geführt, den China gewonnen hatte. Nach dem neuen Zusammenstoss im Juni stand Indiens Premierminister Narendra Modi innenpolitisch stark unter Druck, Peking hart zu antworten. Sein Land ist China aber militärisch unterlegen.
Indiens Verteidigungsministerium betonte, dass die indische Armee Frieden durch Dialog bewahren wolle, aber gleichzeitig seine territoriale Integrität beschützen werde. Chinas Militärsprecher hingegen warf Indien vor, mit seinen Aktionen den Konsens in den Gesprächen nach den Zwischenfällen im Juni untergraben zu haben. «Wir fordern die indische Seite auf, sofort ihre Truppen zurückzuziehen, die illegal die Grenze überschritten haben.» Indien müsse sich an seine Zusagen halten, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.