Sprengung Nordkorea macht Atomtestgelände unbrauchbar

SDA

24.5.2018 - 13:07

Die Sprengungen in Pyunggye-ri finden vor Fernsehkameras und internationalen Journalisten statt. Inspektoren waren nicht dabei. Eine Geste des guten Willens oder doch nur ein Muster ohne grossen Wert?

Mit einer Serie von Sprengungen hat Nordkorea am Donnerstag vor geladenen internationalen Journalisten und Fernsehteams nach eigenen Angaben sein Atomtestgelände Punggye-ri demoliert. Die Explosionen zogen sich in dem Gelände mit drei unterirdischen Tunneln und mehreren Beobachtungsposten und Gebäuden über mehrere Stunden hin. Internationale Atomwaffeninspektoren waren nicht zugegen.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hatte die Demolierung des Atomtestgeländes bei seinem Gipfeltreffen Ende April mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In als Geste des guten Willens für eine Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel angekündigt. Danach wurde ein historisches Gipfeltreffen Kims mit US-Präsident Donald Trump am 12. Juni in Singapur vereinbart, doch der zunächst diplomatisch-versöhnliche Ton ist nach US-Vergleichen der Lage Nordkoreas mit der Libyens unter dessen gestürzten Machthaber Muammar al-Gaddafi wieder erheblich abgekühlt.

Die nordkoreanische Vizeaussenministerin Choe Son Hui bezeichnete Kommentare von US-Vizepräsident Mike Pence am Donnerstag als «ignorant» und «dumm», weil er - wie Sicherheitsberater John Bolton und Trump selbst - das atomwaffenfähige Nordkorea mit Gaddafis Libyen verglichen hatte. US-Außenminister Mike Pompeo sagte in Washington am Mittwoch (Ortszeit) zu den Irritationen, letztlich sei es Kims Entscheidung, ob es zu dem Gipfeltreffen in Singapur komme. Zugleich bekräftigte er die Forderung nach einer «schnellen Entnuklearisierung» auf der koreanischen Halbinsel.

Trump selbst sagte bei dem Treffen mit Moon am Dienstag, man werde sehen, ob sein Treffen mit Kim verschoben oder ganz abgesagt werde. «In Libyen haben wir das Land dezimiert. Es gab keinen Deal, um Gaddafi zu halten.»

Die Journalisten - darunter ein Fernsehteam der Nachrichtenagentur AP - gelangten in einer elfstündigen Zugfahrt von der nordkoreanischen Hafenstadt Wonsan aus in das abgelegene Atomtestgelände Punggye-ri. Dort erlebten sie die erste Explosion gegen 11.00 Uhr Ortszeit(04.00 Uhr MESZ). Nordkoreanische Regierungsvertreter vor Ort sagten, damit sei der Nordtunnel zerstört worden, der von 2009 bis 2016 für fünf Atomtests genutzt worden sei. Zwei weitere Sprengungen um 14.20 Uhr und 16.00 Uhr (Ortszeit, 07.20 und 09.00 Uhr MESZ) hätten die westlichen und südlichen Tunnel zerstört. Die zur Demolierung akkreditierten Journalisten wurden am Morgen (Ortszeit) zu der Anlage gebracht und durften sich dort neun Stunden aufhalten.

Weil Pjöngjang keine internationalen Inspektoren zu der Zeremonie einlud, gilt die Glaubwürdigkeit des Abrisses als ebenso begrenzt wie seine Unwiderruflichkeit.

Vizeaussenministerin Choe sagte nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA: «Wir werden bei den USA weder um einen Dialog betteln noch uns den Ärger antun, sie zu überzeugen, wenn sie nicht mit uns zusammenkommen wollen.» Sie stellte infrage, ob ein Treffen mit Trump sich lohnen werde, wenn Pences' Bemerkung die Washingtoner Position widerspiegele. Es liege an der Entscheidung und dem Verhalten der Vereinigten Staaten, ob man sich am Verhandlungstisch treffe oder im Zuge eines nuklearen Show-downs.

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