Gewalt bleibt aus Nur wenige Trump-Anhänger bei Demo vor Kapitol

dpa/tgab

19.9.2021 - 15:02

Die Sicherheitsbehörden fürchteten neue Ausschreitungen während der angekündigten Pro-Trump-Demo am Kapitol. Die Polizei war gut vorbereitet, hatte dann aber vor Ort wenig zu tun.
Die Sicherheitsbehörden fürchteten neue Ausschreitungen während der angekündigten Pro-Trump-Demo am Kapitol. Die Polizei war gut vorbereitet, hatte dann aber vor Ort wenig zu tun.
Bild: KEYSTONE/MICHAEL REYNOLDS

Zu einer Demo in Washington für Angeklagte der Kapitol-Erstürmung letzten Januar kam kaum jemand. Sicherheitsbehörden hatten mit bis zu 700 teils gewaltbereiten Teilnehmern gerechnet und sich entsprechend vorbereitet.

19.9.2021 - 15:02

Bei einer Demonstration von Anhängern des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump vor dem Kapitol in Washington ist die befürchtete Gewalt ausgeblieben. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen versammelten sich am Samstag deutlich weniger Menschen als erwartet auf der historischen Flaniermeile National Mall vor dem Kongresssitz. Die Pro-Trump-Demo gut acht Monate nach der Erstürmung des Kapitols hatte die Sicherheitsbehörden beunruhigt – sie fürchteten neue Ausschreitungen. Die Kapitolpolizei berichtete nun von vier Festnahmen.

Die Demonstration war eine Solidaritätsveranstaltung für Angeklagte, die sich wegen der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar vor Gericht verantworten müssen. Organisator war ein früherer Mitarbeiter von Trumps Wahlkampfteam, Matt Braynard. Nach Polizeiangaben hatten die Veranstalter 700 Teilnehmer für die Demo angemeldet. Letztlich zählte die Polizei bis zu 450 Menschen im für die Kundgebung abgesperrten Bereich. Darunter waren aber auch Schaulustige und Pressevertreter.

Anhänger von US-Präsident Donald Trump stürmten im Januar das US-Kapitol.
Anhänger von US-Präsident Donald Trump stürmten im Januar das US-Kapitol.
Bild: dpa/Essdras M. Suarez/Zuma Press

Trump-Anhänger hatten das Kapitol in der US-Hauptstadt am 6. Januar gewaltsam erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Die beispiellose Attacke auf das Herzstück der US-Demokratie löste national wie international einen Schock aus. Trump musste sich wegen des Angriffs einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er seine Anhänger zuvor bei einer Kundgebung aufgestachelt hatte. Am Ende des Verfahrens wurde der Republikaner freigesprochen.



Braynards Gruppe ist der Ansicht, dass zahlreiche Demonstranten mit unverhältnismässiger Härte behandelt und als «politische Gefangene» festgehalten werden. Braynard behauptete in der Vergangenheit, dass etliche Demonstranten geglaubt hätten, die Erlaubnis zu haben, in das Kapitol einzudringen. Er forderte die Demonstranten während seiner Rede mehrfach auf, friedlich zu bleiben.

Demonstrierende skandierten: «USA, USA, USA»

Er und die Trump-Anhänger klatschten demonstrativ für die Kapitol-Polizei. Braynard rief die Demonstranten auch dazu auf, beim Verlassen des Geländes Sicherheitskräften und anderen freundlich zuzulächeln. «Wir werden weiter kämpfen», kündigte er an. Die Demonstrierenden skandierten unter anderem «USA, USA, USA».

Weniger Teilnehmende als von Behördenseite erwartet: Demonstrierende beim 'Justice for J6' protest', am Capitol Hill in Washington, DC am 18. September 2021.
Weniger Teilnehmende als von Behördenseite erwartet: Demonstrierende beim 'Justice for J6' protest', am Capitol Hill in Washington, DC am 18. September 2021.
Bild: KEYSTONE/MICHAEL REYNOLDS

Die geringe Beteiligung an der Kundgebung war keine Überraschung. Einflussreiche Persönlichkeiten der extremen Rechten hatten Medienberichten zufolge ihren Anhängern sogar davon abgeraten, zu der Demo zu kommen. Sie behaupteten, die Veranstaltung sei eine Falle. Es kursierten Gerüchte, wonach die Regierung versuche, Demonstranten nach Washington zu locken, um sie dort festzunehmen.

Einige Beobachter werten den Protest trotzdem als Erfolg für die Trump-Anhänger, weil sie grosse Aufmerksamkeit für ihre Botschaft erhalten hätten. «Diese ganze Umdeutung dient auch dazu, die Gewalt zu normalisieren, was höchst problematisch ist», sagte Alex Friedfeld von der Bürgerrechtsorganisation Anti-Defamation League dem Sender NPR. «Wenn ein Aufstand kein Verbrechen ist, wenn ein Versuch, die Regierung zu stürzen, kein Verbrechen ist, wo stehen wir als Land?»



Die Kapitol-Polizei, die nach der Kapitol-Attacke am 6. Januar in die Kritik geraten war, hatte für die Demonstration am Wochenende massiv aufgerüstet. Rund um das Kapitol wurde wegen der Demo vorübergehend wieder ein Zaun aufgebaut. Der Zaun war nach der Attacke im Januar errichtet und erst im Juli wieder abgebaut worden. Auch einige Gegendemonstranten gingen am Sonntag in Washington auf die Strasse.

dpa/tgab