Misslungener Raketenstart Nordkoreas Spionagesatellit stürzt ins Meer

dpa/dor

31.5.2023 - 08:30

Nordkorea bestätigt fehlgeschlagenen Satellitenstart

Nordkorea bestätigt fehlgeschlagenen Satellitenstart

Das südkoreanische Militär teilte mit, es habe Teile der Trägerrakete geborgen. Bilder, die das Militär veröffentlichte, zeigten Trümmer, die aus dem Wasser gezogen wurden.

31.05.2023

Nordkorea hat den misslungenen Start einer Trägerrakete mit einem militärischen Aufklärungssatelliten eingeräumt. Die hatte zuvor in Seoul Unruhe ausgelöst.

31.5.2023 - 08:30

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  • Nordkorea ist dabei gescheitert, einen Erdbeobachtungssatelliten für militärische Zwecke ins All zu bringen.
  • Die Trägerrakete stürzte ins Gelbe Meer.
  • Nordkorea kündigte an, dass ein zweiter Start bereits geplant sei.

Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea ist mit dem Versuch gescheitert, erstmals einen Erdbeobachtungssatelliten für militärische Zwecke ins All zu bringen. Das von Kim Jong Un regierte Land räumte am Mittwoch – nur wenige Stunden nach dem Start der Trägerrakete «Chollima-1» von der Westküste des Landes – den Fehlschlag ein.

Ein zweiter Start sei aber bereits geplant, hiess es. Die USA und Südkorea wie auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilten trotz des Fiaskos den Raketenstart. Sie warfen dem weithin abgeschotteten Land vor, ihm verbotene Raketentechnik zu verwenden. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen.

Südkoreas Militär veröffentlichte am 31. Mai 2023 dieses Bild. Es zeigt offenbar ein Teil der nordkoreanischen Rakete im Meer. 
Südkoreas Militär veröffentlichte am 31. Mai 2023 dieses Bild. Es zeigt offenbar ein Teil der nordkoreanischen Rakete im Meer. 
Bild: South Korea Defense Ministry via AP

Der Raketenstart sorgte in der Millionenmetropole Seoul kurzzeitig für Unruhe: In der südkoreanischen Hauptstadt waren am Morgen (Ortszeit) Alarmsirenen zu hören, in Textnachrichten wurden die Einwohner aufgerufen, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Der Alarm wurde später zurückgezogen. Es habe sich um einen Fehler gehandelt, teilte das Innenministerium mit. Es habe keine Gefahr für Seoul bestanden.

Südkoreanisches Militär spricht von «abnormalen Flug»

Das südkoreanische Militär hatte zuvor den Start der mehrstufigen Rakete im Nachbarland erfasst. Sie sei Richtung Süden geflogen. Der Generalstab sprach später von einem «abnormalen Flug». Die Rakete sei etwa 200 Kilometer westlich der südkoreanischen Insel Eocheong im Gelben Meer ins Wasser gestürzt. Ein Objekt, das wahrscheinlich Teil der Rakete sei, sei aus dem Wasser gezogen worden.

Der Flug der neuartigen Rakete mit dem militärischen Aufklärungssatelliten «Malligyong-1» sei nach dem Start von der Sohae-Startanlage zunächst normal verlaufen, berichteten Nordkoreas Staatsmedien unter Berufung auf die nationale Behörde für Raumfahrtenwicklung.

Dann seien jedoch Probleme bei der Zündung der zweiten Raketenstufe aufgetaucht und die Rakete habe an Schubkraft verloren. Die «schwerwiegenden Fehler» würden untersucht, um so bald wie möglich den zweiten Satellitenstart folgen zu lassen.

Nordkorea hatte den Start angekündigt. Das Nachbarland Japan wurde davon informiert, dass das Startfenster vom 31. Mai bis zum 11. Juni reiche. Nordkoreas Machthaber hatte im April die Weisung ausgegeben, in Zukunft nacheinander mehrere Aufklärungssatelliten auf verschiedenen Erdumlaufbahnen auszusetzen, um den «Bedrohungen» der USA und Südkoreas besser begegnen zu können.

Mutmasslicher Spionagesatellit 

Beiden Ländern wirft Pjöngjang eine feindselige Politik vor. Im April dieses Jahres schoss Nordkorea zu Testzwecken erneut eine Interkontinentalrakete (ICBM) ab, die theoretisch auch US-Territorium erreichen kann.

Diesmal war es der erste Versuch eines Satellitenstarts des Landes seit 2016 und der erste mit einem mutmasslichen Spionagesatelliten. «Bei diesem angeblichen Weltraumstart wurden Technologien eingesetzt, die in direktem Zusammenhang mit dem nordkoreanischen Programm für ballistische Interkontinentalraketen stehen», teilte der nationale Sicherheitsrat der USA am Dienstagabend (Ortszeit) mit.

Deeskalation mit diplomatischen Mitteln sei immer noch möglich, aber Pjöngjang müsse seine provokativen Handlungen sofort einstellen. Der Raketenstart erhöhe die Spannungen in der Region und könne die Sicherheitslage destabilisieren.

Dieses Foto soll Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und seine Tochter beim Besuch der nordkoreanischen Raumfahrtbehörde am 16.05.2023 zeigen. Die Aufnahme wurde von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zur Verfügung gestellt und kann nicht unabhängig verifiziert werden.
Dieses Foto soll Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und seine Tochter beim Besuch der nordkoreanischen Raumfahrtbehörde am 16.05.2023 zeigen. Die Aufnahme wurde von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zur Verfügung gestellt und kann nicht unabhängig verifiziert werden.
Bild: Keystone/KCNA/KNS

Guterres verurteile «nachdrücklich» den Start eines militärischen Satelliten, hiess es in einer Erklärung des Sprechers des UN-Generalsekretärs. «Jeder Start unter Verwendung ballistischer Raketentechnik verstösst gegen entsprechende Beschlüsse des Sicherheitsrats.»

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea, das schon mehrere Atomtests unternommen hat, den Start von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen, die – je nach Bauart – auch mit einem oder mehreren Atomsprengköpfen ausgerüstet werden können. Nach einer beispiellosen Serie von Raketentests im vergangenen Jahr hat Nordkorea auch in diesem Jahr wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen getestet.

dpa/dor