Neue Sonderzölle China beschuldigt USA der «Handelstyrannei»

sda/hst

24.9.2018 - 06:29

Mittlerweile sind fast die Hälfte aller Importe aus China in die USA mit Strafzöllen belegt. (Symbolbild)
Mittlerweile sind fast die Hälfte aller Importe aus China in die USA mit Strafzöllen belegt. (Symbolbild)
Source: Keystone

Der erbitterte Handelskonflikt zwischen den USA und China erreicht nun offiziell die nächste Stufe. Heute tritt die drastische Verschärfung in Kraft, wonach die USA insgesamt die Hälfte aller Wareneinfuhren aus China mit Sonderzöllen belegen.

Der Handelsstreit zwischen China und den USA verschärft sich. Die Vereinigten Staaten verfolgten eine Strategie der «Handelstyrannei», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua aus einem Weissbuch der chinesischen Regierung. Um anderen Ländern ihren Willen aufzuzwingen, schüchterten die USA diese mit Zöllen ein.

Die US-Regierung hatte vergangene Woche entschieden, ab diesem Montag Zölle auf chinesische Waren im Volumen von weiteren 200 Milliarden Dollar zu verhängen – zusätzlich zu den bereits eingeführten Abgaben auf chinesische Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar. Zusammen sind damit die Hälfte aller Importe aus China betroffen.

Die neuen US-Zölle werden zunächst zehn Prozent betragen, ab Beginn des Jahres 2019 sollen 25 Prozent erhoben werden. Einige Produktgruppen, darunter Smart Watches von Apple, Bluetooth-Artikel sowie Hochstühle und Autositze für Kinder sind ausgenommen. Kommentatoren sehen darin einen Lobby-Erfolg der grossen Datenkonzerne wie Apple und Amazon.

China übt Vergeltung

Die chinesische Regierung hatte als Reaktion auf den Schritt der Amerikaner umgehend Vergeltung angekündigt: durch Extrazölle auf US-Importe im Wert von 60 Milliarden Dollar. Grundsätzlich sind die Möglichkeiten Chinas, mit eigenen Strafzöllen auf Importe aus den USA zurückzuschlagen, begrenzt: Die USA führen lediglich Waren im Wert von 130 Milliarden US-Dollar nach China aus.

Beobachter weisen aber darauf hin, dass die chinesische Regierung andere Möglichkeiten habe, um Washington unter Druck zu setzen. So könnten etwa US-Firmen, die seit Jahren enorm von der Konsumlust des Milliardenvolkes profitieren, die Geschäfte in China erschwert werden.

Gespräche auf Eis gelegt

Trump hatte bereits gedroht, er werde im Falle einer chinesischen Vergeltung «die dritte Phase» einleiten und weitere Waren im Wert von 267 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen überziehen. Das wäre dann praktisch das gesamte Einfuhrvolumen der USA aus der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt.

Angesichts der neuen US-Strafzölle hatte China nach einem Zeitungsbericht weitere Gespräche mit der Regierung in Washington vorerst auf Eis gelegt. Der für diese Woche geplante Besuch einer chinesischen Regierungsdelegation in Washington sei abgesagt worden, berichtete das «Wall Street Journal».

Ursprünglich hatte Chinas Vizepremier Liu He demnach auf Einladung von US-Finanzminister Steven Mnuchin nach Washington reisen wollen, um über eine Deeskalation des Handelskonflikts zu reden. Ob es einen neuen Termin für Gespräche gibt, war zunächst offen.

Zurück zur Startseite

sda/hst